Die „Big Band W“ hat nach drei Jahren Corona-Zwangspause am Samstagabend und bei der Matinee am Sonntagvormittag auf der Bühne des Schlachthofs ihr Revival gefeiert. Isabel Haist, Jürgen Kilian und Co. begeisterten dabei mit einem neuen Programm.
Drei Jahre nach ihrem letzten Auftritt, ist die „Big Band W“ am Samstagabend mit viel Schwung auf die Bühne des Schlachthofs zurückgekehrt. Aufgrund der großen Nachfrage wurde erstmals ein zweiter Auftritt am Sonntagvormittag angesetzt.
Das einst von Carlo Bäder gegründete Bandkollektiv hat die dreijährige Zwangspause der Pandemie nicht nur unbeschadet überstanden. Hanjo Gißler und seine Truppe haben an ihrem Repertoire gefeilt und experimentiert, in der erzwungenen Verlagerung vieler Proben in die digitale Welt einen Weg gefunden, die eigene Schlagzahl zu erhöhen.
Die im Januar kurzfristig noch einmal verschobene „Wiederkehr“, setzte am Samstagabend in dem bereits Wochen im Voraus ausverkauften Schlachthof ein dickes Ausrufezeichen. Um die überwältigende Kartennachfrage zu befriedigen, wurde am Sonntagvormittag eine noch einmal gut besuchte Matinee angesetzt.
Die „Big Band W“ ist definitiv zurück, überrascht mit neuen Ansätzen und einem frischen Programm, das gerade auch an den Rändern des Swing, des typischen Big Band-Sounds neue Töne anschlägt. Sängerin Isabel Haist greift zwischendurch immer wieder zur Bratsche, neben altvertrauten Standards, Kompositionen und Arrangements des 2007 verstorbenen Carlo Bäder, erklingen Funk und Popsongs, afrikanische Rhythmen, Stücke von Jan Garbarek und dem Trio „E.S.T.“ sowie des amerikanischen Bandkollektivs „Snarky Puppy“. Die neue Mischung reflektiert dabei auch ein neues Selbstverständnis der Truppe. Songs, die in den Reihen der „Big Band W“ Anklang finden, werden so modelliert, dass sie das eigene Format transportieren, den eigenen Sound reflektieren.
Barbara Thompson noch einmal auf der Bühne
Den Einstieg in den Abend markierte das durchaus auch symbolisch zu verstehende „Die Wiederkehr“ der britischen Saxofonistin Barbara Thompson, die Jahre nach ihren Karriereende trotz Parkinson noch einmal auf die Bühne zurückkehrte. Auf den Spuren des Norwegers Jan Garbarek, der am Samstag seinen 76. Geburtstag feierte, umgarnten sich Bratsche (Isabel Haist) und Sopransaxophon (Anja Reichert) in einer wunderbar sphärischen Aura, öffneten spielerisch den Raum für ein Bass-Solo (Jörg Haist).
In der Auseinandersetzung mit der Musik von „Electro Deluxe“ reichen sich Funk und Jazz die Hand, klingen elektronische Einsprengsel des Keyboards (Jürgen Kilian) an, kommen am Ende sogar die „Bee Gees“ und der Disco-Hit „Staying alive“ zu Ehren. Hanjo Gißler greift bei „Even us“ , einer ein bisschen an Astor Piazzolla erinnernden Ballade, wieder einmal selbst zur Posaune. „Dodge the dodo“ von „E.S.T.“ dringt weit in das Feld rhythmisch betonter Jazzklänge vor, bei „Mira Khali“ schwingen die komplexen Rhythmusgeflechte Afrikas durch, manifestiert sich eine wunderbar leichtfüßige Melodie, in der am Ende auch noch ein von Jürgen Kilian gespieltes Akkordeon Raum greift.
Die Reihe der musikalischen Leckerbissen lässt sich beinahe endlos fortsetzen, weil fast die Hälfte des Programms neu aufgelegt wurde, die Rhythmusgruppe und die 15-köpfige Bläserabteilung der „Big Band W“ mit viel frischem Wind auf einem bemerkenswert hohen Level ineinandergreifen.
Weitere Konzerte
Die „Big Band W“ will nach der Pandemie-Zwangspause wieder richtig durchstarten. Am 8. Oktober steht ein durch den Lahrer Stadtgulden ermöglichtes Doppelkonzert mit dem Polizeichor Lahr auf dem Tableau, bei dem die „Big Band W“ noch einmal wie auf der Landesgartenschau in die Klangwelt des Musicals „Hair“ eintauchen wird. Am 17. November wird im Stiftsschaffneikeller das Jubiläumsjahr zum 80. Geburtstag von Karl Otto Bäder eingeläutet.