Der starke Durchgangsverkehr in der Empfinger Ortsmitte ist für die Bürgerinitiative "Umgehung Empfingen" und die Anwohner nicht mehr tragbar. Foto: Hopp

Bürgerinitiative warnt vor interkommunalen Gewerbegebiet ohne Ortsumfahrung.

Empfingen - Die neue Bürgerinitiative (BI) "Umgehung Empfingen" hat es sich zum Ziel gesetzt, der großen Verkehrsbelastung in der Ortsdurchfahrt ein Ende zu bereiten. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichten die BI-Sprecher Sabrina und Richard Raible, wie sie ihr Ziel erreichen wollen.

Das Problem einer fehlenden Umgehungsstraße und des damit verbundenen hohen Verkehrsaufkommens in der Empfinger Ortsmitte gibt es schon sehr lange. Warum hat es bis zum Jahr 2020 gedauert, dass sich eine Bürgerinitiative gründet?

Wir persönlich können ausschließlich für die Zeit seit 2007 sprechen und sind Anwohner der Haigerlocher Straße seit 2011. Ich denke, dass die Dringlichkeit einer Ortsumfahrung mit der wachsenden Industrie und stetig zunehmender Logistik von Gütern in den letzten Jahren zugenommen hat. Hinzu kommt der Einwohnerzuwachs in Empfingen selbst. Mit dieser Entwicklung erhöht sich eben auch der Verkehr. Ich denke die Empfinger Bevölkerung nimmt an, dass die Umgehung nur noch eine Frage der Zeit ist. Welches letztendlich weit gefehlt ist, da die Entscheidung, ob und mit welcher Variante, noch aussteht. Wir als Bürgerinitiative wollen dieser Zeit und Entscheidung Nachdruck verleihen, da die Thematik des zunehmenden Schwerlastverkehrs nicht mehr tragbar ist. Das Vorverfahren zur Ortsumfahrung, an dem jeder teilnehmen kann, hat schlussendlich dazu beigetragen, dass wir als Bürger Empfingens mitsprechen wollen.

Wie sind Sie zu Sprechern der BI geworden?

Die aktuelle Lage durch Corona erschwert seit Gründung der BI "Umgehung Empfingen" die Situation. Um dennoch als BI aktiv sein zu können, findet sich oftmals eine Organisationsgruppe von zwölf Personen zusammen, um die organisatorischen Sachen zu erledigen. Für interessierte Mitbürger haben wir eine weitere Gruppe erstellt, die auf verschiedenen Wegen über Aktuelles informiert werden soll. Wir haben die Rolle als Sprecher übernommen, da wir den Initiatoren der BI zugehören und in der Gruppe als Sprecher vorgeschlagen wurden.

Wie viele Anhänger hat die BI inzwischen?

Zur aktiven Mitarbeit haben sich circa 40 Personen gemeldet. Wenn wir uns auf die Rückmeldung vom Ministerium für Verkehr und die Flyer- beziehungsweise Postkartenaktion stützen, sind es sehr viele mehr. Es freut uns sehr, dass die Aktion von den Mitbürgern unterstützt wurde und wir wollen hierfür unseren Dank aussprechen. Wir freuen uns, wenn die Arbeit, welche hinter solchen Aktionen steht, gewürdigt und unterstützt wird.

Mit welchen Entscheidungsträgern stehen Sie zur Zeit in Kontakt und was gibt der bisherige Austausch her?

Derzeit steht die Rückmeldung auf das Scopingverfahren und die Postkartenaktion aus. Gelegentlich sind wir im Austausch mit Herrn Bürgermeister Truffner. Weitere Gespräche mit den Vertretern der Landespolitik stehen aus, sind dennoch in Planung.

Was sind die Pläne der BI in den nächsten Monaten?

Das Vorverfahren zur Ortsumfahrung nimmt wohl noch einige Zeit in Anspruch, daher werden wir erstmal alle versuchen, gesund durch die Corona-Zeit zu kommen. Tatsächlich haben wir einige politische und außerpolitische Treffen aus diesem Grund vorerst auf Eis gelegt. Wir werden natürlich weiterhin Augen und Ohren offen halten, da Entwicklungen wie das Interkommunale Gewerbegebiet Kompass 81 weiter voran gehen.

Wie können Empfinger Bürger Unterstützung leisten?

Gerne können uns Interessierte per E-Mail anschreiben. E-Mail: BI.UmgehungEmpfingen@web.de oder uns eine Nachricht in den Briefkasten beim Fotostudio Bossenmaier einwerfen. Wir sind dankbar über Ideen, Informationen und Unterstützung. Wichtig wäre, dass die Bürger die von uns geplanten Aktionen mitmachen und damit auch ihren Zuspruch verdeutlichen. Gerne nehmen wir Feedback an die BI "Umgehung Empfingen" an. Diese Rückmeldung hilft uns, uns weiter zu entwickeln.

Wie optimistisch sind Sie, dass die BI ihre Ziele erreicht?

In Verbindung mit dem Interkommunalen Gewerbegebiet stehen die Chancen ganz gut, dass in diesem Zuge eine Umgehung verwirklicht wird. Eine Option der Ortsumfahrung ohne die Gewerbefläche östlich der Autobahn A81 ist schwer zu realisieren. Die ortsnahen Varianten sind in unseren Augen nur Notlösungen und verlagern die Problematik entsprechend. Allerdings darf nicht außer Acht gelassen werden, dass das Gewerbegebiet auch ohne Umgehungsstraße genehmigt und umgesetzt werden kann. Aus unserer Sicht sind diese zwei Projekte – Ortsumfahrung und Gewerbegebiet Kompass 81 – unbedingt miteinander zu verknüpfen, da sie einander bedingen. Wir werden dran bleiben, denn bei weiter zunehmender Entwicklung ohne eine Umgehungsstraße ist die Situation bald für den gesamten Ort nicht mehr tragbar.

In Ahldorf hatte die BI Erfolg, als es um das Gewerbegebiet ging. Haben Sie die Aktivitäten anderer Bürgerinitiativen verfolgt und was hat Ihnen daran gefallen oder auch nicht gefallen?

Schön, dass deren Bemühungen Frucht getragen haben. Tatsächlich empfinde ich dies für richtig. Denn zwei weitere Industriegebiete auf diesem Raum sind meines Erachtens tatsächlich zu viel, auch in Anbetracht der aktuellen Situation und der ungewissen wirtschaftlichen Entwicklung. Ich vertrete die Meinung, dass der Flächenverbrauch so gering wie möglich gehalten werden sollte, denn die Natur sichert unsere Zukunft.

Sie haben in einer bisherigen Stellungnahme auch das Stichwort "attraktiver Ortskern" angesprochen. Wie sollte ein solcher aussehen?

Wäre der Ortskern vom Verkehr entlastet, wäre für die Schulkinder der Schulweg ein sichererer, für die Kunden der ortsansässigen Unternehmen ein angenehmeres Einkaufen und für die Mitbürger ein sichereres Miteinander im Ort möglich. Neueste Entwicklungen im Ort, wie der Eis- oder Hähnchenwagen oder auch ein toller Bücherschrank auf dem Rathausplatz können in ruhigerer Kulisse besucht werden. Gern erinnere ich mich an ein Trachtenfest auf dem Rathausplatz oder die traditionelle "Epfenger Fasnet" im Ortskern. Als Anwohner der Hauptdurchgangsstraße würde es mich wie auch andere freuen, sich auch mal mit Nachbarn am Straßenrand unterhalten zu könnten, wie es andernorts selbstverständlich ist.

Bürgermeister Ferdinand Truffner teilt laut eigener Aussage die Meinung der BI und hat sogar Ihr Plakat ans Rathaus gehängt. Wie beschreiben Sie den Austausch zwischen der BI und dem Rathaus?

Seit Gründung der BI ist die Diskussion und der Austausch mit der Gemeinde und Herr Bürgermeister Truffner sehr gut. Es freut uns, dass sie auch Flagge zeigen und unsere Aktionen angenommen werden. Bislang können wir von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit sprechen.