Hier hat der Biber einen Übergang für Rolf Weißer geschaffen. Der Hochbauingenieur nimmt sich den Biber zum Vorbild. Foto: Hella Schimkat

Durch eine Wiese im Ackerloch floss früher der kleine Kuchi-Bach geradeaus begab. Doch seit ein Biber sich dort niedergelassen hat, hat sich das Landschaftsbild verändert. In vier Jahren hat er insgesamt neun Teiche angelegt.

Rolf Weißer wohnt im Ackerloch und besitzt eine große Wiese, die relativ steil bergab führt bis zum großen Teich am Ende des Grundstücks. Durch die Wiese fließt der kleine Kuchi-Bach gemütlich bergab, bis er in die Kirnach mündet. So war es bis Anfang 2020.

 

Die Wiesenfläche von Weißer findet sich im Biotopverzeichnis des Landes Baden-Württemberg, da sie alle Blumen, Gräser und Insekten eines Biotops aufweist.

Ein herrlicher Anblick bietet sich bei einem Spaziergang bergab zum Teich, wie sich bei einem Rundgang von Weißer mit unserer Redaktion zeigte.

Beim Hinterwasenweiher einige Bäume gefällt

Rolf Weißer berichtete, dass ein Biber sich seines Geländes und vor allem dem Kuchi-Bach und dem Teich angenommen hatte. Auf seinem Weg von der Kirnach aufwärts bis zum Teich von Weißer hatte der Biber den Hinterwasenweiher durchquert, dort einige Bäume gefällt, sie liegengelassen, sich nur an der Rinde gütlich getan.

Mit Kennerblick hatte das Tier gesehen, dass die steile Wiese und der Kuchi-Bach ein herrliches Arbeitsfeld für den Biber darstellte.

Der Kuchi-Bach, der schmal und kerzengerade durch die Wiese bergab floss, erschien dem Biber als zu langweilig, den würde er umgestalten, dachte sich das Tier vielleicht. Des Bibers erstes Werk vor vier Jahren war das Zustopfen der beiden großen Betonrohre, die Weißer am unteren Ende des Kuchi-Bachs angebracht hatte.

Biber legt 20 Meter langen Staudamm an

Weißer legte die Rohre wieder frei – doch der Biber ließ sich nicht beeindrucken, sondern legte weiter unten einen großen Staudamm an – 20 Meter lang. Das Material lieferten ihm einige Birken, die er fällte. Das so gewonnene Baumaterial reichte auch noch für eine stattliche Biberburg. Das war der Stand Anfang Januar 2020.

Das Tier leistet enorme Umgestaltungsarbeiten

Bei der erneuten „Tatort-Besichtigung“ gut vier Jahre später zeigte sich sehr beeindruckend, was der Biber alles an Umgestaltungsarbeiten geleistet hat. Da sind jetzt neun Teiche in verschiedenen Größen und Tiefen. Der Kuchi-Bach fließt auch nicht mehr stramm bergab, sondern in gemütlichen Kurven und Ausbuchtungen, mit Staudämmen in unterschiedlicher Form und einem Übergang, den der Biber ebenfalls angelegt hat.

Der Biber hat insgesamt neun Teiche angelegt. Foto: Hella Schimkat

Weißer zeigt auf Stöcke, die er rechts und links des neuen Kuchi-Bachs in die Wiese gerammt hat: „Bis hier hin ist auf beiden Seiten alles nass, diese Markierung gilt für den Landwirt, an den er die Wiese verpachtet hat.“ Also hier könne er nicht mehr mähen, bedeuten die Pfähle.

Zweimal einen Staudamm abgebaut

Auf die Frage, ob er sich ohne Gegenwehr den Baukünsten des Bibers ergeben habe, brummt Weißer: „Ich hatte zweimal einen Staudamm abgebaut, den hat der Biber zweimal nachts wieder neu gebaut, und zwar besser als vorher.“

Nach der ersten Demontage von Weißer habe der Biber ein Gitter aus Ästen angefertigt und dieses mit Gras zugestopft. Als Weißer wieder heimtückisch den Damm abbaute, griff der Biber zu drastischen Maßnahmen und schleppte noch Steine an, mit denen er ein richtiges „Fort Knox“ baute.

Rolf Weißer hat vom Biber gelernt

„Da habe ich aufgegeben“, meint Weißer trocken. „Ich habe vom Biber gelernt, und wenn ich hier etwas anlege, mache ich es so so, wie es der Biber mir beigebracht hat“.

Also „Ende gut, Staudamm gut“. Es gibt keine Animositäten zwischen dem Hochbauingenieur Rolf Weißer und seinem tierischen Vorbild, dem Hoch- und Tiefbauingenieur.