Am Telefon sollte man keine Informationen über die eigene finanzielle Situation verraten. Foto: © studio v-zwoelf - stock.adobe.com

In der Glücksgemeinde warnen vermeintliche Polizisten vor Einbrüchen. Das ist eine beliebte Masche bei Gaunern. Immerhin: Erfolg habe sie dieses Mal offenbar nicht.

„Hat heute noch jemand in Schömberg oder den Nebenorten einen ungewöhnlichen Anruf von der Polizei aus Pforzheim erhalten?“, schreibt Kerstin H. kürzlich in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Schömberg bist wenn du...“. Die Nutzerin berichtet, dass jemand am frühen Abend bei ihren Eltern angerufen habe. Inhalt des Gesprächs war demnach: Es komme vermehrt zu Einbrüchen, und in der Brunnenstraße sei eine ältere Frau überfallen worden. Zudem sollten die Angerufenen nachschauen, ob am Haus alles abgeschlossen ist.

 

Tochter wird stutzig – und reagiert richtig

Anruf H. wird angesichts dessen, was ihre Eltern erleben, stutzig, und veröffentlicht ihr Facebook-Posting. Darin heißt es weiter: „Irgendwie finde ich das sehr seltsam.“

Dass die Nutzerin stutzig wurde ob dieses ungewöhnlichen Anrufs, war die richtige Reaktion. Denn: „Grundsätzlich wird sich die Polizei, aber auch die Staatsanwaltschaft und die Gerichte bei Bürgerinnen und Bürgern nicht telefonisch melden, um beispielsweise vor Einbrüchen in der Nachbarschaft zu warnen“, erklärt Benjamin Koch, Pressesprecher im Polizeipräsidium Pforzheim. Stattdessen handelt es sich um „eine von vielen gewieften Maschen der Betrüger, die letztendlich nur das Ziel verfolgen, an Bargeld oder Wertgegenstände zu kommen“.

Polizei Der dubiose Anruf ging bei H.s Eltern am 27. Mai ein. Laut Polizei waren sie nicht die einzigen Angerufenen. Mehrere Schömberger hätten sich an die Polizei gewendet und „berichteten von dem Phänomen des ,Falschen Polizeibeamten’“, berichtet Koch. Immerhin: „Derzeit haben wir keine Kenntnis davon, dass die Betrüger erfolgreich waren.“

Die Polizei leitete dennoch ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betruges gegen Unbekannt ein.

Darüber hinaus berichtet der Sprecher, dass die Ordnungshüter keine Erkenntnisse hätten, dass es in den Tagen vor dem Anruf tatsächlich zu Einbrüchen in der Glücksgemeinde gekommen sein könnte oder gar eine ältere Frau überfallen wurde. Diese Geschichten dürfte also genauso wenig stimmen, wie die Behauptung, dass die Polizei anrufe.

Fälle der „falschen Polizisten“ nehmen stark zu

Fälle Koch verweist auf die Pressemitteilung seiner Behörde zur jüngsten polizeilichen Kriminalstatistik. Darin heißt es, dass sich die Fallzahlen der Betrugsmasche „Falscher Polizeibeamter“ im Bereich des Pforzheimer Präsidiums, wozu der Kreis Calw gehört, 2024 im Vergleich zum Vorjahr „mehr als verdoppelt“ haben.

Die gute Nachricht ist, dass 88 Prozent der dokumentierten Fälle im Versuchsstadium stecken blieben. „In 18 Fällen waren die Täter erfolgreich und machten durchschnittlich eine Beute von über 43 000 Euro.“ Die Schadenssumme belaufe sich auf 800 000 Euro.

Die Aufklärungsquote beträgt lediglich bei 5,2 Prozent – was daran liege, dass die Anrufer sich meist aus Callcentern im Ausland meldeten.

Tipps Als wichtigste Ratschläge gibt die Polizei angerufenen Bürgern mit, sich beim geringsten Zweifel bei der Behörde zu melden, von der aus die angebliche Amtsperson sich melde. Außerdem sollte man sich am Telefon nicht unter Druck setzen lassen und keine Informationen über die eigene finanzielle Situation verraten. Und: „Die Polizei wird sie niemals um Geldbeträge bitten.“

Weitere Tipps fürs richtige Verhalten bei verdächtigen Anrufen gibt die Polizei unter www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/betrug-durch-falsche-polizisten/.