TSG-Geschäftsführer Jonathan Annel (rechts) blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Hier beobachtet er mit Jonas Baumgartner zusammen ein Spiel. Foto: Kara

Auch die TSG Balingen befindet sich seit Samstag in der Winterpause: Wir haben Geschäftsführer Jonathan Annel getroffen und mit ihm Bilanz gezogen. In Teil I des Jahresrückblicks spricht er über Murat Isik, das Aufstiegsrennen in der Oberliga, einen möglichen Abgang von Halim Eroglu und vieles mehr.

Mit dem 1:1-Unentschieden in Reutlingen hat sich die TSG Balingen in die Winterpause verabschiedet. Am Mittwochvormittag empfängt uns Geschäftsführer Jonathan Annel für ein Bilanzgespräch. Es gibt viel zu erzählen. Geäußert hat er sich unter anderem zu folgenden Themen.

 

Die Entscheidung Murat Isik als Cheftrainer zu installieren: Vor fast genau einem Jahr wurde der A-Lizenz-Inhaber im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.

Auf die Frage ob er die Erwartungen erfüllt habe, antwortet Annel: „Man muss zwischen Erwartungen und Wünschen unterscheiden. Wir alle hätten gerne das Wunder in der Regionalliga noch geschafft. Das war aber realistischerweise sehr schwer, daher ist das halbe Jahr unter Murat unter anderen Gesichtspunkten zu sehen. Nach schwierigen Wochen im Herbst 2023 hatten wir Spiele, in denen die Mannschaft teils leblos war. Murat hat der Mannschaft seine eigene Handschrift gegeben und vor allen Dingen ganz viel Energie und Lust ins Team gebracht.“

Viel Lob für Murat Isik

Es folgte der Neuaufbau in der Oberliga. Auch diesbezüglich findet Annel lobende Worte: „Wir hatten einen wirklichen, großen Umbruch. Murat hat diesen voll und ganz mitgetragen und mitgestaltet. Dass es so gut läuft, hätte keiner erwartet.“ Außerdem hebt Annel lobend hervor, dass sich Isik auch für das große Ganze im Verein einbringt. So trägt er seine Expertise und Spielidee in die unteren Teams mit ein.

Das Sommertransferfenster: Annel gesteht: „Es gab schon harte Wochen. Murat und ich waren mehrmals täglich im Austausch. Es war ein sehr großer Kraftakt, aber die Perspektive war immer da. Wir wussten, dass wir einen Weg finden.“

Der TSG-Fußball als „Marke“: Offensiv, intensiv, mutig: Bereits in der Regionalliga-Rückrunde war eine andere Spielweise zu erkennen. Gerade in der ersten Hälfte der Oberliga-Vorrunde imponierte die TSG dann kontinuierlich mit tollem Offensivfußball. Der Begriff „Heavy-Metal-Fußball“ ist mittlerweile sogar auf Hoodies zu finden. Soll dieser Fußball nachhaltig für die TSG stehen? „Man muss es differenziert betrachten. Diese Spielidee wird natürlich durch Murat geprägt. Es soll nicht der Spielstil einer bestimmten Person sein, sondern eine langfristige und gemeinsame Idee für den Verein. Dieser soll auch nach unten übertragen werden. Anpassungen sind immer möglich“, so Annel.

Arbeit soll fortgesetzt werden

Er holt noch etwas aus: „Wir können finanziell und auch vom Einzugsgebiet mit vielen Vereinen nicht mithalten, bedenkt man einen möglichen Aufstieg. Wir müssen ihnen voraus sein und besser ausbilden. Diese Idee soll aber losgelöst von einzelnen Personen sein.

Eine mögliche Vertragsverlängerung von Isik: Im Dezember 2023 unterzeichnete er einen Vertrag bis Sommer 2025. Wird eine Verlängerung angestrebt? „Wir sind seit vier Wochen in den Gesprächen, dies beinhaltet das Trainer-Team sowie die Spieler – priorisiert mit den Verträgen, die auslaufen. Wir wollen den Weg mit unseren Akteuren und natürlich an der Seitenlinie fortsetzen“, gibt Annel zu verstehen.

Gibt es Neuzugänge?

Transfers im Winter: Im vergangenen Jahr verpflichtete man zur Rückrunde gleich sechs Akteure. Wiederholt sich dieses Szenario? Annel sagt: „Wir schließen nichts aus. Es geht aber eventuell um zwei Positionen. Klar ist, dass wir auch langfristig gewisse Dinge im Blick haben müssen.“

Halim Eroglu: Der 20-Jährige gilt als bestes Beispiel für die voranstehende Aussage von Annel. Dieser sagt klar: „Die Zeit von Halim in Balingen ist begrenzt. Natürlich schauen wir uns nach einem Stürmer um.“ Der Vertrag des türkischen U-Nationalspielers läuft im Sommer aus. Die Chance eine Ablöse zu kassieren, hätten die Eyachstädter also nur noch im Winter. Annel stellt klar: „Man müsste den sportlichen Mehrwert im Vergleich zur Ablöse abwägen. Wir sind im Moment Zweiter und auch noch im Pokal dabei. Das sollte von einem anfragenden Verein auf jeden Fall bedacht werden.“

Sportliche Ziele für die Restsaison: Elf Punkte Rückstand auf Primus Großaspach, bereits 13 Zähler Vorsprung auf Rang vier. Zwischen den Balingern und dem VfR Mannheim könnte es einen Zweikampf um den Relegationsplatz geben. Der VfR äußerte sich jüngst im „Kicker“ sehr optimistisch und selbstbewusst in Richtung dieser Platzierung.

Keine Pflicht

Annel wiederum dröselt auf: „Wir hatten den Umbruch. Die Ideen des Trainer-Teams haben sehr schnell gegriffen. Dann kam eine erste Delle und nun eine komplett neue Phase für unsere Mannschaft. Die Mannschaften stellen sich mehr und mehr ein. Mittlerweile sind wir in fast allen Spielen Favorit. Diese Rolle müssen wir finden und annehmen. Es ist schön auf diesem Platz zu stehen und da wollen wir auch bleiben.“ Einen Unterschied zu den Mannheimern sieht der ehemalige Coach des SSC Tübingen trotzdem. „Wir haben keine Pflicht am Ende aufzusteigen.“