Weniger Leistungsdruck, mehr Zeit für AGs und außerschulische Aktivitäten: Das erhofft sich die Schule von der Umstellung ab dem kommenden Schuljahr.
Die 15 neuen Fünftklässler, die am 9. September am Progymnasium Alpirsbach begrüßt werden, können ihr Abitur erstmals seit 2004 wieder nach neun statt acht Jahren ablegen. Davon berichtet die Schule in einer Pressemitteilung.
Bislang gingen die rund 100 Schüler bis zur neunten Klasse ans Progymnasium, bevor sie meist im Alter von 15 an eine weiterführende Schule wechselten. Der neue Jahrgang wird wieder bis Klasse 10 am Progymnasium Alpirsbach bleiben, wodurch die Schülerzahl und auch die Anzahl der Lehrkräfte wieder steigen wird. Ein Platzproblem, was an anderen Schulen befürchtet wird, sollte sich aber vorerst nicht ergeben, teilt die Schule mit, da die Werkrealschule und Realschule Oberes Kinzigtal aufgrund des Wegfalls der Werkrealschule kleiner wird.
Französisch ab Klasse 7
Für den Erwerb des Lernstoffs, der bei G8 in den Klassen fünf bis neun vermittelt wurde, haben die Schüler nun ein Jahr mehr Zeit. Hierdurch sinkt der Leistungsdruck, die Schüler haben wieder mehr Zeit um sich durch die Teilnahme an AGs oder Auslandsaufenthalten auszuprobieren und den Lernstoff gründlicher zu üben, stellt das Progymnasium in seiner Mitteilung fest.
Laut eines Schreibens von Ministerin Theresa Schopper (Bündnis 90/Die Grünen) sieht der vom Ministerrat genehmigte Gesetzesentwurf vor, dass Deutsch, Mathe und Englisch in den Klassen 5 und 6 zusätzlichen Unterricht erhalten. In G9 beginnt Französisch vermutlich erst ab Klasse 7. Durch die Erweiterung des Basiskurses Medien und des Schulfachs Informatik könnten die Schüler fortan die Kompetenzen im Umgang mit Medien besser erwerben. Das naturwissenschaftliche und technische Profil der Schule solle um die Vermittlung von Expertenwissen im Bereich Informatik erweitert werden.
Zwei bis drei Stunden weniger Unterricht pro Woche
Neben dem am Progymnasium üblichen Sozialpraktikum in Klasse 9 und Berufs- und Studienorientierung an Gymnasien (Bogy) in Klasse 10 solle es weitere Praktika und mehr Praxisanteile geben. Die am Progymnasium üblichen Klassenlehrerstunden in Klasse 5 und 6 würden verbindlich und sollten auch zur altersgemäßen
Demokratiebildung genutzt werden, so Schopper. Ebenso würde nun das bereits praktizierte Mentorensystem verpflichtend und auf alle Klassenstufen ausgedehnt.
Bei 14,3 Wochenstunden, die laut Ministerschreiben durch die Umstellung zu G9 für einen Zug hinzugewonnen werden, haben die neuen Fünftklässler zwei bis drei Stunden weniger Unterricht pro Woche als bislang im G8-System.
Bedürfnis vieler Familien
Durch die Stundenreduzierung wird es nun möglich sein, sofern es die Personal-, Fachraum- und Hallenkapazitäten zulassen, den Nachmittagsunterricht stark zu reduzieren und den Schülern noch mehr Zeit für Erholung, Familienleben und außerschulische Aktivitäten geben.
Dem Progymnasium ist bewusst, dass dies im Widerspruch zum verpflichtenden Aufbau eines Ganztagsangebots in den Grundschulen und dem Bedürfnis vieler Familien nach Betreuungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für ihre Kinder am Nachmittag steht. Die kürzlich verabschiedete Schulleiterin Rita Bouthier betonte in ihrem Elternbrief an die neuen Fünftklässlereltern, dass das Progymnasium ein breites Nachmittagsangebot mit Hausaufgabenbetreuung, Förderunterricht und Arbeitsgemeinschaften aufrechterhalten wolle.
Ablegen des Abiturs im 13. Schuljahr
Mit Bestehen der zehnten Klasse erwerben die Progymnasiasten ab 2030/31 – ohne zusätzliche Prüfungen wie in der Realschule – die Mittlere Reife. Anschließend können sie in die gymnasiale Oberstufe wechseln, die mit der Einführungsstufe und den beiden Kursstufen wie bisher drei Jahre dauert und das Ablegen des Abiturs im 13. Schuljahr ermöglicht.