Ungewöhnliche Konstellation in Rottweil: Gerichtsort gleich Tatort. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Ein Justizmitarbeiter wird wegen Untreue zu fast fünf Jahren Haft verurteilt. Doch wieso gelang es dem Mann, zwei Jahrzehnte lang Gerichtsgelder auf seine Konten zu lenken?

Rottweil - Bevor Rottweils Erster Staatsanwalt Frank Grundke zu seinem eigentlichen Plädoyer kommt, muss er erst einmal etwas klarstellen: Es sei keineswegs die gesamte Justiz, die in diesem Prozess auf der Anklagebank sitze, wie es verschiedentlich schon geheißen habe. Außer dem Angeklagten sei niemand aus dem Bereich des Rottweiler Landgerichts an den Taten beteiligt gewesen. Und das stimmt auch. Der 61-jährige Geschäftsstellenmitarbeiter der Zivilkammer, dem es gelungen ist, in den vergangenen 20 Jahren 666 000 Euro an Justizgeldern zu veruntreuen, handelte ohne die Hilfe von Kollegen. Allerdings sind ihm die Taten, die zu einem Teil bereits verjährt sind, nicht schwergemacht worden.