Brigitte Wolpert (von links), Regina Günzel und Isabel David freuen sich über den restaurierten Pavillon im Binsdorfer Klostergarten. Foto: Schnurr

Mit dem Wiederaufbau des historischen Pavillons ist der erste Schritt zur Restaurierung des Binsdorfer Klostergartens geschafft.

Geislingen-Binsdorf - Das ehemalige Dominikanerinnenkloster wurde 1685/1686 gebaut. 1727 entstand der barocke Garten dahinter.

Garten wird im 18. Jahrhundert angelegt

Es handelt sich um einen klassischen Klostergarten mit Kreuzweg und Springbrunnen im Zentrum, weiß die Landschaftsarchitektin Isabel David. Sie kennt das Gelände wie kaum jemand sonst und ist maßgeblich an der "Wiederherstellung" des Gartens beteiligt.

Diese wird noch eine ganze Weile dauern. Doch ein erster, wichtiger Schritt ist mit der Renovierung des Pavillons geschafft: Zwischen Sommer 2021 und Sommer 2022 wurde er bei Dieringer Holzbau in Rangendingen hergerichtet. Jetzt steht er wieder an seinem angestammten Platz, gedeckt mit leuchtend grünen Schindeln.

Vielfältige Bedeutung für das Kloster

Der Garten hatte als "Hortus conclusus" (verschlossener Garten) vielfältige Bedeutung für das Kloster. Ganz profan wurden darin Gemüse, Obst, Kräuter und Blumen angepflanzt.

Sein Herzstück war der Kreuzgarten. Er diente der Kontemplation der Dominikanerinnen, also der religiösen Versenkung – heutige Teenager würden vielleicht "Chillen" sagen. Dafür stellte der Pavillon mit Blick auf die schön gestaltete Gartenanlage einen Rückzugsort dar.

Zu sehen ist dieser auf einem historischen Gemälde des Klosters von Johann Georg Bergmüller aus dem Jahr 1732. Gut zu erkennen ist auf diesem, dass sowohl der den Kreuzgarten umfassende Zaun als auch der Pavillon rot gestrichen waren. Das Rot tauchte in vielen Klostergärten auf und es ist absehbar, dass der Binsdorfer Pavillon wieder im ursprünglichen Farbton gestrichen wird.

Heutiger Pavillon wurde um 1900 gebaut

Der heutige Pavillon mit seinen gitterartigen Lattenwänden – sogenannte Treillage-Architektur – wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Ersatz des ursprünglichen gebaut. Für Fachleute ist er klar vom Jugendstil inspiriert, was sich nicht zuletzt an für die 1890er-Jahre typischen Verzierungen zeigt.

Allerdings wurden damals auch Teile der barocken Deckung wiederverwendet. Das hat die Restaurierung bewahrt. So blieben die grünen Ziegel erhalten, einst Komplementärfarbe zum ursprünglichen Rot des Holzes.

Neue, grüne Ziegel sind handgefertigt

Der Architekt Timo Raible hat bei einer Spurensuche im Klosterkeller die alten Originalziegel entdeckt. Leider waren sie so filigran, dass sie keinem Hagel mehr standhielten, und mussten ersetzt werden. Mit auffälliger, grüner Glasur wurden diese im Klinkerwerk Julius Rall in Echterdingen handgefertigt.

Raible berichtet weiter, die verwendete Biberschwanz-Einfachdeckung sei eine Besonderheit: Die Abstände zwischen den Latten sind größer als bei der Doppeldeckung, daher werden die Ziegel mit Schindeln darunter ergänzt, die den Stoß zwischen den Ziegeln abdecken.

Das spart etwa 40 Prozent Baumaterial und war historisch üblich. "Das sieht man heute kaum noch", ergänzt Isabel David.

Bei der Restaurierung des Pavillons wurde möglichst viel Substanz des Altbestands erhalten. Nur an Stellen, die durchgefault waren, hat die Firma Dieringer neues Holz verwendet.

Alle Materialien für die Restaurierung stammen aus der Region. So wurde beispielsweise Stein aus Renfrizhausen dafür verwendet und Nadelholz aus Heiligenzimmern – Fichte, Kiefer, Lärche und Tanne.

Anlage von hohem dokumentarischem Wert

In diesem Jahr wurde mit einem Georadar der Boden des Binsdorfer Klostergartens untersucht. Dabei wurden teilweise noch Bauteile aus der Barockzeit entdeckt.

Alle einstigen Strukturen des Gartens sind noch vorhanden, selbst die Wegbegrenzung mit hohen, schmalen Steinplatten ist zu erkennen: "Das ist eine absolute Ausnahmeanlage", betont die Landschaftsarchitektin David. Beispielsweise sind die Löcher für den Lattenzaun noch in den Blöcken aus Binsdorfer Stubensandstein zu erkennen.

Ein Glücksfall für den Denkmalschutz

Bis ins 20. Jahrhunder bestand ein hoher Anspruch an den Garten, betont der Architekt Raible: Noch in den 1930er-Jahren hat der damalige Binsdorfer Stadtpfarrer August Konzet einen namhaften Gartenarchitekten engagiert, um diesen instandzusetzen.

Dieser "Neubau" orientierte sich aber am Ursprungskonzept: "Die verstanden das", erkennt Raible an. Die Erneuerung behielt auch den Standort des Pavillons sowie dessen Gestaltung mit transparentem Lattenwerk bei. Ein Glücksfall für den Denkmalschutz, von dem Binsdorf noch lange profitieren kann.