Die SG BBM Bietigheim feiert ausgelassen ihren dritten Aufstieg in die Handball-Bundesliga. Die Hoffnung, dort länger als ein Jahr zu bleiben, trägt einen Namen: Iker Romero, der spanische Tüftler mit dem Siegergen.
Als der Matchball verwandelt war, gab es kein Halten mehr: Die Spieler der SG BBM Bietigheim hüpften nach dem 41:29 (23:13) gegen den EHV Aue wie Flummis über das Spielfeld, streiften sich ihre Aufstiegs-Shirts über und verspritzten jede Menge Bier auf dem Spielfeld. Ausgelassen feierte die Mannschaft am Pfingstsonntag gemeinsam mit den 3532 Zuschauern in der EgeTrans-Arena den Sprung in die Handball-Bundesliga. Nur Trainer Iker Romero gab eher den stillen Genießer: „Jetzt geht es darum, den Moment auszukosten. Und ich bin jemand, der das gerne in Ruhe genießen möchte. Meine Jungs können aber machen, was sie wollen“, sagte der 43-Jährige.
2021 hatte die SG BBM den früheren Weltklassespieler als Trainer verpflichtet, ihn mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet, mit dem Vorhaben, am Ende dieser drei Jahre von der zweiten Liga in die Bundesliga aufzusteigen. Der Plan ging punktgenau auf.
„Mit der SG BBM haben wir bewiesen, dass Sport durchaus auch mal planbar sein kann“, sagte der Sportliche Leiter Jochen Zürn. Er ist seit 35 Jahren im Hochleistungssport zu Hause. Als Laufbahnberater am Olympiastützpunkt der Metropolregion Rhein-Neckar und als Handball-Manager und -Trainer. Er weiß also nur zu gut, dass der Sport eigentlich nur sehr bedingt planbar ist. Wobei es eben auch hier Ausnahmen von der Regel gibt. Wie die SG BBM eindrucksvoll bewiesen hat.
Paradestück Abwehr
Schritt für die Schritt hat der Projektleiter Romero sein System verfeinert, die spanische Handballphilosophie in der Mannschaft implementiert und weiterentwickelt. „Das Spielsystem ist anspruchsvoll, unsere aggressive, für den Gegner unangenehme Abwehr unser Paradestück“, sagt Zürn und ergänzt: „Im Laufe der Zeit haben die Automatismen immer besser gegriffen.“
Der Stamm des eingespielten Teams war vor der Saison komplett zusammengeblieben, mit Torwart Filip Baranasic (HBW Balingen-Weilstetten) und Rechtsaußen Niklas Michalski (Rhein-Neckar Löwen) mussten nur zwei Neuzugänge integriert werden, hinzu kam nach der EM-Pause der ägyptische Nationalkeeper Mohamed Aly. „Wir haben mutig vor der Saison das Ziel Aufstieg ausgegeben und haben diesem Druck standgehalten“, freute sich Geschäftsführer Bastian Spahlinger – und auch er bringt den Trainer ins Spiel: „Allen impft Iker sein ihm eigenes Siegergen ein, das macht er mit jedem Spieler, jeden Tag.“ Die Folge: Vor allem in den Spitzenspielen gegen die direkten Konkurrenten zeigte sich die SG BBM auf den Punkt topfit und lieferte entsprechend ab.
Bleibt die Frage, wie es den Bietigheimer Handballern eine Etage höher ergehen wird? 2014 und 2018 waren sie schon einmal in die Bundesliga aufgestiegen, jeweils nach einer Saison war das Gastspiel wieder beendet. Dass der Klassenverbleib auch diesmal eine Herkulesaufgabe wird, weiß jeder, der sich auch nur ansatzweise mit der Branche beschäftigt.
„Optimistisch macht mich unser Trainer, der dank seiner Ideen und seiner Akribie für Punkte sorgen wird, er wird sein System auch in der Bundesliga weiterentwickeln“, ist sich Zürn sicher. Ihren eingeschlagenen Kurs wird die SG BBM nicht verlassen: „Wir werden nicht den Weg mit internationalen Stars gehen, sondern wollen den Fokus auf Spieler aus der Region und dem eigenen Nachwuchs legen“, betont Spahlinger.
Velz-Abgang tut weh
Das zeigen auch die beiden bisher feststehenden Neuzugänge: Allrounder Fynn Nicolaus kommt vom TVB Stuttgart, der aus Südbaden stammende Ex-Balinger Moritz Stosack vom SC DHfK Leipzig. Er wird Rechtsaußen Christian Schäfer ersetzen, der nach 17 Jahren bei der SG seine Karriere beendet. Dass Keeper Aly den Verein zum portugiesischen Topclub Sporting Lissabon verlassen wird, stand schon bei seiner Verpflichtung fest.
Zudem wird Linksaußen Tim Kaulitz (Ziel unbekannt) gehen, ganz besonders weh tut der Abgang von Spielmacher Alexander Velz. Er kehrt zu seinem südbadischen Heimatverein HTV Meißenheim in die sechste Liga zurück, da er sich auf den Beruf konzentrieren will. Für den 25-Jährigen muss ein Ersatz verpflichtet werden, zudem sollen noch ein Torwart und ein Kreisläufer hinzukommen.
Den Rest soll dann vor allem einer richten: Iker Romero, der spanische Tüftler mit dem Siegergen.