Die Aktionskünstlerin Yadanar Win (links) und die neue Intendantin des Theaters am Torbogen, Anne-Kathrin Klatt. Foto: Baum

Erfolgreich ist die Bilanz der ersten Monate am Theater am Torbogen der neuen Intendantin Anne-Kathrin Klatt. Zum ersten Januar 2021 startete Klatt gemeinsam mit ihrem Ehemann Michael Miensopoust als Leitungstandem des Theaters am Torbogen.

Rottenburg - Das Konzept der neuen Intendantin Anne-Kathrin Klatt ist Bewährtes zu bewahren und Neues zu wagen. Bewährtes der Vorgängerin Heidi Heusch soll ebenso Raum haben wie neue Ideen der Intendantin.

Drei Standbeine hat das neue Theater am Torbogen. Dies sind die Theaterschule als erste Säule, der Spielplan mit Gastspielen und Eigenproduktionen als zweite Säule sowie das Bürgerensemble als dritte Säule, für die der künstlerische Leiter Michael Miensopust verantwortlich zeichnet.

In der Theaterschule finden Kinder im Alter von vier bis 20 Jahren ihren Platz. Viele verschiedene Nationen sind hier vertreten, etwa Russland, Kasachstan oder die Türkei – insgesamt 70 Kinder umfasst die Theaterschule des Theaters am Torbogen. Zurzeit bekommen die kleinen und großen Theaterschüler Online-Unterricht, erklärt Klatt. Die Kurse laufen weiter als wären es Präsenz-Kurse, so die Intendantin. Das Theater am Torbogen darf derzeit nicht öffnen aufgrund der Corona-Pandemie. Die Kinder und Jugendlichen der Theaterschule sind in acht Gruppen aufgeteilt. Alle Gruppen arbeiten derzeit an verschiedenen Theaterprojekten. So erarbeitet eine Gruppe ein Ritterspektakel, und eine Gruppe Jugendlicher probt eine Krimikomödie mit dem Arbeitstitel "Delikate Verbrechen".

Im September soll ein Theaterprojekt Premiere feiern, es geht um Sinti und Roma im Dritten Reich. Die Aufführungen sind geplant für den 23., 24. und 26. September. Die Unterrichtseinheiten der Theaterschule betragen jeweils eineinhalb Stunden.

Neu ist, dass drei Theaterpädagoginnen selbstständig am Theater mitarbeiten. Sie haben Honorarverträge und unterrichten einzelne Theatergruppen. Elternabende bietet die Intendantin derzeit online an und sie verschickt Elternbriefe. "Ich will die Motivation bei den Kindern und Jugendlichen aufrecht erhalten und will sie unterstützen, die kulturelle Hungerphase durchzuhalten." Die Corona-Problematik habe die Arbeit nicht gerade erleichtert, so Klatt. Sie versuche nicht zuletzt, benachteiligte Kinder und Jugendliche an der Theaterschule zu halten. "Jeder, der Theater spielen will ist hier herzlich willkommen", betont Klatt, "wir sind offen für alle." 60 bis 80 Kinder und 65 Erwachsene spielen derzeit Theater am Theater am Torbogen.

Die zweite Säule des Theaters ist der Spielplan mit Gastspielen und Eigenproduktionen. Klatt möchte nicht zuletzt dem Figurentheater für Erwachsene einen Raum geben. Es gebe gerade in diesem Bereich für Erwachsene "visionäre und tolle Stücke". Daher soll das Figurentheater einen größeren Raum als bislang einnehmen. Klatt ist Dozentin an der Hochschule für Figurenspieler in Stuttgart und möchte daher Arbeiten junger Absolventen in Rottenburg zeigen. Zudem will Klatt eine Brücke schlagen zum aktuellen zeitgenössischen Figurentheater. "Das Format des Theaters am Torbogen bietet sich an für das Figurentheater, die Atmosphäre ist hier sehr intim."

Die dritte Säule ist das Bürgerensemble. Hier seien laut Klatt "alle Bürger eingeladen, sich auf der Bühne auszuprobieren und Theater zu spielen". Das Bürgertheater sei ein "Bereich, in dem man kreativ sein darf und in verschiedenste Rollen schlüpfen kann". Das erste Projekt nennt sich "Theatro furiosi" und ist ein modernes Massentheater im Stile der Commedia dell’ Arte. Gesellschaftliches Zeitgeschehen wird aufgegriffen, doch ist das Stück nicht wortlastig. Im Herbst will man durchstarten, so Klatt. Miensopust will eine Gruppe zusammen stellen, die das Stück beim improvisieren selbst entwickelt. 2022 soll das Stück Premiere haben.

Zurzeit bietet das Theater am Torbogen einer jungen Künstlerin aus Myanmar Schutz und Obdach. Die junge Aktionskünstlerin Yadanar Win lebt im Theater und hat dort ein Zimmer. Die junge Künstlerin erarbeitet ein politisches Kunstprojekt "Schaufenster Myanmar", bei dem Leerstände in Rottenburg mit Kunst bespielt werden sollen. Mit im Boot sind der Kulturverein Zehntscheuer, der Ammerbucher Künstler Andreas Hoffmann sowie Frank Fierke vom "Art Space" in Starzach-Börstingen. Ein weiteres Projekt des Theaters ist die belebte Innenstadt, hier sollen von Juni bis Juli 20 Theaterstücke an besonderen Orten in Rottenburg gespielt werden.