Die Tendenz des Gemeinderats geht mehrheitlich zum Erhalt der Bibliothek. Die endgültige Entscheidung steht in der Sitzung vom 19. Mai auf der Tagesordnung. Quelle: Unbekannt

In der Gemeinderatssitzung vom 19. Mai geht es um die Zukunft der Bücherei und nach jetziger Entscheidungslage sieht es eher nach einem Fortbestand aus – es kam zu einem Schlagabtausch wie selten erlebt.

Bad Dürrheim - Es kam zu einem heftigen Schlagabtausch im Gemeinderat, denn zusätzlich zu der von einem Arbeitskreis ausgearbeiteten möglichen Lösung kam noch ein Antrag der CDU-Fraktion. Da dies in der Fraktionssprechersitzung mit keinem Wort erwähnt wurde, sorgte dieser Antrag für erhebliche Verstimmungen bei den Mitgliedern der anderen Fraktionen.

Zwei Vorschläge

Seitens der Stadt lagen zwei Vorschläge auf dem Tisch. Variante 1: Die Bücherei zu schließen. Variante 2: Die Verwaltung zu beauftragen, die erforderlichen Schritte zur Umsetzung des Fortbestands einzuleiten. Dabei geht es um die Anmietung von Räumlichkeiten, die Personalgewinnung von 0,4 Vollzeitkräften, die Beschaffung von Bibliothekssoftware und die Gewinnung weiterer ehrenamtlicher Helfer. Der Kostenumfang liegt überschlägig im Moment bei rund 50 000 Euro. In einem Antrag von Freie Wähler, LBU und FDP, den Klaus Götz (Fraktionssprecher der FW) stellte, will man noch die genauen Kosten, um am 19. Mai endgültig abzustimmen und man sah die Variante 1 als nicht abstimmenswert an. Diesem Antrag folgte auch die SPD.

CDU will Bücherei auflösen

Der Antrag der CDU stand unter dem Leitsatz "Um Bücher lesen zu können, muss man sie nicht unbedingt besitzen". Die Fraktion wollte das Ende der Bücherei, an ihrer Stelle jedoch eine Ausleihstation im Haus des Gastes als Alternative, die von der Touristinformation betreut werden sollte. Angedacht war eine Zusammenarbeit mit Villingen-Schwenningen oder Donaueschingen. Doch auch das hätte es nicht zu Null Euro Kosten gegeben. Diese Lösung wurde am Mittwoch, am Tag vor der Gemeinderatssitzung, als Antrag der Stadt und den Fraktionen zugeschickt. In der Fraktionssprechersitzung war noch keine Rede von einem eigenen Antrag. "Das ist einfach schlechter Stil", echauffierte sich LBU-Fraktionssprecher Wolfgang Kaiser, und kritisierte die Abwesenheit von CDU-Vertretern im Vorfeld bei der Erarbeitung des Kompromissvorschlags der Stadt. Und auch Freie Wähler-Fraktionssprecher Klaus Götz kommentierte, man habe den eigene Augen nicht getraut, als der CDU-Antrag kam und prophezeite: Mit solche einem Vorschlag werde man Schiffbruch erleiden.

Fink verteidigt

Barbara Fink verteidigt vorgehen

CDU-Fraktionssprecherin Barbara Fink verteidigte die Vorgehensweise, dass dies nach Geschäftsordnung üblich sei sowie den Inhalt des Papiers. Man wolle optimieren, Villingen-Schwenningen habe ein größeres Angebot und so wäre die Bücherei 365 Tage im Jahr erreichbar und nicht nur ein paar Stunden pro Woche. Man habe über den Tellerrand hinausgeschaut. Letzteres brachte Karen Roeckl (LBU) ans Mikrofon. Denn für sie impliziert dieser Satz, dass die Arbeitsgruppe nicht über den Tellerrand schaue – diese Aussage empfand sie als anmaßend von der CDU-Fraktionsprecherin.

Strategiepapier erstellt

Der Entscheidung vorangegangen war die Vorstellung des Strategiepapiers, das Tanja Bühler (LBU) federführend ausarbeitete. In der Zielsetzung einer öffentlichen Leihbücherei stehen Bildung, Begegnung und Teilhabe an oberster Stelle. Im Detail ist hier die Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen genannt. Ebenso zählt eine Bücherei zum niederschwelligen Zugang zu Wissen, Kultur und Information. Desweiteren ist sie ein Standortfaktor, der die Innenstadt belebt, und stellt einen Anziehungspunkt für die Bevölkerung dar. "Die Bücherei kann und muss auch ein Ort der politischen Bildung sein, in dem das Demokratiebewusstsein gestärkt wird", ist in der Ausarbeitung zu lesen. Als Angebot empfiehlt sich Kinder- und Jugendliteratur, ergänzendes Lernmaterial für die Schule, Unterhaltungsliteratur, Sachliteratur und Zeitschriften. Den bisherigen Bücherbestand, der bei rund 6000 bis 8000 Printmedien liegt, sieht man in der Fachbranche als angemessen an. Allerdings: "Es besteht die Notwendigkeit einer effizient organisierten Medienausleihe mittels elektronischer Verbuchung." Diese besteht momentan nicht.

Ehrenamtliche gesucht

Unterschriftenliste übergeben

Als Raumbedarf sieht man 120 bis 150 Quadratmeter an. Die Gruppe und Vertreter der Fraktionen haben sich schon Räumlichkeiten angesehen, wie ehemals Blumen Schäfer, etwas in der Luisenpassage und im Haus des Gastes – Voraussetzung ist ein barrierefreier Zugang. Notwendig wird auch die ehrenamtliche Unterstützung durch die Bürgerschaft sein.

In der Gemeinderatssitzung wurde zudem eine Unterschriftenliste für den Erhalt der Bücherei von Elisabeth Falkiewicz übergeben, insgesamt 158 Unterschriften kamen in einer kurzen Zeit zusammen, die meisten von Müttern.