Nur männliche Luchse leben derzeit wild in der Region. Um sich zu vermehren, brauchen sie eine Katze. Foto: Grimm

Bei Vortrag über Luchse kommt es zu Unmutsbekundungen. Jäger und Befürworter an Diskussion beteiligt.

Beuron - Bei einem Vortrag über Luchse in Baden-Württemberg im Haus der Natur ist es zum Teil zu heftigen Unmutsbekundungen zwischen Jägern und jenen, die die Auswilderung eines weiblichen Tieres befürworten, gekommen.

Bereits bis zu vier Luchse leben im Großraum Schwarzwald, Schwäbische Alb und Donautal – nach Expertenansicht sind sie jedoch alle männlich. Nach einem informativen Vortrag von Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und dem Erfahrungsbericht von Donautalguide Armin Hafner vom Naturschutzzentrum Obere Donau forderte Peter Willmann, Vorsitzender der Luchsinitiative Baden-Württemberg, die Besucher zu Wortbeiträgen und Fragen auf, was sich die Jäger nicht zwei Mal sagen ließen.

Sie legen Wert auf die Feststellung, dass sie zugewanderte Tiere dulden, aber strikt gegen Auswilderung respektive das Aussetzen einer Luchskatze sind. Stünden auf dem Speisezettel der größten Europäischen Raubkatze Rehe doch ganz oben, dicht gefolgt von Gemsen. Dabei verbrauche der Pinselohrige etwa ein Reh pro Woche, das er mit gezieltem Biss in die Kehle töte. Nach der der Mahlzeit decke er den "Riss" mit Laub und Erde zu und kehre immer wieder zurück, bis seine Beute aufgefressen sei.

Die Jäger sehen den Bestand der Donautal-Gemsen, die schlechtere Läufer sind als Rehe, in Gefahr. Zudem führte ein Jäger an, dass die Risse Auswirkungen auf seine Wildbret-Erlöse hätten. Zudem würden Rehe durch die Gegenwart der Raubkatze scheuer, so dass sie wohl schwieriger vor die Büchse zu bekommen seien.

Die Stimmung heizte sich spürbar auf, als Zuhörer daran erinneren, dass auch Gemsen vor einiger Zeit im Donautal wieder angesiedelt wurden respektive die Population durch Hinzusetzten neuer Tiere aufgestockt wurde. Zwar handle es sich bei Gemsen um eine heimische Tierart – bei Luchsen jedoch auch.

"Alles, was den Jägern Spaß macht, darf ausgewildert werden."

"Alles, was Jägern Spaß macht, darf ausgewildert werden", lautete der provokante Wortbeitrag eines Zuhörers, der zu immer schärferen Unmutsäußerungen der Jäger führte. "Artenreichtum zu fördern, ist Aufgabe der Jäger", meinte ein Luchsbefürworter. "Und da die Männchen von alleine zugewandert sind, ist es nur konsequent, ein Weibchen dazuzusetzten."

In den Vorträgen war deutlich geworden, dass die Katze im Gegensatz zum Männchen ein deutlich kleineres Revier hat. Durch diese Ortsgebundenheit sei es eher unwahrscheinlich, dass sich ein Weibchen von alleine im Donautal ansiedelt. "Knallen Sie sich nicht die Argumente um die Ohren", versuchte Herdtfelder die aggressive Grundstimmung zu mildern. "Reden Sie miteinander." Er stellte klar, dass es von den Jägern abhänge, ob sich der für den Menschen ungefährliche Luchs im Donautal – "ein idealer Lebensraum für ihn" – erfolgreich ansiedeln könne.

Am Ende der mehr als zweieinhalbstündigen Veranstaltung fragte eine Besucherin beim Hinausgehen, wie ein Hauptargument der Jäger, das hiesige Wild habe keine natürlichen Feinde mehr und müsse deshalb durch den Menschen dezimiert werden, mit ihrer Einstellung gegen den Luchs vertrage: "Kommt ein natürlicher Feind zurück, soll das wohl mit Macht verhindert werden."