Die politische Grundsatzentscheidung für den Erhalt der Bibliothek fiel in der April-Sitzung des Gemeinderats. Nun wurde ein Vorschlag ausgearbeitet. Neuer Standort soll in einem der Irma-Neubauten sein.
Bad Dürrheim - Es war ein heftiger Schlagabtausch in der Aprilsitzung, denn entgegen ursprünglicher Ausarbeitung und Vorbesprechungen sprach sich die CDU gegen den Erhalt der Bücherei aus.
Eine solche Einrichtung gehört zu den freiwilligen Leistungen einer Gemeinde, sie muss also nicht zwingend unterhalten werden. Und Anbetracht der finanziellen Situation prüfte man den Fortbestand unter verschiedenen Aspekten. Man weiß jedoch auch aus Studien, dass die Läden in den Innenstädten nicht mehr alleiniger Publikumsmagnet sind und sich dies noch weiter wandeln wird. Allerdings braucht es für solch eine Funktion mehr Öffnungszeiten als jetzt.
Vielschichtige Aspekte
Momentan ist die Bücherei im alten Rathaus in der Schulstraße im ersten Obergeschoss untergebracht und verströmt mit den Stahlregalen eher wenig Charme, zudem ist sie nicht barrierefrei erreichbar, und es fehlt an moderner Ausstattung. Die bisherige Leiterin Regine Hofmann will nun auch den von ihr seit langem gehegten Wunsch aufzuhören realisieren. Sie betreute die Bibliothek mit kleinem Budget durchaus erfolgreich. Zudem benötigt die Grund- und Werkrealschule die Räume für die Ganztagesbetreuung.
Beschluss am 27. Juli
In diesem Spannungsfeld wird seit Wochen um eine endgültige Lösung gerungen, über die in der kommenden Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 27. Juli, entschieden werden soll. Vorbesprochen wurde sie in einer nichtöffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses, der dem Gemeinderat per Empfehlungsbeschluss folgenden Weg weist: Der neue Standort soll im Erdgeschoss des Irma-Gebäudes sein, das direkt an der Kreuzung Friedrich-/Luisen-/Hof- und Bahnhofstraße steht. Die Grundfläche der Räumlichkeiten haben rund 286 Quadratmeter, davon sollen 130 an die Bibliothek und 150 an den Generationentreff gehen, der aus seinen bisherigen Räumen in der Viktoriastraße 7 ausziehen wird. Der Gemeinderat muss dies noch in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 27. Juli, beschließen. Doch scheinen sich Bürgermeister Jonathan Berggötz und Hauptamtsleiter Markus Stein relativ sicher zu sein, das Ja des Gremiums zu bekommen. Denn auch die Skeptiker konnten sich wohl für diese Idee erwärmen.
Idee für die Zusammenarbeit
Die Idee einer Zusammenarbeit kam bei einer Sitzung aus dem Verwaltungsausschuss und hat sowohl für das Vorstandsgremium des Generationentreffs wie auch für die Arbeitsgruppe Bibliothek großen Charme, denn man kann voneinander profitieren und sich gegenseitig unterstützen. Erste Besprechungen, wie das vonstatten gehen kann, gab es bereits.
Der Generationentreff und die Projektgruppe Bibliothek sehen bereits bei Zielen Schnittmengen, wie auch eine gegenseitige Ergänzung. Dazu zählen der Bildungsauftrag, der Zugang zu Informationen und Wissen, die Förderung der Lese-, Sprach, und Medienkompetenz, Lernlotsen und Schülernachhilfe, Internetlotsen, Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnik.
Gegenseitig unterstützen kann man sich bei gemeinsamen Aktivitäten, der Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeitern, der Förderung des Ehrenamts, generationsübergreifenden Angeboten und der Ansprache von Familien und Senioren.
Gewinn für jede Seite
Der Räume des Generationentreffs sind zum Großteil barrierefrei zu betreten, außer dem Besprechungsraum im Keller, der nur über eine Wendeltreppe erreichbar ist, hier wäre für die Einrichtung ein tatsächlicher Mehrgewinn an Raum möglich, und die Bibliothek wäre künftig auch komplett barrierefrei zu erreichen. Zusätzlich hätte man eine Aktionsfläche im Freien. Im Eingangsbereich gegenüber der Bahnhofstraße entsteht ein Fläche, die überdacht ist, und zum Hindenburgpark hin gibt es ebenfalls eine große Freifläche, an die sich der Park anschließt und die somit den Blick ins Grüne freigibt. Auch würde sich die Parksituation für den Generationentreff an dieser Stelle verbessern.
Angelika Strittmatter und Tanja Bühler zeigten sich einig, dass es für beide Seiten einen großen Gewinn darstellt, da es sich um eine Top-Lage handelt. "Zentraler geht es kaum", kommentiert auch Bürgermeister Berggötz die Lage.
Längere Öffnungszeiten für Bibliothek
Die Bibliothek will künftig auch als Frequenzbringer für die Innenstadt fungieren. Dies ist nun mit einer 0,4 Stelle, die der Gemeinderat im April genehmigte, nicht möglich – jedoch auch hier hat die Zusammenarbeit wieder Vorteile. Geplant ist, ein digitales Ausleihsystem für die Bibliothek anzuschaffen. Bei Öffnung des Generationentreffs kann die Bibliothek gleich mitgeöffnet werden. Es gibt zwar nur für 16 Stunden durch eine hauptamtliche Angestellte Betreuung, aber die digitale Ausleihe kann vorgenommen werden. Zusätzlich werden nun konkret ehrenamtliche Helfer für die Bibliothek gesucht. Der Umzug soll Ende zweites Quartal 2023 erfolgen.
Ehrenamtliche Helfer gesucht
Nachdem eine Lösung gefunden ist, sucht die Projektgruppe Bibliothek konkret ehrenamtliche Helfer für verschiedene Bereiche. Zunächst muss gegen Ende des Jahres der Bestand digitalisiert werden. Spätestens wenn die Bibliothek dann an einem neuen Standort in Betrieb geht, wären Ehrenamtliche für die Betreuung zu verschiedenen Öffnungszeiten wünschenswert, um so einen größtmöglichen Service zu bieten und Anziehungspunkt für die Innenstadt zu sein. Interessierte können sich melden bei Markus Stein, Telefon 07726/66 66 11 oder markus.stein@bad-duerrheim.de oder bei Tanja Bühler, Telefon 0173/6224992, E-Mail tb.tanjabuehler@freenet.de.