Bietigheim mit Antje Lauenroth (re.) geht nicht nur gegen Metzingen voran. Foto: Baumann

Am Dienstag standen sich die Handballerinnen aus Metzingen und Bietigheim noch im Bundesliga-Duell gegenüber, am Wochenende gehen sie im Halbfinale des EHF-Cups getrennte Wege – mit Vorteil für Bietigheim.

Bietigheim/Metzingen - Das diesjährige Finale im EHF-Cup der Frauen lautet SG BBM Bietigheim gegen Rostow Don – gesetzt den Fall, die Befürchtungen von Csaba Konkoly werden Realität. „Wir müssen an Wunder glauben“, sagt der Trainer des Frauenhandball-Bundesligisten TuS Metzingen, der an diesem Samstag (20 Uhr, Paul-Horn-Arena Tübingen) im Halbfinalhinspiel des europäischen Pokalwettbewerbs auf den russischen Meister Rostow Don trifft. Bietigheim misst sich am Sonntag (17 Uhr, MHP-Arena Ludwigsburg) im anderen Semifinale mit den Däninnen des Nyköbing Falster Handboldklob.

Es gibt durchaus Indizen, dass Konkoly mit seiner Final-Prognose Realitätssinn beweist. Zur Qualität des Metzinger Gegners: Der russische Meister Rostow Don verfügt über ein internationales Spitzenteam mit einer ganzen Reihe Europameisterinnen und Olympiasiegerinnen – kein Wunder bei einem kolportierten Etat von vier Millionen Euro. Der französische Trainer Frederic Bougeant, der das Team im vergangenen Dezember nach dem überraschenden Scheitern in der Champions League übernahm, kann mit einigen Ausnahmekönnerinnen aus Spanien (Alexandrina Cabral Barbosa), Russland (Anna Vyakhireva), Brasilien (Paula Rodriguez), Frankreich (Siraba Dembele) oder Norwegen (Katrine Lunde) arbeiten.

Metzingen vor schwerer Hürde

„Wir wissen, dass wir einige Weltstars erwarten“, sagt Metzingens Spielmacherin Anna Loerper, „Rostow wollte mit diesem Team ja eigentlich die Champions League gewinnen.“ Jetzt soll es der EHF-Cup sein, in dessen Gruppenphase das Team aus dem Süden Russlands im Übrigen auch zweimal Bietigheim die Grenzen aufzeigte (23:20, 34:24).

Die SG BBM Bietigheim: von den Niederlagen in der EHF-Cup-Gruppenphase einmal abgesehen, fegt das Team des Trainers Martin Albertsen bisher furios durch diese Saison. Bundesliga-Tabellenführer mit sagenhaften 40:0 Punkten, Einzug in das Final-Four im DHB-Pokal (27./28. Mai) in der Bietigheimer Egetrans-Arena und das Halbfinale im EHF-Cup – die Saison läuft bisher makellos. „Das Mannschaftsgefüge stimmt und wir sind bisher von schweren Verletztungen verschont geblieben“, nennt der SG-Sportdirektor Gerrit Winnen zwei zentrale Gründe für den Höhenflug. Zudem zahlt es sich aus, dass das Team nach der vergangenen Saison gehalten werden konnte und die Rückraumachse um Maura Visser sowie Susann und Nadine Müller bereits eine gemeinsame Spielzeit hinter sich hat.

Da bleibt die Favoritenrolle im Halbfinale gegen Nyköbing, den Tabellenzweiten der starken dänischen Liga nicht aus. Sind die Bietigheimerinnen mitunter selbst staunend vor ihrem Marsch durch die Wettbewerbe gestanden, wollen sie im Saisonendspurt nun auch die Früchte der aufgegangenen Saat genießen. „Der deutsche Meistertitel hat am meisten Aussagekraft“, sagt die SG-Nationalspielerin Kim Naidzinavicius zwar, „aber der Gewinn des EHF-Cups wäre eine Superbelohnung.“

Bietigheim auf Meisterkurs

Diese Betrachtungsweise hat sich Bietigheim am Dienstag eröffnet – mit dem 24:23-Sieg gegen die TuS Metzingen. Die Freude war riesig, denn für die Bietigheimerinnen war es nach dem 25:24-Erfolg im Hinspiel ein weiteres Schlüsselduell in punkto Meistertitel. „Gegen Metzingen – das sind für uns die schwersten Bundesligaspiele“, sagt Winnen.

In Metzingen indes wurde die Vorstellung gegen den Tabellenführer – trotz Niederlage – positiv verbucht. Bereits nach der vorangegangenen Pleite in Dortmund (25:27) musste der Bundesligadritte seine Titelräume begraben, der starke Auftritt gegen Bietigheim verhilft dem EHF-Cup-Vorjahresfinalisten nun zu neuem Selbstbewusstsein. „Wir haben uns als Mannschaft ganz stark zurückgemeldet. Das nehmen wir in das Spiel gegen Rostow mit“, sagt Loerper. Jetzt liegt der Fokus in Metzingen bei nunmehr zehn Punkten Rückstand im Kampf um die Meisterschaft ganz auf den beiden Pokalwettbewerben. Auch Metzingen hat sich für das Final-Four des DHB-Pokals qualifiziert.

Und da erscheint ein Finale Bietigheim kontra Metzingen doch erheblich realistischer als im Europapokal.