Seit 43 Jahren gibt es die Bewirtung in den Arbeiterferien im Neckartäle: Der Deißlinger Albverein hat mittwochs und sonntags geöffnet. Foto: Reinhardt

Es hat Tradition, dass in den Sommerferien im Neckartal bei Deißlingen Wanderer, Radfahrer oder einfach nur Menschen aus der nahen und weiteren Umgebung mit Essen und trinken verköstigt werden.

Deißlingen - Der Deißlinger Albverein macht dies möglich – und dies nun schon seit 43 Jahren. Bereits am 1. Mai, wenn viele auf Wanderschaft gehen, startet die Bewirtung und wird in den Sommerferien fortgesetzt. Aktuell freuen sich die Besucher jeden Mittwoch und Sonntag auf eine gemütliche Rast im "Neckartäle" beim ehemaligen Deißlinger Steinbruch.

Die zwei Corona-Jahre, wie Vorsitzender Georg Röhrle erzählt, waren hart für die Ortsgruppe. "Wir haben gemerkt, dass dies so ein wichtiger Bestandteil des Ortslebens ist, so oft wurden wir drauf angesprochen." Ausgleichszahlungen für die fehlenden Einnahmen bekam der Ortsverein nicht, Landeszuschüsse gingen an die Zentrale des Albvereins in Stuttgart, nicht nach Deißlingen.

Zweijährige Durststrecke

"Es war wirklich eine Durststrecke, wir hatten keinerlei Einnahmen." Ausgaben jedoch schon, die Hütte müsse schließlich instandgehalten werden, ebenso Schilder und Wanderwege. "Wir sind nicht bankrott, aber sehr froh, dass wir jetzt wieder Geld einnehmen können."

20 Leute pro Schicht

Daran sind viele beteiligt, in jeder Hütten-Schicht arbeiten 20 Leute, pro Öffnungstag gibt es zwei Schichten. Daher ist Georg Röhrle sehr froh, dass inzwischen auch andere Vereine und Gruppen anpacken beim Auf- und Abbau, beim Bewirten, Würstle grillen und Kuchenbacken.

Dazu gehört beispielsweise die Narrenzunft, die an einem Öffnungstag eine komplette Schicht übernimmt. Die Gegenleistung des Albvereins: das Aufräumen und Putzen der Festhalle nach dem Bürgerball.

"Der harte Kern" packt an

Auch eine Gruppe Deißlinger jungen Männern, "Der harte Kern", hat dieses Jahr dem Albverein angeboten mitanzupacken. Georg Röhrle ist sehr froh über diese Hilfe, denn mit 200 Mitgliedern können man diese Aufgabe allein nicht stemmen.

Übrigens kommen viele Kuchenspenden in diesem Jahr von einer Abschlussklasse der Maximilian-Kolbe-Schule aus Rottweil-Hausen. Sie möchten eine Klassenfahrt zur KZ-Gedenkstätte nach Auschwitz machen. Um diese zu finanzieren, übernehmen sie den Sommer über den kompletten Kaffee- und Kuchenverkauf beim Deißlinger Albverein im Neckartäle. "Vielleicht macht ja im nächsten Jahr eine Deißlinger Schule etwas?", hofft Röhrle.

Schattenseiten erwähnt

Ach ja, die Hütte beim Steinbruch. Diese ist bereits um die 100 Jahre alt und gehört der Gemeinde Deißlingen. Nach der Stilllegung des Steinbruchs vor etlichen Jahren wurde sie vom Albverein Deißlingen übernommen. Er hält sie seither großartig in Schuss.

Doch diese Aufgabe hat auch Schattenseiten, denn schon mehrfach wurde das Hüttle von Vandalen heimgesucht. Dabei entstand teilweise großer Schaden. Wobei es in der Hütte keinerlei Wertsachen gibt.

Die Gemeinde hilft, wofür Georg Röhrle, seine Vorstandskollegen und die Mitglieder sehr froh sind. Beim neuesten Projekt, dem Wasserspielplatz, den der Albverein beim Hüttle angelegt hat. Große Steine schützen die Kinder hier vor dem tieferen Wasser, und die Eltern können es sich derweil auf den Sitzstufen am Ufer gemütlich machen.

Rücksicht angesagt

Da die Hütte mitten im Wasserschutzgebiet liegt – ab dem Steinbruch ist außerdem ein Vogelschutzgebiet – kann man hier allerhand beobachten. Rücksicht ist angesagt, betont Röhrle. "Es ist ein Idyll, aber dadurch sind wir auch bei den Veranstaltungen begrenzt. Es gilt, darauf Rücksicht zu nehmen."

Die Coronazeit hat dem Verein in Sachen Mitgliederzahlen zu schaffen gemacht. "Wir haben einige verloren und keine neuen dazu bekommen." Doch nun wächst der Albverein wieder, und es sind junge Familien, die hier mitmachen möchten, was Georg Röhrle besonders freut.

Ausflug geplant

Wenn die Saison im Neckartäle abgeschlossen ist, sind wieder Ausflüge geplant. Wohin genau der nächste Ausflug allerdings führt – der letzte ging nach St. Moritz –, will Georg Röhrle indessen nicht verraten. Diese Ausflüge seien wichtiger Teil der Vereinsarbeit und für ihn selbstverständlich, dass der Verein den Bus finanziert. "Dafür schwitzt man ja dann auch am Grill oder beim Getränkeausschank gerne."