Bietigheim - Bietigheim-Bissingen darf sich guten Geweissens als Sportstadt bezeichnen, wenn man die Erfolge im Handball oder Eishockey sieht. Und der Oberbürgermeister Jürgen Kessing soll im November auch noch Präsident des Deutschen Leichtatheltik-Verbandes (DLV) werden.

Herr Kessing, Sie waren ja früher schon in Dessau tätig, trotzdem haben Sie es nicht verhindern können, dass deren Handballer der SG BBM Bietigheim zuletzt zwei Punkte im Aufstiegsrennen zur Bundesliga abgenommen haben. Wie sehr schmerzt das?
Das schmerzt auf der einen Seite für die Bietigheimer, für Dessau war es wohltuend, weil es zwei wichtige Punkte gegen den Abstieg waren. Ich war ja auch fünf Jahre Präsident des Dessauer HV – so gesehen war es ein Derby für mich.
Ansonsten haben sie die Qual der Wahl. Wem gilt denn Ihre sportliche Liebe in Bietigheim: den Handballern oder Handballerinnen, den Steelers im Eishockey oder den Fußballern des FV 08 Bissingen?
Ich bin OB für alle und Sportler mit Haut und Haaren. Ich komme ja aus der Leichtathletik und dem Fußball. Natürlich schlägt das Herz für alle und man freut sich über jeden sportlichen Erfolg.
Zum Beispiel ganz aktuell die deutsche Meisterschaft der Handballerinnen, welchen Stellenwert hat die?
Wir haben in Bietigheim ja schon Titel gewonnen, im Einzel war Felix Franz zum Beispiel Deutscher Meister über 400 Meter Hürden. Die Meisterschaft der SG-Frauen ist sicher einer der höchsten Erfolge und krönt einen langen, erfolgreichen Weg.
Was für einen Wert haben solche Erfolge für die Stadt, gibt es ein Feedback?
Egal, wo ich hinkomme, wird man darauf angesprochen. Das Schöne in den Mannschaftssportarten ist ja, dass es jede Woche die Ergebnisse und die Tabelle in den Zeitungen gibt, und das registrieren die Leute schon: Wo liegt denn Bietigheim-Bissingen, was tut sich da? Und wenn man sich die Werbeplattformen für Fernsehübertragungen wie zuletzt beim Eishockey-Länderspiel kaufen müsste, sind das Beträge, die weit über dem liegen, was wir in den Sport investieren.
Gibt das dann die Motivation, die Vereine – zumindest indirekt – zu unterstützen?
Wir sind nicht ganz unschuldig an dem Erfolg. Wir stellen ja die Sportstätten zur Verfügung, für den gemeinnützigen Betrieb kostenfrei, die Profi-Mannschaften müssen natürlich eine Miete zahlen. Wir fördern die Arbeit aller Vereine mit fast einer halben Million Euro an baren Mitteln, die wir in die Nachwuchsarbeit geben. Und wir unterstützen die Eishockey- oder Handballteams durch die Möglichkeiten, die wir zum Beispiel durch unsere Töchter wie Stadtwerke oder Wohnbau haben. Da tun wir schon eine ganze Menge.

„Ludwigsburg ist ja, was die Sportarten angeht, gar kein Mitbewerber“

Stichwort Spielstätten: Warum hat es noch nicht für eine Handballhalle gereicht, die sich die SG BBM immer gewünscht hat. Wie sehen Sie die Hallensituation?
Das ist ein interessantes Thema. Wir haben eigentlich drei Hallen, die für Spitzenhandball zur Verfügung gestellt werden können. Das ist die alte Halle am Viadukt, da gehen bis 1500 Zuschauer rein; dann die Ege-Trans-Arena, die können wir durch Vorhänge auf etwa 3000 Besucher „verkleinern“, und wenn wir sie ganz bespielen 4500 reinbringen. Der Wunsch der Handballer war ja ungefähr eine 2000er-Halle. Das mag für die zweite oder dritte Liga reichen – für die erste nicht, wenn man sieht welche Probleme Balingen mit einer Halle von 2300 Plätzen hat. Hinzu kommt die MHP-Arena Ludwigsburg. Ob man dort oder in der Egetrans spielen will, ist eine Geschmacksache – es funktioniert beides.
Angeblich will der Olymp-Seniorchef Eberhard Bezner als Förderer der Handballfrauen und Ex-CDU-Stadtrat einem SPD-OB keine Hallenmiete zahlen – und geht deshalb lieber nach Ludwigsburg. Stimmt das?
So etwas treibt oft Stilblüten. Herr Bezner fordert immer wieder, die Stadt solle doch bitte eine Halle bauen für seine Mannschaften. Aber sie können einem Steuerzahler nicht vermitteln, nochmal eine Halle für 18 bis 20 Millionen Euro zu errichten. Und noch etwas: Man kann in der Ege-Trans-Arena super Handball spielen, nicht zuletzt sind wir deshalb Austragungsort bei der Frauen-Weltmeisterschaft und auch Ausrichter für das Final 4, dem Frauenhandballpokal mit den vier aktuell besten Mannschaften in Deutschland.
Gibt es denn eine regionale Rivalität mit Ludwigsburg und deren MHP-Arena?
Nein, wir arbeiten da kollegial zusammen. Und Ludwigsburg ist ja, was die Sportarten angeht, gar kein Mitbewerber. Die haben ihre eigenen Schwerpunkte, denken Sie an Basketball oder die Spitzentänzer. Das ist eigentlich eine gute Ergänzung, auch was die Auslastung der Hallen betrifft.
Sie kommen wie erwähnt aus der Leichtathletik – und sind ab November als neuer DLV-Präsident vorgesehen. Lassen sich denn das politische und sportliche Amt unter einen Hut bringen?
Ich bin beim DLV ja kein Einzelkämpfer. Es gibt da einen hauptamtlichen Apparat und fünf Vizepräsidenten. Als OB bin ich es zudem gewohnt nicht alles selbst zu machen, sondern einige Dinge zu delegieren. Und so wird es dann auch dort laufen.
Und es wird noch genügend Zeit bleiben, die Erfolge der Bietigheimer Vereine gebührend zu feiern?
Wenn wir dafür keine Termine mehr finden, dann hätten wir etwas falsch gemacht. Im übrigen haben wir einen wunderbaren Balkon am Marktplatz, um Meisterschaften oder Aufstiege zu feiern.

Frauenhandball-Bundesligist SG BBM Bietigheim ist Meister

Mit dem 24. Sieg im 24. Bundesligaspiel haben die Handballerinnen der SG BBM die deutsche Meisterschaft in Leverkusen perfekt gemacht. Das von Sportdirektor Gerit Winnen und Trainer Martin Albertsen zusammengestellte Team ist mit Weltklassespielerinnen gespickt. Dazu gehören deutsche Asse wie Kim Naidzinavicius, Nina und Susann Müller oder die niederländischen Nationalspielerinnen Tess Wester, Maura Visser, Angela Malestein und Martine Smeets. Dem dänischen Coach ist es gelungen, aus dieser Ansammlung von Einzelkönnerinnen eine Einheit zu formen, die eine Saison nahe der Perfektion spielt.

Stichwort Spielstätten: Warum hat es noch nicht für eine Handballhalle gereicht, die sich die SG BBM immer gewünscht hat. Wie sehen Sie die Hallensituation?
Das ist ein interessantes Thema. Wir haben eigentlich drei Hallen, die für Spitzenhandball zur Verfügung gestellt werden können. Das ist die alte Halle am Viadukt, da gehen bis 1500 Zuschauer rein; dann die Ege-Trans-Arena, die können wir durch Vorhänge auf etwa 3000 Besucher „verkleinern“, und wenn wir sie ganz bespielen 4500 reinbringen. Der Wunsch der Handballer war ja ungefähr eine 2000er-Halle. Das mag für die zweite oder dritte Liga reichen – für die erste nicht, wenn man sieht welche Probleme Balingen mit einer Halle von 2300 Plätzen hat. Hinzu kommt die MHP-Arena Ludwigsburg. Ob man dort oder in der Egetrans spielen will, ist eine Geschmacksache – es funktioniert beides.
Angeblich will der Olymp-Seniorchef Eberhard Bezner als Förderer der Handballfrauen und Ex-CDU-Stadtrat einem SPD-OB keine Hallenmiete zahlen – und geht deshalb lieber nach Ludwigsburg. Stimmt das?
So etwas treibt oft Stilblüten. Herr Bezner fordert immer wieder, die Stadt solle doch bitte eine Halle bauen für seine Mannschaften. Aber sie können einem Steuerzahler nicht vermitteln, nochmal eine Halle für 18 bis 20 Millionen Euro zu errichten. Und noch etwas: Man kann in der Ege-Trans-Arena super Handball spielen, nicht zuletzt sind wir deshalb Austragungsort bei der Frauen-Weltmeisterschaft und auch Ausrichter für das Final 4, dem Frauenhandballpokal mit den vier aktuell besten Mannschaften in Deutschland.
Gibt es denn eine regionale Rivalität mit Ludwigsburg und deren MHP-Arena?
Nein, wir arbeiten da kollegial zusammen. Und Ludwigsburg ist ja, was die Sportarten angeht, gar kein Mitbewerber. Die haben ihre eigenen Schwerpunkte, denken Sie an Basketball oder die Spitzentänzer. Das ist eigentlich eine gute Ergänzung, auch was die Auslastung der Hallen betrifft.
Sie kommen wie erwähnt aus der Leichtathletik – und sind ab November als neuer DLV-Präsident vorgesehen. Lassen sich denn das politische und sportliche Amt unter einen Hut bringen?
Ich bin beim DLV ja kein Einzelkämpfer. Es gibt da einen hauptamtlichen Apparat und fünf Vizepräsidenten. Als OB bin ich es zudem gewohnt nicht alles selbst zu machen, sondern einige Dinge zu delegieren. Und so wird es dann auch dort laufen.
Und es wird noch genügend Zeit bleiben, die Erfolge der Bietigheimer Vereine gebührend zu feiern?
Wenn wir dafür keine Termine mehr finden, dann hätten wir etwas falsch gemacht. Im übrigen haben wir einen wunderbaren Balkon am Marktplatz, um Meisterschaften oder Aufstiege zu feiern.