Vorsicht Entchen, der Kalklaster kommt! – ein Plakat der Sigmaringer Kundgebung.Fotos: Grimm Foto: Schwarzwälder Bote

Protest: Gegen den geplanten Kalkabbau am Mittelberg im oberen Donautal formiert sich Widerstand

Die Pläne, Kalk im oberen Donautal abzubauen, stoßen auf Widerstand. Am Samstag war Kundgebung in Sigmaringen.

Sigmaringen/Beuron-Thiergarten. Zwischen 100 und 150 Menschen waren dem Aufruf des Sigmaringer BUND-Ortsvereins, der Interessengemeinschaft "pro Mittelberg" und der Initiative "FairWandel Sig." gefolgt und hatten sich, mit Plakaten, Schildern und Transparenten bewehrt, auf dem Karlsplatz versammelt, um Front gegen den geplanten Abbau von Kalkstein am Mittelberg bei Thiergarten zu machen. Der Anlass: Der neue Regionalplan des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, der noch im Juni verabschiedet werden soll, sieht wie gehabt Kalkabbau in Thiergarten vor, und das, obwohl das Abbaugebiet komplett im FFH-Gebiet und im Europäischen Vogelschutzgebiet liegt.

Der Front gegen das Projekt gehören beileibe nicht nur Naturschützer an, sondern der größte Teil der Bewohner von Thiergarten und die Gastronomen des Naturparks. Unter den Kundgebungsteilnehmern waren Schulkinder aus Neidingen und Thiergarten, die selbstgemalte Schilder mit Aufschriften wie "Kalkabbau ist nicht schlau" oder "Mittelberg ist kein Kalkbergwerk" hochhielten; ein weiteres, das ein Sigmaringer Ehepaar mitgebracht hatte, zeigte einen monströsen Lastwagen, der eine Entenfamilie zu überrollen drohte. "Ich trau mich wegen des vielen Verkehrs selbst am Wochenende nicht mehr über die Straße", bekannte eine ältere Thiergartenerin. "Wie soll das erst werden, wenn die Lkws kommen?"

"Stoppen Sie diesen Wahnsinn!"

In seiner Ansprache erinnerte Gerhard Stumpp vom BUND ans jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Generationengerechtigkeit anmahnt, und daran, dass der Europäische Gerichtshof Deutschland eine "völlig unzureichende Umsetzung der FFH-Richtlinien" anlastet. Das Flächenverbrauchsziel im aktuellem Koalitionsvertrag, nämlich Netto Null bis 2035, sei unter den derzeitigen Bedingungen nicht zu erreichen – "wir liegen momentan bei 4,8 Hektar pro Tag" – ; das Klimagutachten im "neuen" Regionalplan stamme dem Jahr 2009 und sei damit völlig veraltet. Andrea Bogner-Unden, die grüne Landtagsabgeordnete, forderte, den fraglichen Passus aus dem Regionalplan zu streichen; Klaus-Peter Bürkle von der IG "pro Mittelberg" fand es "nicht nachvollziehbar, dass das Zielabweichungsverfahren genehmigt wurde". Seine Forderung: "Stoppen Sie diesen Wahnsinn!"

Nachwuchspolitiker Robin Mesarosch (SPD) erklärte, eine Gemeinde wie Beuron dürfe nicht aus finanziellen Gründen gezwungen sein, ihre Natur zu verkaufen; da müsse es bessere Lösungen geben. Ferner müsse es einer Menschheit, die auf den Mond fliege, möglich sein, "eine Zahnpasta auch ohne hochreine Kalke herzustellen", und es könne auch nicht sein, dass ein "einer, der in der Schweiz lebt, hier bei uns einen Berg abtragen lässt, um noch mehr Millionen zu machen". Diesem einen stünden zahlreiche im Donautal lebenden Menschen entgegen, die das nicht wollten. "Wir sind viele – und müssen noch mehr werden."

Außer den Genannten sprachen Armin Eha, Naturparkgastronom, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Donautaltourismus-Hohenzollern und Vize der Dehoga Sigmaringen in Personalunion, und Stephan Link von der FDP. Rüdiger Sinn von der Initiative "FairWandel Sig." rief dazu auf, sich an der Unterschriftenaktion zu beteiligen. Die ebenfalls geladenen Landes- und Bundestagsabgeordneten Klaus Burger und Thomas Bareiß, beide CDU, und der grüne Bundestagskandidat Johannes Kretschmann waren verhindert, ließen aber Statements durch Gerhard Stumpp verlesen.