Insekten, Säugetiere, Vögel – wenn die Umstände passen, kann im Garten so manches Getier heimisch werden. Doch wie legt man einen tierfreundlichen Garten an? Wir klären auf.
Wildbienen, Hummeln, Igel und anderes Getier – wer einen gesunden, naturnahen Garten pflegt und ein wenig die Augen offen hält, der kann zu Hause viele unterschiedliche Tiere finden. Wer zudem noch an ein paar kleine Extras denkt, dem ist die Dankbarkeit der kleinen Gartenbewohner erst recht gewiss.
Doch was braucht es für den idealen, tierfreundlichen und naturnahen Garten? Welche Ansprüche haben Insekten, Säuger und andere Tiere? Und bringen Insektenhotels aus dem Supermarkt überhaupt etwas?
Zu dieser Thematik hat unsere Redaktion mit Markus Pagel gesprochen. Pagel ist Geschäftsführer des Nabu Gäu -Nordschwarzwald mit Sitz in Horb und weiß, was Bienen und andere Tiere für Ansprüche an den heimischen Garten haben.
Der naturnahe Garten fängt bei den Pflanzen an
Für Pagel fängt der tierfreundliche Garten schon bei den Pflanzen an, die dort wachsen. „Viele Wildbienenarten lieben Glockenblumen! Dort finden sie Nahrung und dort legen sie sich gerne in die Blüte zum Schlafen“, so Pagel, und er ergänzt: „Wie bei Biene Maja!“ Generell sei es wichtig, eine bunte Mischung an Blüten im Garten zu haben.
Bei Tierfreunden beliebt sind sogenannte Bienen- oder Insektenhotels, entweder zu Hause selbst gemacht oder fertig gekauft. Doch hier gilt Vorsicht: Nicht jedes Insektenhotel ist wirklich gut für die Tiere geeignet und einige können sogar für Bienen gefährlich sein, wie Pagel berichtet.
Manche Insektenhotels sind wirkungslos oder sogar gefährlich
„Unter einem „Insektenhotel“ versteht man allgemein ein künstliches Angebot von Brutröhren für solitär lebende Wildbienen. Hier können einige Arten gezielt gefördert werden“, erläutert Pagel weiter und nennt dabei etwa die rote Mauerbiene, die häufig in unseren Gärten anzutreffen ist. „Diese Arten benötigen stabile Röhren zwischen zwei und acht Millimetern Durchmesser aus Hartholz, Bambus oder ähnlichen Materialien an einem möglichst sonnigen Standort.“
Wichtig sei dabei, dass die Röhren glatt und „spreiselfrei“ sind, „damit sich die Bienen mit ihren empfindlichen Flügeln beim Austritt nicht verletzen.“ Das eine Ende der Röhren sollte zudem verschlossen sein. Viele der fertig angebotenen Insektenhotels würden allerdings diese Anforderungen nicht erfüllen und wären daher wirkungslos.
„Größere Schlitze, oft als „Schmetterlingsraum“ definiert, sind völliger Quatsch! Hier wird sich niemals ein Schmetterling zeigen. Bereiche mit Holzwolle oder Kiefernzapfen sind ebenfalls relativ sinnfrei – auch wenn sich hier selten Florfliegen oder andere Insekten verirren“, sagt Pagel.
Eine Insektentränke wird gerne angenommen
Viel bedeutender wäre hingegen laut Pagel ein naturnaher Garten, der durch vielfältige heimische Blüten ausreichend Nahrung und Lebensraum bietet. „Wilde Ecken“ und trockenere, sandigere Bereiche würden ebenfalls zahlreichen Wildbienenarten einen Lebensraum bieten, der immer seltener zu finden sei. Auch eine Insektentränke – flaches Wasser in einer Vertiefung oder ein schwimmendes Holzstück im Gartenteich – werde an heißen und trockenen Tagen gerne angenommen.
Ein etwas wilderer Garten bietet auch für andere Tierarten ein willkommenes Zuhause. „Auch für Igel & Co sind „wilde Ecken“ attraktive Plätze“, erläutert Pagel, „sommerliches Staudendickicht oder herbstliche Laubhaufen bieten tagsüber Rückzugsräume, die nachts verlassen werden, um Nahrung zu suchen.“
Leider würden Igel oft durch dichtmaschige Zäune an ihren Wanderungen gehindert. Zudem bergen etwa Mähroboter eine große Gefahr für die kleinen Insektenfresser und andere Tiere, die in einem Garten Fuß fassen könnten.
Drei Regeln zur Pflege des naturnahen Gartens
Bei der Gartenarbeit und -pflege gibt es laut Markus Pagel drei wichtige Regeln, die ein natur- und tierliebender Mensch beachten sollte. Erstens sollte man im Garten kein Gift einsetzen. „Alle „Schädlinge“ können mit biologischen Mitteln oder durch entsprechende Pflege bekämpft oder in vertretbaren Rahmen gehalten werden.“
Dann sollten Gehölze im Garten laut Pagel nicht während der Vogelbrutzeit geschnitten werden – ab März und bis einschließlich September sei das auch nicht erlaubt.
Zuletzt sollte der Rasen sich auf möglichst großer Fläche zur Wiese entwickeln dürfen, „die blumenbunt viel Nahrung für Insekten bietet“, erklärt Pagel. „Werden die „Wiesenbereiche“ im Garten nur zweimal im Jahr gemäht, entwickelt sich eine summende Vielfalt und man hat mehr Zeit diese zu genießen!“ So wird der Garten zum Paradies für Tiere – und auch für den Menschen.