Das Land Baden-Württemberg will die schulische Leistung von Flüchtlingskinder mit einem einzigartigen Bildungstest testen. (Symbolfoto) Foto: dpa

Bildung ist für Kultusminister Stoch der Schlüssel zur Integration. Der Südwesten will künftig als erstes Land Flüchtlingskinder auf ihre Fähigkeiten testen und bekommt dafür Geld vom Bund.

Stuttgart - Mit neuen Bildungstests will das Kultusministerium in Baden-Württemberg künftig das Leistungsniveau von Flüchtlingskindern testen. „Das wird neu und innovativ sein“, sagte Kultusminister Andreas Stoch (SPD) am Montag in Stuttgart im Vorfeld einer Fachtagung zur Bildung von Flüchtlingskindern. Das Land Baden-Württemberg soll mit solchen Tests Pionier in Deutschland sein und bekommt dafür Geld vom Bund. Der Check soll ab Mitte Februar beginnen, spielerisch am Computer erfolgen und ohne, dass dafür große Deutschkenntnisse nötig sind.

Das Kultusministerium hofft darauf, dass Flüchtlingskinder nach einer Einstufung durch den Test schneller im normalen Schulbetrieb Fuß fassen und parallel zum Unterricht durch gezielte Förderung Deutsch lernen können. Derzeit besuchen rund 12.000 junge Flüchtlinge die rund 2160 sogenannten Vorbereitungsklassen, bis sie Deutsch sprechen.

Passgenaues Bildungsangebot

Stoch bezeichnete ein gutes und passgenaues Bildungsangebot als „Schlüssel für Integration“. Kinder seien oft die Brücke zur Integration einer ganzen Familie.

Nach den ersten Versuchen mit dem Bildungstest im Südwesten (Potenzialanalyse) können nach Angaben des Kultusministeriums ab September andere Bundesländer die Verfahren übernehmen. Die Kinder werden demnach unter anderem in Mathe und Englisch sowie beispielsweise auf Konzentrationsfähigkeit und Selbstorganisation geprüft. Im Kultusministerium geht man davon aus, dass alle Kinder an dem freiwilligen Test teilnehmen, um später ihrem Leistungsniveau entsprechend unterrichtet zu werden. Das Bundesbildungsministerium stellt für die Entwicklung des Verfahrens zwei Millionen Euro für die Jahre 2016 bis 2018 bereit.

Fähigkeiten außerhalb der Wissensabfrage, etwa Selbstorganisation und methodische Kompetenz, werden Kinder aus Syrien aber vor Herausforderungen stellen. Das sagte der syrische Englischlehrer und ehemalige Schuldirektor Mohammad Alhussan (44) bei der Fachtagung des Kultusministeriums. Alhussan ist aus Syrien geflüchtet. Seinen Angaben zufolge wird von Schülern in Syrien keinerlei eigene Recherche oder Auseinandersetzung mit einem Thema verlangt. Vielmehr gehe es darum, dem Lehrer zuzuhören und sich Dinge zu merken. Eine Klasse bestehe aus 50 bis 60 Kindern. Die vom Kultusministerium geplanten Tests hält er dennoch für richtig.

Darüber hinaus will das Kultusministerium künftig bei der Registrierung am Flüchtlingsdrehkreuz in Heidelberg erfassen, welche Schule ein Kind zuletzt besucht hat. „So sorgen wir dafür, dass die Kinder und Jugendlichen möglichst schnell an ihre bisherige Bildungsbiografie anschließen können“, sagte Staatssekretärin Marion von Wartenberg.