Stuttgart - Natürlich, umweltfreundlich und vor allem frei von Bestandteilen wie Aluminium, Silikonen oder Parabenen: Von L’Oréal bis Nivea haben immer mehr Hersteller Bio-Kosmetikprodukte im Programm. Lohnt sich der Kauf?

Was mit der Bio-Banane begann, findet nun auch Einzug in die Kosmetik-Industrie. Die Produkte werden gern als "frei von"bestimmten Inhaltsstoffen beworben. Viele Bestandteile wie Aluminium im Deo haben tatsächlich negative Auswirkungen auf den Körper – aber auch Eigenschaften, die das Produkt erst richtig attraktiv machen. Ein Überblick.

Metall unter der Achsel: Aluminium
Die Bezeichnung "Mineral-Deo" in der Werbung klingt eigentlich gesund. Dahinter verbirgt sich allerdings ein umstrittener Stoff: Aluminium. Es ist ein häufiger Bestandteil von Deodorants, ist aber auch in Eau de Toilettes enthalten. Weil es Bakterien abtötet und die Poren verschließt, verhindert Aluminium Schweißgeruch. Es irritiert aber auch die Haut und trocknet sie aus. Besonders direkt nach dem Rasieren der Achseln kann es zu Juckreiz oder einer dauerhaften allergischen Reaktion kommen – der schnellste Weg für die Entstehung eines sogenannten Deo-Ekzems. Wer empfindliche Haut hat, sollte ein Produkt ohne Aluminium, Alkohol und Parfüm verwenden. Ob Aluminium krebserregend ist, wurde noch nicht bewiesen. Da der Stoff die elektrischen Nervenimpulse hemmt, behaupten einige Forscher, dass durch ihn die Gehirnaktivität verlangsamt und sogar Alzheimer ausgelöst werden könnte.

Der unechte Ochse: Synthetische Duftstoffe
Selbst wenn wunderschöne Blüten auf der Packung abgebildet sind, müssen noch lange keine natürlichen Aromen im Duft enthalten sein. Synthetisches Parfüm in Kosmetika kann allergische Reaktionen, Unwohlsein und Migräne hervorrufen. Die chemisch hergestellten Duftstoffe, in Alkohol gelöst, sind teilweise krebserregend und verändern das Erbgut. Weil sie länger haltbar sind als natürliche Duftstoffe, reichern sie sich im Körper und in der Umwelt an. Die gefährlichsten unter ihnen, die künstlichen Moschusverbindungen, konnten sogar in der Muttermilch nachgewiesen werden und stehen unter Verdacht, die Leber zu schädigen. Da diese Stoffe viel günstiger und in größeren Mengen hergestellt werden können als natürliche Düfte, bleiben sie in der Industrie Hauptbestandteil vieler Produkte.

Für immer haltbar: Parabene
Parabene töten Bakterien, deswegen werden sie in Kosmetika und Lebensmitteln als Konservierungsmittel eingesetzt. Cremes, Lippenstifte, Seifen, Sonnenschutzmittel, Enthaarungscremes und andere Schönheitsprodukte werden durch sie haltbar gemacht. Auf der Haut aufgetragen, verlieren die Parabene ihre konservierende Eigenschaften aber nicht. Der Körper nimmt sie auf und verteilt sie übers Blut, so dass sie sich in Leber und Niere ablagern. Außerdem können sie Allergien hervorrufen. Der Stoff führt beim Menschen zu einer erhöhten Bildung von Östrogenen, stört also den Hormonhaushalt. Allerdings gibt es noch keine Bestrebungen, die schädliche Wirkung der Parabene genauer zu untersuchen. Obwohl sie unter Verdacht stehen, Brustkrebs auszulösen, sind sie weiterhin als Zusatz erlaubt.

Aus der Fuge auf die Wange

Droge für die Haut: Paraffin
Als Paraffine wird eine Gruppe von künstlichen Stoffen bezeichnet, deren Basis Erdöl ist. Da sie sehr günstig hergestellt werden können, ersetzten sie hochwertige pflanzliche Öle. Man findet sie in Cremes, Seifen, Badeölen und Lippenpflegestiften. Am bekanntesten sind die Paraffine Vaseline und Mineralöl, die auf den Produktverpackungen beworben werden. Sie sorgen für ein seidig-weiches Gefühl beim Auftragen. Allerdings lösen sie genau das Gegenteil aus: Der Paraffin-Film legt sich über die Haut und verschließt die Poren, wodurch ihre natürlichen Funktionen gestört werden. Beispielsweise wurde nachgewiesen, dass nach fünfmaligem Benutzen eines Pflegestiftes die Lippen ihre natürliche Feuchtigkeit verlieren. Das wird auch als Labello-Effekt bezeichnet: Die Haut wird sozusagen abhängig von der Kosmetik.

Aus der Fuge auf die Wange: Silikone
Die Silikone kennt man eigentlich von Brustvergrößerungen oder den Fugen im Badezimmer. In Haarspülungen oder Shampoos erzielen sie genau denselben Effekt. Der Stoff legt sich wie ein Film um die Haare und füllt brüchige Stellen auf. Danach sind sie geschmeidiger und lassen sich besser kämmen. Durch häufiges Waschen reichern sich die Silikone jedoch an, so dass die Haare schwer und schlapp werden. Herauswaschen lassen sich die Stoffe mit einem silikonfreien Shampoo. In Cremes wirkt der Stoff wie ein Falten-Füller. Dadurch, dass er die Haut verschließt, trocknet sie aber aus, ähnlich wie beim Labello-Effekt.

Transporter für Schadstoffe: PEG Die Abkürzung PEG steht für Polyethylenglycole. Diese Stoffe wirken wie Emulgatoren: Sie helfen dabei, Wasser, Fett und Öle dauerhaft zu verbinden. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig, um die einzelnen Bestandteile in Cremes, Duschgels und vielen anderen Kosmetika zusammenzuhalten. Die PEG sind auf der Inhaltsstoffliste oft ausgeschrieben. Man erkennt sie dann an der Wortendung "-eth“, beispielsweise Ceteareth oder Steareth. An sich sind die Emulgatoren ungefährlich. Da sie aber die Zellwände angreifen und durchlässig machen, helfen sie dabei, andere Schadstoffe im Kosmetikprodukt durch die Haut in den Körper zu schleusen.