Rarität aus dem Jahre 1872: Die in Bietigheim versteigerte halbe Briefmarke. Foto: StN

Auktionshaus meldet spektakuläre Versteigerung: Sammler zahlt 261.000 Euro für Briefmarke.

Bietigheim-Bissingen - Eine halbe Briefmarke mit dem aufgedruckten Wert von gerade mal einem Groschen hat am Mittwoch einen sechsstelligen Euro-Betrag erzielt. Für 261.000 Euro wechselte das aus der Anfangszeit des Deutschen Reichs stammende Objekt den Besitzer. "Das ist wirklich ein unglaubliches Ergebnis", wunderte sich Auktionator Christoph Gärtner selbst etwas über den ungewöhnlichen Verlauf der Versteigerung.

Das auf Briefmarken spezialisierte Bietigheimer Auktionshaus hatte die philatelistische Rarität im aktuellen Katalog mit 120.000 Euro angesetzt. Im Bieterduell allerdings trieben zwei solvente Briefmarkenfreunde den Preis für die halbe Marke in ungeahnte Höhen - ein Kunde aus Norddeutschland hatte den letztlich dickeren Geldbeutel und erhielt um 9.23 Uhr den Zuschlag.

Sammeln von Briefmarken lohnt sich

Wertvoll ist die im Jahr 1872 von einem Amtshauptmann in Syke auf Behördenpost geklebte Brustschildmarke in Sammlerkreisen, weil auf Briefen nur noch drei Exemplare erhalten sind. Außerdem wurde die Rarität noch mit dem alten Doppelkreisstempel entwertet und gilt deshalb als absolutes Unikat. In der Fachliteratur sind der "Syke-Halbierung" ganze Bücher gewidmet. Eine nicht mehr auf einem Brief klebende ganze Marke wird von Experten aber nur auf einen Wert von gerade mal zwei Euro taxiert.

Dennoch sieht Auktionator Gärtner in der Versteigerung einen Beleg, dass sich "das gezielte Sammeln von Briefmarken absolut lohnt". Der hohe Verkaufspreis zeige dass Anleger auch aus Angst vor der Inflation auf Sachwerte setzen würden - selbst halbe Briefmarken stünden höher im Kurs als Aktien und Immobilienfonds.