Man kann Auto fahren. Oder man fährt Porsche. Wo der Unterschied liegt, zeigt das neue Porsche-Museum. Klicken Sie sich durch unsere Bilderstrecke.
In einem Porsche setzt man sich nicht einfach hin. Man flutscht eher in die tiefen Sitze hinein. So stellt sich Architekt Roman Delugan das auch bei seinem Museumsbau vor: "Die Besucher gleiten leichten Schrittes ins Foyer hinab."
Nach dem Abstieg über die schiefe Eingangsebene gelangt der Besucher ins schmucklose Foyer. Rechts ist der Museums-Shop, links eine winzige Cafeteria. Das Aha-Erlebnis - quasi das Umdrehen des Zündschlüssels - erfährt der Besucher auf der Rolltreppe nach oben. Nach diesem "Nadelöhr" (Delugan) öffnet sich unvermittelt zu allen Seiten die Ausstellungsebene im zweiten Obergeschoss, die auf drei Betonsäulen über dem Erdgeschoss schwebt.
Seite an Seite, oder wie auf Perlenschnüre aufgereiht, stehen 82 Porsche-Fahrzeuge. Wer dem chronologisch angeordneten Rundgang folgt, wird über sanft ansteigende Rampen einmal um das Zentrum im Kreis geführt. Mehrere Treppen erlauben Abkürzungen quer durch die Ausstellung hindurch.
Boden und Decke leuchten in edlem Weiß. Der Fußboden ist eine Spezialanfertigung, er besteht zu 85 Prozent aus zermahlendem Glas, ist öl- und benzinresistent und härter als Granit. Die Außenwände sind schwarz. Die Farbakzente kommen nur von den Fahrzeugen.
Bis auf die knappen Texte zu jedem Exponat und Statements zu Tugenden im Sportwagenbau - wie schnell, leicht oder stark - verzichtet das Ausstellungskonzept des Museumsspezialisten HG Merz bewusst auf jede Inszenierung. "Das Museum ähnelt eher einer Garage, die Wagen sprechen für sich", sagt er.
Merz hat auch die Dauerausstellung im 2006 eröffneten Mercedes-Benz Museum konzipiert. Während die Väter des Automobils in Untertürkheim aber die komplette Geschichte des Automobils mit 160 Fahrzeugen nachzeichnen, dazu historische Zusammenhänge formulieren und das Thema Mobilität an sich angehen, verzichtet Porsche in Zuffenhausen auf alle Zierrat und beschränkt sich auf das Wesentliche: Sportwagen.
Kleine Gesten gibt es dennoch: Der Golfsack, der für Ferry Porsche bei der Transportkapazität seiner Wagen Maß aller Dinge war, wird gezeigt; für Zuffenhausen liegen drei Ziegelsteine in der Vitrine, als Symbol für den Backsteinbau aus Gründertagen. Zu den Kuriositäten gehören der von der Belegschaft zusammengeschweißte viersitzige 928er, den der Patriarch 1984 zum 75. Geburtstag erhielt. Heute, 25 Jahre später, ist das Modell Panamera Wirklichkeit. Auch die Studie C88, mit dem Porsche 1994 bei den chinesischen Machthabern abblitze, überrascht.
Viele Details, vor allem an den zahlreichen Rennwagen, faszinieren. Einen Großteil seines Besuchs verbringt der Gast daher im Bücken. Alle Autos stehen am Boden und sind frei zugänglich. Damit will Porsche auch seine Philosophie des "rollenden Museums" ausdrücken: Fast alle Autos sind fahrbereit und werden bei Veteranenveranstaltungen eingesetzt. Die Museumswerkstatt ist ebenfalls zu besichtigen. Mercedes hingegen präsentiert seine Ausstellungsfahrzeuge häufig abgehoben, auf Podesten, an die Wand gehängt und hinter Absperrungen.
In ihrem Äußeren sind sich die beiden Markentempel trotz ihrer einzigartigen Architektur ähnlicher: Die Trutzburg von Mercedes wirkt genauso abgehoben wie der weiße Monolith von Porsche. Dessen Unterseite ist mit spiegelndem Blech verkleidet. Das Museum erhebt das Auto und spiegelt sich dabei selbst. So viel Selbstbewusstsein hat man in Zuffenhausen dann doch, bei aller professionellen Bescheidenheit.