Wer am Straßenrand in der Nagolder Innenstadt parkt, kann anstelle eines Parkscheins seit Anfang Oktober auch die App „Parco“ nutzen. Damit sollen die Kosten im Vergleich zum Parkschein geringer ausfallen. Wie es funktioniert und was die App kann.
Die Stadt Nagold hat seit dem ersten Oktober ein neues Angebot für Parker: Mit der „Parco“-App soll Autofahrern Stress und Kosten erspart werden, wenn sie in der Innenstadt parken. Überall dort, wo am Parkautomaten der lila Aufkleber mit der „Parco“-Aufschrift angebracht ist, kann die App genutzt werden.
Kostengünstiger wird das Parken dadurch, dass die Parkzeit punktgenau abgerechnet werden kann. Beim herkömmlichen Parkautomat wird häufig überbezahlt, um sicherzugehen, dass die Parkzeit ausreicht. In der App geben Autofahrer an, wann sie ihr Auto abstellen, und wie lange sie dort stehen bleiben möchten.
Kommt man früher zurück, kann man in der App die gebuchte Parkzeit bis zur aktuellen Uhrzeit zurückdrehen. Dann verringert sich entsprechend der Betrag. Dabei sind auch krumme, centgenaue Beträge möglich, anders als bei den Automaten.
Teurer als Tiefgarage, aber meist näher am Ziel
Für den Parkplatz am Straßenrand spricht der in der Regel kurze Weg zum Ziel. Eine halbe Stunde kostet hier einen Euro. Das ist in den städtischen Tiefgaragen auch so. Jedoch: Da die städtischen Tiefgaragen in der ersten Stunde frei sind, sind diese günstiger.
Außerdem fällt beim Bezahlen mit der App eine geringe Servicegebühr für den Betreiber Parco an. Diese bewegt sich im Centbereich, wird aber auf die Parkgebühren drauf gerechnet.
Zwei Ausnahmen gibt es allerdings: Beim Wohnmobilplatz und beim Badepark kann zwar mit der App bezahlt werden, dort gibt es aber „nur“ die Tagespauschale von fünf, beziehungsweis 2,50 Euro.
Ticketverlängerung vom Wartezimmer aus
Auch in die andere Richtung wird es für Parker entspannter. Verschätzt man sich und gibt zu wenig Parkzeit an, muss beim Münzautomat ein neues Ticket gelöst werden. Das ist nicht immer möglich, wenn man gerade beim Arzt sitzt oder auf dem Friseurstuhl. In der App kann das Ticket auch von unterwegs verlängert werden. Aber: Nur dann, wenn es noch nicht abgelaufen ist. Die App schickt kurz vor Ablauf eine Pushnachricht aufs Handy und meldet, dass die Zeit bald abgelaufen ist.
Und wenn der Akku des Smartphones leer geht? Dann kann die Parkzeit zwar nicht nachjustiert werden. Aber falls die maximale Parkzeit – drei Stunden, da die Parkplätze nur für Kurzparker gedacht sind – eingestellt wurde, bleibt es bei dem Betrag von sechs Euro plus Servicegebühr.
Auch die Parkplatzsuche soll damit erleichtert werden. „Die Leute, die zu uns kommen, sollen nicht sofort den Stress haben, einen Parkplatz zu suchen“, sagt Finanzbürgermeister Hagen Breitling. Auf der App ist zu sehen, wo die Parkplätze an der Straße sind. Ein Besucher kann dann die Stellen entlang fahren und gezielt nach einem Parkplatz suchen.
Parkzeit übertreten – Meldung ans Ordnungsamt?
Verpetzt die App Fahrer nun beim Ordnungsamt, wenn die Parkzeit überschritten wird? Nein. „Die Daten werden bei uns nicht gespeichert. Eine aktive Kontrolle der Autos ist immer noch nötig“, erklärt Sven Fischer vom Vollzugsdienst. Heißt: Der Kontrolleur muss weiter zu den Autos hingehen. Nur, dass er kein Papierticket prüft, sondern das Kennzeichen eingibt und dann sehen kann, ob die Zeit bereits abgelaufen ist.
Weniger Müll und Ressourcen-Verbrauch
Ein weiterer Vorteil, betont Rafael Beier, Leiter des Nagolder Hoch- und Tiefbauamtes, ist, dass das Papierticket damit wegfällt. Einerseits vom Umweltgedanken – es fällt kein Müll an, Papier und Druckertinte werden gespart – andererseits bleibt das Ticket in der App gespeichert und geht nicht verloren. Bei einem Erfassungsfehler können Parker so nachweisen, bezahlt zu haben oder ihre Parkgebühren im Blick behalten.
Auch für die Stadt soll das dauerhaft Ressourcen sparen. Die Automaten müssten – wenn das System flächendeckend angenommen wird – nicht mehr regelmäßig geleert werden und könnten vielleicht irgendwann ganz abgebaut werden. Dann würde auch Wartung und Instandhaltung wegfallen, meint Finanzbürgermeister Breitling.
Bezahlung mit Münzen weiterhin möglich
„Die Rufe wurden lauter, eine solche Bezahlmöglichkeit zu schaffen“, erklärt Breitling, warum die Stadt das System nun einführt. Wer kein Smartphone hat oder die App nicht nutzen möchte: Die Automaten bleiben vorerst erhalten.
Außerdem sollen noch weitere Informationen in der App eingepflegt werden. „Die App ist ein kompaktes Infotool“, erklärt Beier. Im nächsten Schritt könnten etwa Fahrradladestationen, Busfahrpläne und Sperrungen angezeigt werden.
Die "Parco"-App
Wo gibt es sie?
Im Apple Store oder im Google Play Store.
Kostet die App etwas?
Die App selbst ist kostenlos, es ist aber eine Registrierung erforderlich.
Wann wird abgerechnet?
Die Parkgebühren werden immer am Monatsende abgebucht.
Wo kann ich die App noch nutzen?
Laut der Stadt Nagold gibt es „Parco“ noch in 300 anderen Orten in Deutschland, unter anderem in Böblingen, Tübingen und Herrenberg.
Was kostet sie die Stadt?
Die Einrichtung der App mit all ihren Funktionen kostet Nagold etwa 5000 Euro.