Seit einigen Jahren besitzt der Trägerverein das Haus Sonnenblick in Unterlengenhardt. Es soll saniert werden. Foto: Krokauer

Bildung: Vertreter des Trägervereins stellen ihr Konzept vor / Kinder kommen aus vier Landkreisen

Die Freie Dorfschule in Unterlengenhardt besteht seit 15 Jahren. Derzeit besuchen 51 Schüler die Einrichtung. Sie platzt aus allen Nähten und muss erweitert werden. Träger ist der Verein für ein freies Erziehungswesen Unterlengenhardt.

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Seit einigen Jahren besitzt der Trägerverein das Haus Sonnenblick in Unterlengenhardt. Das Gebäude steht seit längerer Zeit leer. Die Waldorfschule nutzte es nur teilweise und vorübergehend, weil die Räume der ehemaligen Café-Pension für den Unterricht auf Dauer nicht geeignet sind. Der Träger dachte bereits über einen Abriss und einen Neubau nach, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins für ein freies Erziehungswesen Unterlengenhardt.

Die Substanz des Gebäudes ist jedoch gut und erhaltenswert. Außerdem gehört das Haus zum Ortsbild. Deshalb beschloss der Trägerverein der Schule, das Haus neu zu nutzen. Er will den bereits zum Zeitpunkt des Kaufes vorhandenen Sanierungsstau beseitigen und die gesamte Technik auf den neuesten Stand bringen. Für die energetische Sanierung des Gebäudes beantragte der Verein eine Förderung bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). "Dass die Heizung noch so lange durchgehalten hat, war für uns jeden Winter wieder ein Wunder", meint dazu Pauline Schmidt, Gründungsmitglied des Vereins und früher in dessen Vorstand. So viele Räume wie möglich werden für die Schule geändert und angepasst.

Barbara Thun und Patrick Kudraß vom Vereinsvorstand stellten in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates von Bad Liebenzell die Planungen und die Finanzierung für das Projekt vor. Die derzeitigen Schulräume sind Provisorien, die zum Teil in dem ehemaligen Gasthaus Sonnenblick und zum Teil in dem in den 1980er-Jahren erbauten Massiv- und Holzbau untergebracht sind, heißt es in der Vorlage zur Sitzung des Gemeinderates. Die Gebäude müssen auf Vordermann gebracht werden. Die Schule braucht für deren Nutzung fünf Klassenräume mit mindestens jeweils 45 Quadratmeter Fläche, geeignet für den differenzierten, jahrgangsübergreifenden Unterricht. Um diesen Unterricht für die 51 Schüler in den Jahrgangsstufen eins bis zehn kümmern sich vier Klassen- und drei Fachlehrer, berichtet Pauline Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion: "Wir haben einen guten Zulauf." Es gebe Wartelisten. Die Kinder kommen aus vier Landkreisen. "Jedes Jahr ziehen sogar ein bis zwei Familien aus anderen Bundesländern hierher, um ihre Kinder auf die Dorfschule zu schicken", heißt es in der Pressemitteilung des Trägervereins. Die meisten Schüler wechseln später an eine andere Schule, um die Mittlere Reife oder das Abitur zu erwerben. Die Prüfungen für den Hauptschulabschluss legen die Jugendlichen ebenfalls an einer anderen Schule ab.

Im westlichen Teil des Hauses Sonnenblick entstehen Klassenzimmer mit Garderobe, Lager und barrierefreier Toilette. Des Weiteren sind Räume für den Kunstunterricht, für Veranstaltungen und für eine Bibliothek eingeplant. Darüber hinaus lässt der Träger ein Büro, ein Lehrerzimmer und Räume für das Archiv, die Lehrmittel und den Theaterfundus einrichten.

Nach der neuesten Kostenschätzung vom August gibt der Trägerverein für alle Arbeiten im Schulbereich 935 000 Euro aus. Die KfW gibt ein Darlehen in Höhe von 520 000 Euro. Dabei gewährt sie 40 Prozent als Zuschuss. Der Verein bringt Eigenmittel in Höhe von 70 000 und Eigenleistungen im Wert von 67 000 Euro auf. Es bleibt derzeit eine Finanzierungslücke von 278 000 Euro. Hier hofft der Verein auf die Unterstützung der Stadt, Gelder von Stiftungen, Spenden und weitere Kredite. Außerdem will der Verein sich mit zusätzlichen Eigenleistungen einbringen. "Eine Bürgschaft der Stadt wäre vorteilhaft", sagte Kudraß in der Gemeinderatssitzung.

Neben Räumen für die Schule entstehen im östlichen Teil des Hauses Sonnenblick zwei Wohnungen im Wert von rund 430 000 Euro. Auch hier gewährt die KfW einen Kredit, der teilweise als Zuschuss gezahlt wird. Das Land fördert die Wohnungen aus dem Programm Entwicklung Ländlicher Raum (ELR) mit fast 38 000 Euro. Der Schul- und der Wohnbereich werden durch eine Brandmauer strickt getrennt.

Für die Wärme in der gesamten Anlage sorgt künftig eine Pelletsheizung. Außerdem bekommt das Areal einen Anschluss an das Fernwärmenetz.

Der Gemeinderat von Bad Liebenzell nahm das Projekt zur Kenntnis. Über einen Zuschuss der Stadt sowie eine Bürgschaft werde das Gremium in seiner Sitzung im Oktober beraten, sagte Hauptamtsleiter Werner Komenda in der jüngsten Ratssitzung.