Ratlose Freudenstädter (in Blau) – der TSV Möttlingen schaffte gegen den Bezirksligisten das nicht unbedingt zu erwartende Weiterkommen. Foto: Albert M. Kraushaar

Der A-Ligist TSV Möttlingen und der TuS Ergenzingen haben sich im Bezirkspokal des neuen Bezirks Nordschwarzwald einen Traum erfüllt.

Emotional, weil der Tabellenführer der Kreisliga A II Ost in Würzbach in der Schlussphase durch Timo Roller und Marvin Keppler den Ausgleich zum 2:2 auf dem Fuß hatte, in Möttlingen weil der Schiedsrichter 16 Minuten nachspielen ließ.

 

„Warum schießt der nicht“?

SG Oberreichenbach/Würzbach – TuS Ergenzingen 1:2 (0:1). „Warum schießt der nicht“ – diese Frage stellte sich den knapp 400 Zuschauern nach exakt zehn Sekunden, als Simon J. Walser und Lennart Weipert mit einer Doppelchance vor SG-Torhüter Jan Wiedemann auftauchten.

Ein Auftakt der deutlich machte, dass der Bezirksligaspitzenreiter seinen Auftritt im Pokal-Halbfinale ernst nimmt. Nach den „Schrecksekunden“ pendelte sich die Partie ein.

Schnelle Spitzen

Der A-Ligist sorgte mit seinen schnellen Spitzen Max Neuweiler sowie Marvin und Max Keppler für Nadelstiche, im Mittelfeld war beim TuS an den Aktionen von Luca Wüst, Adrian Brose, Ruben Cinar und Simon J. Walser immer wieder der Klassenunterschied zu erkennen.

“Fette“ Chancen

„Fette“ Torchancen blieben jedoch Mangelware – bis dem A-Ligisten ein Fehler in der Abwehr unterlief. Gleich zweimal hatte er die Chance, das Spielgerät wegzuhauen, doch Querpässe im eigenen Strafraum können „tödlich“ sein.

So passiert in der 39. Minute, als Lennart Weipert die Gäste in Führung brachte. Ein „unnötiges“ Tor kurz vor, ein zweites kurz nach Wiederbeginn durch Lukas Bok (53.). Dem Außenseiter blieben zwar über 30 Minuten, aber die Zeit lief ohne den ersehnten Anschlusstreffer runter.

Auch, weil Moritz Hofmann gegen SG-Torjäger Marvin Keppler eine ganz starke Partie geboten hat und Oliver Ignacz sich über die linke Seite immer wieder gefährlich in den Spielaufbau einschaltete.

„Geschoss“ schlägt ein

Rico Kugele, Sandro Niethammer und der starke Marvin Stoll bemühten sich nach Kräften, die TuS-Viererkette Ignacz, Schanz Bok, Hofmann hielt jedoch bis zur 80. Minute die Null.

Dann schlug ein „Geschoss“ von Max Keppler aus über 20 Metern im Gehäuse von Felix Bader ein. Der Startschuss für eine emotionale Schlussphase, in der Timo Roller und Marvin Keppler – Bader hält auf der Linie – die Chancen hatten, noch eine Verlängerung zu erzwingen.

Halbfinale Nummer zwei

TSV Möttlingen – SpVgg Freudenstadt 3:2 (2:1). Eine gute Stunde nach der Partie in Würzbach stand in Möttlingen mit dem TSV der Gastgeber im zweiten Halbfinale als Sieger fest.

Am Ende eines emotionalen Pokalfights rückte der Schiedsrichter mit insgesamt 16 Minuten Nachspielzeit in den Fokus. Keine Frage, sieben, acht Minuten wären aufgrund von Verletzungen und Zeitspiel in Ordnung gewesen. Mit dem Anschlusstreffer zum 2:3 durch Matthias Weimer (98.) entwickelte sich ein wilder Kick an Rusch, der bis zur 106. Minute die Gemüter auf „180“ hielt.

Struktur verloren

„Wir sind durch ein dummes Tor in Rückstand geraten und dann bis zur Halbzeit mit dem Anschlusstreffer gut ins Spiel gekommen. Im zweiten Abschnitt haben wir es verpasst, mit spielerischen Lösungen das Spiel zu wenden, nach dem 1:3 ging dann gegen einen emotional kämpfenden A-Ligisten jede Struktur verloren“, , so ein im ersten Moment sichtlich geknickter Elvedin Djekic.

Effektiv?

„Wir haben läuferisch alles gegeben, und waren vor dem gegnerischen Tor sehr effektiv“, freute sich sein Gegenüber Tobias Blank über den Erfolg: „Freudenstadt hat über außen oder Richtung Grundlinie keine Lösungen gefunden, die vielen langen Bälle haben es uns in der Abwehr einfacher gemacht. Das Pokalfinale ist natürlich ein Bonbon, das wir gerne mitnehmen!“

Fels in der Brandung

Rene Fricker und Paul Oesterle hatten sich im TSV-Abwehrzentrum zum Fels in der Brandung entwickelt, Co-Trainer Alexander Gans die rechte Abwehrseite beackert, Thomas Kattner und Marcel Tieck zusammen mit Gürkan Köymen um spielerische Elemente bemüht. Vorne versuchte Filipe Correia mit diversen Positionswechseln seinen Bewachern zu entkommen. Fabian Armbruster lieferte sich harte Zweikämpfe mit Möttlingens Torjäger Marcel Fricker.

Beim 1:0, einem Weitschuss, der wie ein Stein hinter SpVgg-Torhüter Lukas Finkbeiner ins Tor fiel, bewies Marcel Tieck wieder einmal sein feines Füßchen (29.). Dem 2:0 durch Marcel Fricker ging ein super Doppelpass mit Tieck voraus.

2:0 nach 37 Minuten, in Möttlingen schien eine Sensation ihren Lauf zu nehmen. Doch vor der Pause wurde Freudenstadt immer stärker, die logische Folge war der Anschluss durch Nico Göcks (43.).

Geheimnis gelüftet?

Warum der Bezirksligist im zweiten Abschnitt nicht an diese Leistung anschließen konnte, blieb sein Geheimnis. Die Partie wurde immer wilder, ein langer Ball jagte den nächsten, vor allem TSV-Torhüter Andreas Essig zwang mit seinen wuchtigen Abschlägen die Abwehr des Bezirksligisten weit in die eigene Hälfte.

Aus dieser brachten die Gäste keinen strukturierten Spielaufbau mehr zustande, was folgte, waren unzählige Zweikämpfe. Einen davon gewann das Möttlinger Mittelfeld, das Leder kam per Kopfballvorlage zu Marcel Tieck, und der bewies beim 3:1 (51.) zum zweiten Male – nervenstark – Abschlussqualitäten.

Fast 200 Zuschauern jubeln

Jetzt lag das Momentum beim A-Ligisten, der warf sich – angefeuert von über 200 Zuschauern – in jeden Ball.

Nach gut einer Stunde eine kurze Aufregung, als Freudenstadt den Ball hinter der Linie gesehen hatte, eine Viertelstunde vor Schluss wurde dann jede Aktion stürmisch bejubelt.

Schiedsrichter mit Problemen

Die Partie begann dem Schiedsrichter zu entgleiten, auch weil er immer mehr 50:50-Situationen zu Gunsten des Bezirksligisten entschied. Der Rest war Pokalkampf pur mit Happy-End für den A Ligisten, den die Möttlinger Fans nicht so schnell vergessen werden.

„Wir nehmen es heute wie es gekommen ist, auch wenn es nicht leicht wird, das zu verarbeiten“, zeigte sich der Freudenstädter Trainer als fairer Verlierer und lebte mit seinen Kickern den Pokalfight noch lange nach.

Ort der Finals steht fest

Die Bezirkspokalendspiele im Nordschwarzwald finden am 29. Mai, im Stadion in Nagold statt. Für das Herrenfinale (16 Uhr) haben sich wie erwähnt der TSV Möttlingen (KRL A) und der TuS Ergenzingen (BZL) qualifiziert. Im vorgeschalteten Frauenpokalfinale stehen sich um 13 Uhr die SGM Glatten/Hopfau und die TG Wittershausen gegenüber.