Die Gemeinde Binzen will das weitere Vorgehen bei der Errichtung eines Nahwärmenetzes abhängig von der Förderung machen. 32 Binzener wollen bisher ihr Haus daran anschließen lassen, wie aus einer Umfrage der Energieagentur Südwest hervorgeht.
Jörg Weyden und Jessica Bieser (beide Energieagentur Südwest) haben im Gemeinderat das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zum Wärmenetz in Binzen vorgestellt. Nach der Debatte, an der sich auch die Bürger beteiligen konnten, entschied der Gemeinderat einstimmig, die Bundestagswahl abzuwarten und dann zu schauen, wie die neue Regierung Wärmenetze fördern will.
Bürgermeister Andreas Schneucker wies auf eine Erfahrung mit dem Baugebiet „Kandergrund“ hin, wo über Nacht die Förderung weggefallen sei, wie er berichtete.
Er will ferner mit Badenova Wärmeplus beraten, welches Betreibermodell – Eigenbetrieb, Energiegenossenschaft, Contracting – das beste ist und mit dem Gasnetzkonzessionär darüber sprechen, welche Konsequenzen es für das Erdgasnetz hätte, wenn ein Nahwärmenetz errichtet würde. Ob es dann wie in Mannheim stillgelegt werden solle?
Gemeinderat entscheidet über Betreibermodell
Über das Betreibermodell werde in jedem Fall der Gemeinderat diskutieren und entscheiden, versicherte Schneucker. Er versprach, die Bürger durch regelmäßige Informationsveranstaltungen auf dem Laufenden zu halten.
Die beiden Referenten erinnerten daran, dass die interkommunale Wärmeplanung des Landkreises Lörrach ein Wärmenetzeignungsgebiet südlich der Kander festgelegt hat. Die Energieagentur Südwest hat die Hauseigentümer, von denen die meisten ihr Haus mit Erdgas, einige auch mit Öl oder Biomasse heizen, in diesem Gebiet angeschrieben. 32 kündigten nach Angaben der Energieagentur Südwest an, sich an das Nahwärmenetz anschließen zu wollen, 14 seien sich noch nicht sicher und sieben Personen wollten keinen Netzanschluss. Um von der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) zu profitieren, braucht es 16 Gebäude oder mehr als 100 Wohneinheiten. Diese Vorgaben wäre laut der Umfrage erfüllt.
Die Energieagentur schlägt einen Ausbau in zwei Stufen vor. In der ersten Stufe würden etwa 57 Häuser an der Kirchstraße und an der Hauptstraße und die „Ankerkunden“ im Ortskern (Rathaus, Kirche und kommunale Wohngebäude) an das Nahwärmenetz angeschlossen. Mit Ausbaustufe 2 würde dann der Rest des Wärmenetzeignungsgebiets angeschlossen. 286 Hausanschlüsse könnten bis 2040 entstehen.
Als Energieträger käme Holzhackschnitzel zum Einsatz, die Wärmegestehungskosten würden in Ausbaustufe Eins mit einer Förderung 14,1 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) betragen, ohne Förderung 17,6 ct/kWh.
Je mehr sich anschließen, desto geringer die Kosten
Jörg Weyden betonte, je mehr Hauseigentümer sich an das Netz anschließen würden, desto geringer seien die Kosten für den Einzelnen. Die Wärmegestehungskosten setzen sich zusammen aus den verbrauchsgebundenen, den betriebsgebundenen (Wartung und Betrieb des Netzes) und den kapitalgebundenen Kosten (Errichtung technischer Anlagen) wie Jessica Bieser erläuterte.
Als Wärmeerzeuger soll mittelfristig auch Geothermie verwendet werden. Die kommunale Wärmeplanung für Binzen geht laut einer Projektskizze davon aus, dass 2040 die Hälfte des Wärmebedarfs des Wärmenetzes mit Erdwärme gedeckt werden könne.
Eine Bürgerin wies darauf hin, dass die Geothermiebohrungen in Basel zu Erdbeben geführt hätten. Schneucker entgegnete ihr, dort sei ein Verfahren angewandt worden, das in Deutschland nicht zulässig sei. „Wo kann Geothermie klappen wenn nicht im Oberrheingraben?“, fragte Weyden. Oliver Baumert fragte, warum nicht zunächst der Bereich nördlich der Kander ein Nahwärmenetz bekomme. Weyden meinte, hier sei kein Nahwärmeeignungsgebiet festgelegt, daher gebe es keine Förderung. Er sagte, die Preise der Energieträger liessen sich nicht exakt vorhersagen. Wenn der Preis für Gas etwa auf sechs Cent pro kWh falle, sei die Fernwärme tot. Wenn der Kohlendioxid-Preis steige, würde indessen auch die Wärmeerzeugung mit fossilen Energieträgern teurer.
Ein Bürger wollte wissen, ob parallel zu den Nahwärmeleitungen auch andere Gewerke verlegt werden könnten. Das sei sinnvoll, entgegnete ihm Schneucker.