Musik ist sein Leben: Hermann Feist bleibt dem evangelischen Bezirkskantorat verbunden. Quelle: Unbekannt

In der Kirchenmusik der Region geht eine Ära zu Ende: Nach 31 Jahren wird Hermann Feist als Bezirkskantor verabschiedet. Sein Nachfolger ist Johannes Eppelein, der am 1. Februar das Amt antritt.

(red/sm). "Über die zahlreichen Verdienste und das herausragende Engagement von Kirchenmusikdirektor Hermann Feist wurde in der Vergangenheit ausführlich berichtet", schreibt das evangelische Dekanat über den scheidenden Bezirkskantor und nennt als Beispiele die Inszenierung des Paulus-Oratoriums von Felix Mendelssohn-Bartholdy 2018 in der Stiftskirche.

Was hat ihn dazu bewogen, sein Leben der Kirchenmusik zu widmen? War es seine Herkunft als Sohn eines Pfarrers? "Mit Sicherheit hat dies eine Rolle gespielt; aber Kirchenmusik hat mich fasziniert, da sie die Worte der Bibel lebendig macht", erläutert Feist. Uralte Menschheitserfahrungen, Gedanken und Gefühle können durch Texte und deren Vertonung erlebbar und den Menschen nahegebracht werden. Feist weiß, welche Kraft im Singen steckt und dass Sängerinnen und Sänger nach einer gelungenen Chorprobe im Alltag von der Energie profitieren. "Singen und Musik können zu wahren Feuerwerken im Gehirn führen", verweist Feist auf die neuere Gehirnforschung. Singen sei nicht nur einfach ein Produzieren von Tönen, Atmung und Bewegung trainieren die Muskulatur, regen das Gedächtnis an und steigern die Empathie.

Hiermit lasse sich auch der Erfolg mit der "Maîtrise Vocale", der Arbeitsgemeinschaft Lahrer Schulen und des Bezirkskantorats, erklären. Diese Zusammenarbeit führte dazu, dass in Lahr fast flächendeckend "Singen mit Kindern" angeboten wird. Die Pandemie habe die Arbeit mit Kindern bedauerlicherweise eingeschränkt, so Feist, wie überhaupt das gemeinsame Singen im Unterricht. Vor der Pandemie fanden regelmäßig Konzerte der Kinderchöre in der Stiftskirche oder der Stadthalle und Auftritte bei verschiedenen Gelegenheiten statt.

Leicht sei die Aufgabe eines Chorleiters indes nicht: "Man muss motivieren, manchmal auch rütteln und den Ehrgeiz anstacheln; aber welch tiefgreifendes Erlebnis ist der Moment, wenn man spürt, wir haben es gemeinsam geschafft, was man über Wochen und Monate einstudiert hat." Und selbstverständlich seien die vielen Erfolge der Jahrzehnte nicht gewesen. Lahr und seine Region verfüge nicht über eine hohe Dichte musikalisch speziell begabter Menschen, wie man diese in Universitätsstädten finde, so Feist.

Viele erfolgreiche Aufführungen

Und dennoch sei es stets gelungen, begeisterungsfähige Menschen zusammenzubringen und diese auch emotional und intellektuell zu erreichen.

Feist zeigt sich dankbar für die Zeit in Lahr, für die Menschen, die er für seine kirchenmusikalische Arbeit in den verschiedenen Chören gewinnen konnte, sei dies die Kantorei an der Stiftskirche, die Jakobuskantorei, der Kammerchor Concertino vocale oder mit der Skywalkersband, die Zusammenarbeit mit den Bläserchören der Region, der Städtischen Musikschule, mit Ballettschulen und weiteren Ensembles sowie mit dem Kulturamt der Stadt Lahr. Endgültig verabschieden wird er sich von Lahr nicht. "Leider konnte ich meinem Nachfolger noch nicht die laufende Arbeit aufgrund der Pandemie übergeben. Deshalb werde ich für das Kantorat zunächst unterstützend tätig sein, auch als Musiker werde ich mich zur Verfügung stellen, allerdings nicht in der Regelmäßigkeit wie bisher", sagt Feist.

Besonders freut er sich in seinem Ruhestand darauf, endlich wieder einmal selbst Orgelkonzerte spielen zu können und einen Weihnachtsgottesdienst als Gottesdienstbesucher erleben zu dürfen – und nicht als Chorleiter im Zentrum des Geschehens zu stehen.

Hermann Feist wurde 1955 in Mahlberg geboren. Nach seinem Abitur in Wertheim begann er 1976 Studium der Kirchenmusik in Heidelberg. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und wohnt in Kippenheimweiler. 1990 wurde er zum Bezirkskantor in Lahr und damit zum Nachfolger von Ernst Wacker gewählt. Der Kirchenmusikdirektor leitet unter anderem die Lahrer Singschule "Maîtrise Vocale". Für seine Kinderchorarbeit wurde er 2013 mit dem Kirchenmusikpreis der evangelischen Landeskirche ausgezeichnet. Hermann Feist wird im Gottesdienst der Stiftskirche am Sonntag, 30. Januar, um 18 Uhr verabschiedet.