Jan Ditgen wird bei seinen Shows als Experte eines Fachgebiets angekündigt. Das ist er aber gar nicht. Foto: Privat

Jan Ditgen ist Business-Kabarettist aus Köln. Auftritte als Dr. Jens Wegmann vor nichts ahnendem Publikum.

Köln/Oberndorf - Wenn Dr. Jens Wegmann bei Firmenveranstaltungen auf die Bühne tritt, befürchtet das Publikum meist einen trockenen Vortrag. Nach einem bewusst langatmigen Einstieg wird die Rede aber zur urkomischen Show.

"Es tut mir Leid für alle, die den Namen Wegmann tragen. Aber es ist der langweiligste, der mir eingefallen ist", sagt Jan Ditgen über seinen Künstlernamen.

Der Business-Kabarettist aus Köln hat im Jahr 2002 für seine Kunstfigur Dr. Jens Wegmann ganz gezielt einen unauffälligen Namen gesucht. Schließlich soll sein Publikum zunächst gar nicht wissen, dass ein Kabarettist auf der Bühne steht.

"Ich finde es schrecklich, wenn sich Komiker selbst schon einen lustigen Namen geben", sagt der 46-Jährige. Außerdem sei dann die Erwartungshaltung an den Künstler eine andere – ganz nach dem Motto: Zeig’ mir doch erst mal, dass du lustig bist, bevor ich lache.

Wegmann hat es da leichter. Von seinen Vorträgen erwartet das Publikum nichts Lustiges. Dazu trägt neben einem tief wissenschaftlich klingenden Vortragsthema auch sein Erscheinungsbild bei: Anzug, Krawatte, gegelte Haare – Wegmann passt rein äußerlich gut zu Tagungen oder Diskussionsrunden, die von Unternehmen veranstaltet werden. Dort wird der "Doktor" als Experte angekündigt. "Und dazu gehört nun mal auch ein Doktortitel", sagt Ditgen und lacht.

Im reellen Leben ist er gelernter Diplom-Kaufmann mit den Schwerpunkten Marketing und Wirtschaftspsychologie, einen Doktortitel trägt er nicht. Dieser ist Teil des Spiels.

Auf einmal fällt das Pult vor ihm zusammen

Dr. Wegmann mag es, mit seinen Zuhörern zu spielen. "Das Publikum ist doch umso glücklicher, wenn es im Vortrag nicht wie gedacht nur um Daten, Zahlen und Fakten geht." Also baut der Komiker nach einem recht monotonen Beginn über Inhalte aus der Branche des Unternehmens die ersten Gags ein. Mal fällt das Pult vor ihm teilweise zusammen, mal schleicht sich auf der Leinwand hinter ihm ein vermeintlicher "Virus" ein. Meist hüpft dabei das Logo eines Mitbewerbers über den Bildschirm. Mit den Worten "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt" wird dieses dann entfernt – beispielsweise indem das Logo vom Emblem des Veranstalters "verschluckt" wird.

Die Reaktionen des Publikums auf diese anfänglichen Gags fallen unterschiedlich aus, berichtet Ditgen. "Manchmal merken die Zuschauer lange nichts und schreiben brav über zehn Minuten mit. Manchmal bekommen sie schon nach 30 Sekunden einen Lachanfall."

Zufall sei das nicht. Aus seiner Erfahrung aus rund 60 bis 70 Auftritten pro Jahr hat er sich eine These zurechtgelegt: Wie schnell das Publikum lacht, hänge unter anderem davon ab, wie die hierarchischen Strukturen im Unternehmen seien. "Bei einem strengen Chef trauen sich die Mitarbeiter oft erst nicht zu lachen."

Nach einer Weile ist Dr. Jens Wegmann dann voll in seinem Element. Es folgt ein Sketch auf den anderen und auch der Letzte im Saal versteht, dass da ein Kabarettist auf der Bühne steht.

Auch wenn es ihm bei seinen Auftritten nach eigener Aussage "weniger ums Vermitteln von Inhalten geht" haben seine Sketche Aussagekraft. Durch das gemeinsame Lachen im Saal können gerade die Motivation und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Firmen-Mitarbeiter profitieren. Da darf gerne auch mal der Chef auf spielerische Art und Weise hochgenommen werden. "Ein Chef hat bei einem Seminar mal Dollar-Scheine an Mitarbeiter verteilt, wenn diese ihm gute Antworten gegeben haben. Also habe ich ihm in der Show auch eine Frage gestellt und anschließend einen Schein gegeben – der Saal war am Kochen vor Lachen", erinnert sich Ditgen.

Er spricht auch mal über Brutto-Cashflow

Um solche Interna einsetzen zu können, gibt es vor dem Auftritt Absprachen mit der Firmenleitung. Die können auch mal ins Detail gehen: "Einmal hatte ich einen Vortrag über einen Delta-Unterschied-Brutto-Cashflow. Da dauert das Einarbeiten natürlich etwas länger", sagt der Kabarettist und schmunzelt.

Bewährte Elemente seiner Show passt er ansonsten an die jeweilige Firmenbranche an. Damit sich seine Sketche nicht herumsprechen, taucht Wegmann gar nicht erst auf der Agenda der Veranstaltungen auf. "Sonst googlen ja alle vorher den Namen und schauen, wer das ist", sagt er. Und dann wäre der Spaß hinüber. Also vertritt Wegmann bei den Events meist offiziell einen Redner, der kurzfristig krank geworden war. Auch das ist Teil des Spiels.

Weitere Informationen:

www.kabarettist-fuer-unternehmen.de