Dichter Verkehr in Horb – Bußgelder gibt es hier aus den unterschiedlichsten Gründen. Foto: Maria Hopp

Von einem Inkasso-Unternehmen wird jetzt per Mail Bußgeld-Nachlass für Horb angeboten. Was Rathaus, Polizei und Verbraucherschutz sagt.

Knöllchen. Egal, ob vom Blitzer oder Falschparken, sind oft ärgerlich. Doch was ist, wenn man plötzlich Knöllchen-Rabatt angeboten bekommt?

 

Das ist einer Horberin passiert. In ihrem E-Mail Fach taucht plötzlich eine E-Mail von Coeo auf. Zitat: „In einer Vereinbarung zwischen Coeo-Inkasso und der Stadt Horb haben wir ein Portfolio offener Bußgelder der Stadt Horb übernommen. Um die Angelegenheit schnell und ohne Verfahren zu klären, bieten wir einen Vergleich mit 50 Prozent an.“ Dazu soll man „Bestätigen und Unterlagen anfordern“ klicken.

Das sagt das Rathaus Horb zum „Knöllchen-Rabatt“

Rathaussprecherin Inge Weber: „Die Stadtverwaltung arbeitet nicht mit Inkassounternehmen und schickt bestimmt nicht solche ,Angebote’ an Bürgerinnen und Bürger. Wie immer gilt, dass Betroffene besser direkt bei der Stadt nachfragen, wenn ihnen etwas merkwürdig vorkommt – dann lässt sich das meistens aufklären und man fällt auch nicht auf Betrüger rein.“

Die Polizei vermutet Betrug

Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Pforzheim: „Diese Art der Kommunikation könnte auf eine betrügerische Masche hinweisen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Straftäter versuchen, mittels gefälschter Schreiben von Inkassounternehmen an Geld oder sensible Daten zu gelangen, da durch das Versenden von Mails mit geringem Aufwand eine große Masse erreicht werden kann.“

Die Polizei warnt ausdrücklich davor, auf den Link „Bestätigen und Unterlagen anfordern“ zu klicken. Die Sprecherin: „Häufig erhalten diese E-Mails Links. Nutzer sollen niemals auf Links klicken oder Anhänge öffnen wenn sie unsicher sind, denn diese können beim Klicken zu gefälschten Webseiten oder dem Download von Malware (Schadenssoftware) führen. Auch Identitätsdiebstahl könnte ein Ziel solcher Mails sein, wenn persönliche Daten durch die Empfänger der E-Mails preisgegeben werden.“

Verbraucherschüzter: So raffiniert sind die Mail-Absender

Das Online-Portal „Come-On“ zitiert Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Laut den Verbraucherschützern gibt es zwar die Firma Coeo-Inkasso in Dormagen, aber diese Firma sei nicht der Absender. Mormann zu „Come On“: „Kriminelle nutzen hier den Namen des Unternehmens widerrechtlich. Erkennbar ist das unter anderem an den E-Mail-Adressen im Absender-Feld. Keine davon hat etwas mit Coeo zu tun.“

Raffiniert: In der Mail, die auch in Horb gelandet ist, wird die echte Telefonnummer der Inkasso-Firma genannt. Der Verbraucherschützer vermutet, dass Cyberkriminelle dahinter stecken, die die Mailboxen der Inkasso-Firma gekapert haben.