In Mühlheim ist ein Biber am Werk. (Symbolbild) Foto: Pleul

Stattlicher Nager hinterlässt viele Spuren. Angenagte Bäume können zur Gefahr werden. 

Herrlich gelegen ist das Tal entlang des Mühlbachs von Mühlheim nach Renfrizhausen. Deshalb sieht man an diesem nasskalten Januartag auch durchaus Spaziergänger zwischen den beiden Mühlbachgemeinden.

Sulz-Mühlheim - Störend ist eigentlich nur der Lärm von der Autobahnbrücke. Aber nicht nur die Menschen haben dieses Stück Natur für sich entdeckt, sondern angenagte und gefällte Bäume am Mühlkanal deuten auf das Werk eines Bibers hin. Zwei Frauen, die sich für den Biber interessieren, verlassen den geteerten Weg Richtung Mühlkanal. Erstaunt bleiben die Beiden stehen und betrachten auffallend viele Wege, die der Biber als Zugang an Land gebaut hat.

Äste und Zweige für den Dammbau

Neben etlichen kleineren Bäumen, die er problemlos in nur einer Nacht durchnagen kann, hat sich der Biber ein Stück weiter unten an einigen großen Bäumen versucht. Bedrohlich wirken die tief angenagten Bäume, die eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Frische Holzspäne überdecken das vom Tau noch nasse Gras am Fuß der Bäume. Stammdurchmesser von einem Meter stellen für den Nager kein großes Problem dar. Dabei kann er sogar geschickt die Fallrichtung beeinflussen. Die Äste und Zweige trennt er vom Stamm und verwendet sie für den Dammbau. Durch das Fällen von Bäumen und dem Aufstauen von Bächen und Flüssen verändert er die Landschaften, wie kein anderes Tier. Seine rege Bautätigkeit bringt das Tier aber auch in Misskredit. Die Biber bauen meist direkt am Ufer eine Biberburg. Das ist ein Reisig-und Ast-Haufen, der beträchtliche Ausmaße annehmen kann.

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Den Eingang in die Burg graben die Biber mit ihren kräftigen Klauen von unten her. Dabei sorgen sie dafür, dass der Eingang unsichtbar und geschützt vor seinen Feinden unter Wasser in der Uferwand liegt. Ist das Wasser nicht hoch genug, baut der Biber eine Dammanlage, die mit den Rückstau den Wasserstand erhöht. Dadurch kann es aber schon bei kleinen Fließgewässern zu einer seeartigen Erweiterung kommen. Dabei unterhöhlt er sogar teilweise die Felder der Landwirte an den Gewässern.

Zuflüsse werden einfach umgeleitet

Oft leitet er mit seinen Dämmen die Zu- und Abflüsse der Bäche kurzerhand um. "Auch hier im Mühlkanal hat der ausgezeichnete Schwimmer Dämme gebaut und Überläufe verschlossen", sagt Karl Wezel, ein Naturexperte aus Mühlheim. Auf der Basis von Ästen verschließt der Biber gekonnt seine Dämme mit Schlamm.

Biber sind Vegetarier und ernähren sich im Sommer überwiegend von Grünpflanzen, im Winter stehen pro Tag drei bis vier Kilogramm Rinde auf dem Speisezettel. Gerne frisst der Biber aber auch Kulturpflanzen. So führt auch eine Biberstraße bei Mühlheim zu dem in der Nachbarschaft gelegenen Rapsacker. Der Mühlkanal bietet optimale Lebensbedingungen für den Biber. Um das bis zu einem 1,30 Meter große Tier zu sehen, muss man schon erhebliches Glück haben. Die Tiere sind nämlich nachtaktiv. Die Tiere wurden im 19. Jahrhundert im heutigen Baden-Württemberg ausgerottet. Zu verlockend war das, mit bis zu 23.000 Haaren pro Quadratzentimetern extrem dichte Fell des Bibers. Nachdem schon vor Jahren Exemplare im Neckar bei Sulz und in Fischingen sowie in Bergfelden am Mühlbach gesichtet wurden, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis er auch hier am Mühlkanal heimisch wird.