Der Sender Sky überträgt kostenpflichtig die Spiele aus den Bundesligastadien. Viele Wirte sollen für ihre Verträge künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Foto: dpa

Bundesligaübertragungen in Kneipen gehören mittlerweile für viele Fußball- fans zum Alltag. Doch zur neuen Saison hat der Bezahlsender Sky die Gebühren neu geregelt. Gerade in Stuttgart führt das für zahlreiche Wirte zu enormen Preiserhöhungen. Manche wehren sich.

Stuttgart - Die Kneipe Maulwurf in Vaihingen ist ein offizieller Fantreff des VfB Stuttgart. Als solcher übertragen die Wirtsleute Andreas Göz und Barbara Schreiber die Spiele ihres Herzensvereins im Fernsehen. Doch jetzt haben sie unangenehme Post vom Sender Sky bekommen. „Uns ist eine Preiserhöhung um satte 68 Prozent angekündigt worden“, sagt Göz und fügt bitter hinzu, als Begründung habe Sky genannt, dass die Tarife fairer werden sollten. 5500 Euro soll der Maulwurf künftig pro Saison bezahlen. „Bei etwa 40 Spielen sind das beinahe 150 Euro pro Partie. Das lässt sich fast nicht mehr erwirtschaften“, sagt Göz.

Mit diesem Problem sind die Gastronomen nicht allein. Viele Wirte in und um Stuttgart, die Bundesligaspiele zeigen, sollen künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das Gaisburgstüble in der Landhausstraße etwa muss künftig hundert Euro mehr im Monat bezahlen. „Das ist eine Unverschämtheit. Wir sind ein kleiner Laden mit gerade mal 40 Plätzen. Man fragt sich, wie das erst in Zukunft weitergehen soll“, sagt die Betreiberin. Ein anderer Wirt bestätigt: „Das wird ständig teurer. Man kann aber nicht dauernd neue Leinwände aufhängen und noch mehr Bier verkaufen.“

Dieselben Klagen kommen auch aus anderen Regionen. Und zwar von überall dort, wo es Bundesligavereine gibt und die Leute sich überdurchschnittlich für Fußball interessieren. Die Preisaufschläge betragen dort zum Teil über hundert Prozent. Und zwar deshalb, weil Sky sein Gebührensystem komplett umgestellt hat.

Notfalls bleibt die Mattscheibe schwarz

„Bisher hatten wir ein Preissystem, das sich nur an der Quadratmeterzahl der Gasträume orientiert hat“, sagt Britta Krämer von Sky Deutschland. Man habe aber festgestellt, dass dieses Vorgehen zu starr sei. „Auf dem Land etwa gibt es andere Voraussetzungen als in der Großstadt“, so die Sky-Sprecherin. Deshalb legt der Sender jetzt ein Schema an, das Bevölkerungsdichte, Kaufkraft und Sportaffinität der Region einbezieht. Im dicht besiedelten, wohlhabenden Raum Stuttgart mit seinem Bundesligaclub schießen die Preise deshalb besonders in die Höhe – genauso wie in München, Hamburg, Frankfurt oder Hannover. Große Sprünge seien aber die Ausnahme, zudem werde es anderswo für viele günstiger, betont Sky-Sprecherin Krämer. Experten mutmaßen, dass der Sender so in ländlichen Gebieten neue Kunden gewinnen will.

Bundesweit machen die Wirte gegen die Umstellung mobil. Mittlerweile haben einige von ihnen angekündigt, von ihrem damit verbundenen Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen. Dort bleibt die Mattscheibe künftig schwarz. „Das erzeugt viel Ärger. Bei uns sind etliche Beschwerden aufgelaufen. Einige Gastronomen haben bereits ihre Verträge gekündigt, andere schlucken die Preiserhöhung“, sagt Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Baden-Württemberg.

Für den Verband mutet das neue System merkwürdig an. „Wieso soll Fußball in der städtischen Eckkneipe teurer sein als auf dem Land?“, fragt Ohl. Doch auch rechtlich halte man das Vorgehen für „sehr fragwürdig“. Grund dafür: Sky habe im Mai Schreiben an seine Vertragspartner verschickt. Darin habe der Sender mitgeteilt, er wolle die Allgemeinen Geschäftsbedingungen in den Verträgen ändern. „Dagegen hätte man binnen zweier Wochen Widerspruch einlegen müssen, obwohl noch nicht einmal erwähnt war, was geändert werden soll“, sagt Ohl. Das erfuhren die Wirte danach schnell: Eine neue Ziffer erlaubt seither, während der Vertragslaufzeit die Preise zu ändern.

Solche Geschichten treffen oft die kleinsten Lokale“

Die entsprechenden Erhöhungen ließen nicht lange auf sich warten. „Begründet werden sie mit einer Änderung der Preisstruktur“, sagt Ohl. Der neue Passus im Vertrag besage aber, dass die Preise nur steigen dürften, wenn sich die „externen Kosten für die Programmgestaltung“ erhöhten. Das passe nicht zusammen.

Der Dehoga vertritt deshalb inzwischen mehrere Wirte und unterstützt sie juristisch bei ihren Widersprüchen. „Zudem wird unser Bundesverband das Gespräch mit Sky suchen“, kündigt Ohl an. Er weiß, dass die Preiserhöhungen so manchen Wirt in finanzielle Bedrängnis bringen: „Solche Geschichten treffen oft die kleinsten Lokale.“

Für die Maulwurf-Betreiber kommt ein Ausstieg aus dem Vertrag trotz der bitteren Pille nicht infrage. Sie wollen von ihrem Sonderkündigungsrecht vorerst keinen Gebrauch machen und weiterhin Bundesligaspiele zeigen. „Wir sind ein VfB-Fantreff“, sagt Andreas Göz, „der Fußball liegt uns am Herzen.“ In Zukunft ist er ihm nicht nur lieb, sondern auch noch teuer.