Bestellt waren die medizinischen Handschuhe, Corpus delicti im Fall, der vor dem Hechinger Landgericht verhandelt wird. Geliefert hat der Angeklagte sie nicht. Foto: Warmuth

Vor dem Hechinger Landgericht ist am Montag der Prozess gegen einen Albstädter und seine Ehefrau fortgesetzt worden. Den beiden wird vorgeworfen, einem Arzt den Verkauf von 600.000 Einweghandschuhen vorgegaukelt zu haben. Die wollte dieser gewinnbringend an die Bundeswehr weiterverkaufen. Zu einer Anzahlung in Höhe von zwei Millionen Euro kam es. Zur Lieferung nicht. Jetzt stand der Geschädigte vor Gericht Rede und Antwort.

Albstadt/Hechingen - "Wir haben ein gutes privates Verhältnis gehabt", sagte der Arzt über seinen vermeintlichen Geschäftspartner, den er auf dem Münchener Oktoberfest kennengelernt hatte. Sympathisch seien sie sich gewesen, der Albstädter habe ihm spontan ein Geschäft mit Einwegmasken angeboten. 100.000 Euro Provision habe der Albstädter dafür im Voraus verlangt.

Der 37-jährige Arzt, der seit 2014 nicht mehr praktiziert, sondern in Dubai wohnt und von dort aus "Gesundheitsmanagement" betreibt und mit "Gesundheitsartikeln" handelt, "Gesundheitsprojekte" betreibt und Sportler berät, hat gezahlt, aber keine Ware erhalten. Dennoch sagte er vor Gericht aus: "Es hat sich ein Vertrauensverhältnis gebildet." Das ging so weit, dass der Albstädter ihm 600 000 Paar Einweghandschuhe zum Kauf anbot – ein lukratives Geschäft in Zeiten von Corona.

Designer-Klamotten und eine Rolex an der Hand

Als Abnehmer hatte der Arzt einen Handel mit der Bundeswehr ausgemacht – mit einem Gewinn von einem Euro pro Paar Handschuhe. "Für mich war klar: Diese Handschuhe gibt es", sagte der Österreicher vor dem Hechinger Landgericht. Bloß blöd, dass der Albstädter nicht geliefert hat. Stattdessen hatte er zwei Millionen Euro Vorschuss verlangt und erhalten. Dazu hatte er den Nachweis eines Fachlabors gefälscht, das die Menge und Qualität der Handschuhe angeblich dokumentierte, samt zugehörigem Beweisvideo. Das Geld zahlte der Arzt auf ein Konto der Frau in der Türkei ein.

Der Arzt beschrieb seinen Kompagnon vor Gericht als einen Mann "mit Designer-Klamotten und einer Rolex an der Hand" – als "nicht unseriös, aber ein typischer Verkäufer".

Doch irgendwann war dem Mann die ganze Sache suspekt. Seine eigene Firma geriet in Schieflage, er stellte Nachforschungen an, und der ganze Schwindel flog auf. Nun stehen sich die zwei ehemaligen Spezis vor Gericht gegenüber. Noch eine ganze Weile, denn der Vorsitzende Richter hat eine Reihe von Folgeterminen einberaumt.