Das E-Werk Mittelbaden profitierte stark vom Verkauf von Strom aus seinen Windanlagen. Foto: Braun

Das E-Werk Mittelbaden hat im vergangenen Jahr von durch Windanlagen selbst produziertem Strom profitiert, den man zu hohen Preisen verkaufen konnte. Doch niedrigere Preise bedeutet das für die Kunden des Energieerzeugers mit Sitz in Lahr nicht.

Dass bei dieser Bilanzkonferenz des E-Werks Mittelbaden etwas anders ist, wurde nicht nur dadurch deutlich, dass wegen Umbauarbeiten der Termin in den Schulungsraum des alten Zählergebäudes in der Lotzbeckstraße verlegt werden musste. Zum einen gibt Vorstand Ulrich Kleine am 1. Juli seine Stelle an Bernhard Palm weiter. Zum anderen war das Geschäftsjahr 2022 – durch den Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise – sehr bewegt, aber für das E-Werk auch sehr profitabel.

 

Hohe Gewinne fürs E-Werk: „Das vergangene Jahr war durchaus ein besonderes Jahr, das das E-Werk mit Bravour bestanden hat“, erklärte OB Markus Ibert in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des E-Werks zu Beginn der Konferenz. Das bestätigte auch Kleine, der bei der Präsentation der Eckpunkte des Geschäftsjahres 2022 durchweg von „stattlichen Steigerungen sprach. So stieg der Umsatz des gesamten Konzerns auf 469 Millionen Euro – 13 Prozent mehr als im Vorjahr – und der Umsatz der E-Werk AG auf 300 Millionen Euro – 23 Prozent mehr. Kleine begründete das mit höheren Erzeugungserlösen und höheren Strompreisen. Besonders hoch fallen die Ergebniszahlen aus: Der Konzern verzeichnete ein Plus um 53 Prozent auf 20 Millionen Euro, die E-Werk AG selbst verbuchte eine satte Steigerung um 58 Prozent auf 15,4 Millionen Euro.

Profit durch hohe Preise an der Börse: Der Vorstand erklärte, woher die hohen Gewinne kamen. Schnell wurde deutlich, dass das E-Werk von der turbulenten Lage auf dem Energiemarkt im vergangenen Jahr profitiert hatte: Das E-Werk konnte selbstproduzierten Strom – insbesondere aus Wind- und Photovoltaikanlagen – zu sehr hohen Preisen verkaufen. Auch profitierte das E-Werk davon, dass andere Stromanbieter aufgrund der hohen Strompreise – der Spitzenwert im September lag bei 1000 Euro pro Megawattstunde – ihre Lieferverträge nicht mehr erfüllen konnten. „Wir haben eine ganze Menge Kunden dazubekommen, die ihre Verträge bei anderen Anbietern gekündigt bekommen haben“, sagte Vorstand Kleine. Ihm war anzumerken, wie froh er darüber ist, dass die lange von der Bundesregierung diskutierte Abschöpfung der sogenannten Zufallsgewinne bei Energieanbietern erst ab Dezember umgesetzt wurde. Damit konnte das E-Werk seine hohen Gewinne behalten, statt sie an den Bund abführen zu müssen: „Das hat zu dem außerordentlich hohen Ergebnis geführt.“

Hohe Kosten für Kunden: Trotz der hohen Gewinne erklärte Kleine, dass man den eigenen Kunden „höhere Preise zumuten musste“. Gerade Industrieunternehmen, die kurzfristig zum Tagespreis Strom einkaufen, traf es laut dem Vorstand besonders: mit Kosten von bis zu 50 Cent pro Kilowattstunde für den kurzfristigen Einkauf. Man habe zwar „immer und zu jedem Zeitpunkt genug Strom gehabt“, aber man habe nur noch „kurzfristig und sehr vorsichtig auf dem Strommarkt eingekauft,“ weil man nicht gewusst habe, ob die Preise heruntergehen.

Weiter schwankende Preise: „Es gibt wenig Hoffnung, dass es noch mal so günstig wird wie früher“, erklärte Kleine mit Verweis auf die Strompreise im Jahr 2021. Das sei auch wegen der Kosten in der Stromerzeugung – beispielsweise bei der kurzfristigen Strombereitstellung und notwendiger neuer Speicherkapazitäten – kaum vorstellbar. Anders als früher, als ein Kunde teils eine Strompreisanpassung im Jahr gehabt habe, müssten die Kunden nun „damit rechnen, dass sich die Preise öfters ändern“, so der Vorsitzende. Wenn der Strompreis auf den Märkten schwanke, „werden wir ihn auch mitfahren“. Mit Preisen um die 1000 Euro pro Megawattstunde rechnet Kleine aber nicht mehr.

Mehr Investitionen: „Wir investieren sehr viel mehr, als wir abschreiben“, gerade bei der Energiegewinnung, so Kleine: 30,6 Millionen Euro investierte der Konzern insbesondere ins Stromnetz und das Blockheizkraftwerk in Offenburg. Auch Windenergie wolle man weiter ausbauen, aber es gebe Lieferengpässe bei Windrädern.

Info: Bauprojekte in Lahr

Bezüglich der neuen Windkraftanlagen auf dem Langenhard wollte Vorstand Kleine kein genaues Datum nennen. „Fünf Jahre wären schnell, zehn Jahre wären lang“, erklärt er und verwies darauf, dass man die Bevölkerung mitnehmen müsse. Die Photovoltaik-Anlage am Flugplatz sei „auf einem guten Weg“, aber noch in der Genehmigungsphase.