Hier wird mit mehr als fünf Milliarden Euro Bilanzsumme gewirtschaftet: die Zentrale der Sparkasse Offenburg/Ortenau. Foto: Sparkasse

Die Zinsen sind zurück. Das berichtete der Vorstand der Sparkasse Offenburg/Ortenau bei einem Pressetermin. Die Einleger bekommen davon aber noch nicht viel zu spüren. Häuslebauer müssen für die Finanzierung bereits tiefer in die Tasche greifen.

„2022 war unglaublich bewegt“, fasste der Vorstandsvorsitzende Jürgen Riexinger am Mittwochabend das vergangene Jahr zusammen. Mit seinem Vorstandskollegen Alexander Meßmer hatte er zur Bilanzpressekonferenz in die neue Geschäftsstelle nach Schutterwald eingeladen. Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen – Riexinger nannte Ukraine-Krieg, Energiepreise und Inflation – sei die Ertragslage mit einem Betriebsergebnis vor Bewertung von 43,9 Millionen Euro erfreulich. Die Bilanzsumme blieb bei 5,12 Milliarden Euro. Das betreute Kundenvolumen wuchs um 132 Millionen auf nun 9,23 Milliarden Euro. Eine „richtig schöne Steigerung“ habe die Sparkasse beim Kreditvolumen erlebt: von 3,3 auf nun 3,45 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen wuchsen um 2,6 Prozent auf 3,96 Milliarden.

Jürgen Riexinger (links) und Alexander Meßmer präsentierten am Mittwochabend die Bilanz der Sparkasse Offenburg/Ortenau. Ab Juli wird Nicole Dietl das Vorstandstrio komplettieren. Foto: Armbruster

Baufinanzierung wird dramatisch teurer: Statt wie vor einem guten Jahr ein Prozent, zahlen Häuslebauer mit Kreditbedarf mittlerweile vier Prozent Zinsen. Bei einem durchschnittlichen Finanzierungsvolumen von 500 000 Euro seien das – bei zehnjähriger Zinsbindung – 15 000 Euro mehr pro Jahr, also 1250 Euro mehr pro Monat, rechnete Riexinger vor. Kunden müssen in diesem Beispiel allein für die Zinsen monatlich fast 1700 Euro aufbringen. Ein Einfamilienhaus koste mittlerweile durchschnittlich eine Million Euro.

Höhe Zinsen kommen bei Sparern nicht an: Bei den klassischen Sparern – die sich nicht in die Kapitalmärkte trauen – kommen die hohen Zinsen nicht an. Für einen Sparkassenbrief erhalten Kunden bei einer Laufzeit zwischen einem bis fünf Jahren 0,4 bis maximal 1,5 Prozent Zinsen. Das sei jedoch nur eine Momentaufnahme, erläuterte Meßmer. „Wir können Zinsen gar nicht so schnell weitergeben“, erklärte der Vorstandsvize auf Nachfrage. Das Problem: Die Sparkasse könne nur die Haben-Zinsen an die Sparer weitergeben, die sie über die Soll-Zinsen durch Kreditvergabe auch einnimmt. Die lagen bei der Baufinanzierung bis Januar 2022 bei zehnjähriger Zinsbindung jedoch nur bei rund einem Prozent. Der mittlerweile höhere Bau-Zins werde erst nach und nach durchschlagen.

Das Depot bleibt das neue Sparbuch: „Echte Wertzuwächse“ könnten Sparer nur über die Kapitalmärkte erzielen, erläuterte Meßmer. Schutz vor Kaufkraftverlust – im Februar betrug die Inflation in Deutschland fast neun Prozent – biete die Investition in Aktien. Dabei stünden die Berater der Sparkasse den Kunden zur Seite.

Geschäftsstellen bleiben vorerst erhalten: „Aktuell haben wir keine weiteren Schließungen von personenbesetzten Geschäftsstellen im Blick“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Riexinger. Geldautomaten würden jedoch kontinuierlich bewertet. Aktuell habe man drei der insgesamt 62 Automaten der Sparkasse Offenburg/Ortenau in den Blick genommen, verriet Meßmer auf Nachfrage unserer Redaktion. An welchen Standorten, wollte er nicht verraten. Ob ein Automat abgebaut wird, hänge unter anderem an der Nutzung durch die Kunden.

Online-Banking ist weiterhin gefragt: 2022 wurden von den fast 175 000 Girokonten rund 130 600 online geführt. Zudem nehme das bargeldlose Bezahlen – etwa mit der Smartwatch oder dem Handy – deutlich zu, berichtete Meßmer. Sehr gefragt sei auch die Sparkassen-App.

Kunden abwerben

Nachdem die schweizer Bank Credit Suisse in Schieflage geraten ist, will sich die Sparkasse Offenburg/Ortenau darum bemühen, deren Ortenauer Kunden für sich zu gewinnen. Er gehe davon aus, dass der ein oder andere Kunde im Kreis zu angeln sei, so Jürgen Riexinger. Und das lohnt sich? „Ja“, konstatierte der Vorstandsvorsitzende. Konkreter wollte er nicht werden. „Das gehört zum Bankgeheimnis“, ergänzte Alexander Meßmer.