Der Anbau der Reuchlin-Schulen wird wegen eines Kellers und eines Aufzugs deutlich teuerer als zunächst geplant. Foto: Markus Beyer

Weil der geplante Anbau an den Reuchlin-Schulen in Bad Liebenzell noch einen Keller und einen Aufzug braucht, soll er nun rund 1,6 Millionen Euro kosten. Zuvor war noch die Rede von 800 000 Euro.

Bad Liebenzell - Dass es Kostensteigerungen bei Bauprojekten gibt, zumal in der aktuellen Lage, daran hat man sich ja fast gewöhnt. Dass sich die Kosten schon in der Planungsphase fast verdoppeln, ist dann doch ungewöhnlich – vor allem innerhalb von nicht mal vier Wochen. Genau das ist aber beim geplanten Anbau der Reuchlin-Schulen in Bad Liebenzell nun passiert.

"Super Lösung" oder "geniale Idee" – die Stadträte waren in der Oktober-Sitzung noch hellauf begeistert. Ein 800 000 Euro teurer Neubau sollte das Platzproblem vor und nach der Sanierung der Schule durch sechs neue Klassenzimmer lösen. Weil eine Unterbringung der Schüler andernorts oder eine Container-Lösung nicht möglich war, war das Gremium angetan von der raschen und verhältnismäßig günstigen Lösung.

Immenser Zeitdruck

In der Sitzung am Dienstag dann herrsche Ernüchterung. Architekt Markus Beyer stellte eine weiterentwickelte und geänderte Entwurfsplanung vor. Der in der Sitzung zuvor vorgestellte Entwurf sei unter "ziemlich immensem Zeitdruck entstanden". In der Zwischenzeit hätten sich deshalb ein paar Änderungen ergeben.

Zum einen müsse das Gebäude etwas von der Multifunktionshalle abgesetzt werden, da hier Rohre der Lüftungsanlage verliefen. Zum anderen ergäben sich durch die dauerhafte Nutzung des Gebäudes – ursprünglich war man von einem Provisorium ausgegangen – andere bauliche Vorgaben. Dies beträfe vor allem die Barrierefreiheit, den Brandschutz und die Sanitäranlagen.

Keller und Aufzug

Bisher habe man eine Pfahlgründung geplant, so Beyer. Da die WCs aber nirgends Platz fänden, werde nun ein Untergeschoss beziehungsweise ein Keller benötigt. Hier könnten die WCs untergebracht werden. Und auch ein Lagerraum für die Halle – der frühere ist durch die Lüftungsanlage belegt – könne dort entstehen. Um einen barrierefreien Zugang zu allen Stockwerken zu ermöglichen, sei zudem ein Aufzug vorgeschrieben. Zusätzlich gebe es zum Obergeschoss einen Zugang über den Pausenhof.

Statt der 800 000 Euro aus der Sitzung im Oktober, die übrigens nur die Nettokosten umfassten, müsste die Stadt für den neuen Entwurf knapp 1,6 Millionen Euro zahlen. Dabei handelt es sich diesmal um die Bruttokosten. Vergleicht man aber Brutto mit Brutto, ergibt sich eine Steigerung um immer noch etwa 400 000 Euro.

Dauerhafte Nutzung

Diese Preissteigerung ließ einige Stadträte kräftig schlucken. Das sei viel Geld, so Katrin Heeskens (UL). Sie sei dafür, nur das zu machen, was man unbedingt benötige. Joachim Eppel (UL) fragte, ob man den Aufzug unbedingt brauche. Beyer erklärte, dass man während der Sanierung darauf verzichten könne. Für eine dauerhafte Nutzung brauche man aber den Aufzug.

Thomas Becker (UL) fragte, von wem denn die nachträglichen Wünsche gekommen seien. Von der Schule und der Stadt, erklärte Beyer. Volker Kliewer (UL) waren die Mehrkosten nur dafür dass man einen Lagerraum habe, zu hoch. Ekkehard Häberle (CDU) erinnerte an die Kosten der Abschreibungen. Nutze man das Gebäude für 40 Jahre, müsste die Stadt jährlich etwa 64 000 Euro abschreiben. Dazu kämen noch die Bewirtschaftungskosten, ergänzte Kämmerer André Kaufmann.

"Die Container hätten bloß 750 000 Euro gekostet", bezog sich Erich Grießhaber (Grüne) auf die Sitzung im Oktober. Man habe sich auch deshalb für den Anbau entschieden, weil der ursprünglich nicht wesentlich teurer gewesen sei. Bürgermeister Roberto Chiari entgegnete, dass man mit dem Anbau etwas habe, das bleibt.

Anpassung möglich

Thomas Seeger vom Bauamt erklärte, dass Keller oder Pfahlgründung lediglich einen Kostenunterschied von knapp 30 000 Euro ausmachten. Auch beim Aufzug habe man sich für ein einfaches Modell entschieden. Das geplante Gebäude biete zudem einen weiteren Vorteil. Die Klassenzimmer seien nur durch Trennwände unterteilt. Man könne auch für eine spätere Nutzung – zum Beispiel für die Grundschule oder die Nachmittagsbetreuung – die Räume in ihrer Größe leicht anpassen.

Langfristiger Nutzen

Natürlich befinde sich die Stadt in einem "engen Kostenkorsett", so Chiari. Und wenn man das Gebäude jetzt so baue, müsse man an anderer Stelle sparen, stellte er klar. "Es ist Pest oder Cholera", meinte er. Auf der anderen Seite schaffe man etwas, das einen langfristigen Nutzen habe. "Wir haben keine Wahl", meinte Heeskens resigniert. Der Gemeinderat entschied sich schließlich bei Gegenstimmen von Thomas Becker und Joachim Eppel (beide UL) für den neuen Entwurf.