Immer wieder fallen Menschen am Telefon auf Betrüger herein. Oft werden sie dabei um hohe Summen erleichtert. Doch ist das Geld erst einmal weg, wird es schwierig. Was Polizei und Sparkasse raten.
Und wieder ist es passiert: Am vergangenen Freitag ist ein Pforzheimer Ehepaar Betrügern aufgesessen, die einen sogenannten Schockanruf getätigt hatten. Sie behaupteten am Telefon, die Tochter des Paars habe einen Unfall verursacht, bei dem jemand gestorben sei. Benötigt werde nun eine Kaution von 50 000 Euro. Die Betrüger hatten Erfolg: Das Ehepaar ließ ihnen die geforderte Summe zukommen.
Hilft ein Lockvogel?
Immer wieder berichtet die Polizei davon, dass Verbrecher mit solchen und ähnlichen Maschen ihre Opfer beklauen. Gleichzeitig warnen die Ordnungshüter: Sobald jemand das Gefühl hat, am anderen Ende des Telefon spricht ein Betrüger, sollte er sofort auflegen.
„Warum eigentlich?“, fragte sich ein Zeitungsleser nach unserer jüngsten Berichterstattung über Betrugsmaschen. Wäre es nicht besser, wenn die Angerufenen die Betrüger hinhielten, parallel dazu die Polizei informierten und dann als Lockvogel zum Ort der vereinbarten Übergabe kämen? Dort könnte die Polizei zuschlagen, die Täter wären auf frischer Tat ertappt.
Das meint die Polizei
„Die Polizei rät davon ab, Betrüger selbst hinzuhalten oder ,Lockvogel’-Aktionen durchzuführen. Stattdessen sollte man sich an erster Stelle schützen, indem man verdächtige Anrufe sofort beendet und die Polizei informiert“, erklärt Sabine Maag, Pressesprecherin im Polizeipräsidium Pforzheim.
Dies unter anderem, weil die Betrüger meistens sehr geschickt seien, am Telefon Informationen aus ihren Opfern herauszulocken. „Selbst scheinbar harmlose Angaben können den Tätern nutzen.“ Je länger der Kontakt mit dem Betrüger ist, umso problematischer wird es. Eine zügige Verständigung der Polizei sei der beste präventive Schutz.
„Sofern es der Sachverhalt zulässt, dass die Polizei beispielsweise bei einer schon vereinbarten Übergabe von Wertgegenständen Eingriffsmöglichkeiten hat, werden die entsprechenden Maßnahmen ausgelotet“, erläutert Maag. Kein Bürger solle sich eigenmächtig und bewusst in eine Gefahrensituation begeben.
Dazu kommt: Die Reaktion der Täter, wenn sie vermuten, dass sie hingehalten werden, ist nicht absehbar. „Nach unseren Erfahrungen bemerken professionelle Banden recht schnell, in welcher emotionalen Situation sich das Opfer befindet, sodass beim kleinsten Zweifel auch von deren Seite aus oftmals vor einer Geldübergabe der Kontakt abgebrochen wird.“
Letzte Hoffnung Bank?
Oftmals geht es bei den Betrugsfällen um hohe Summen. Zu Hause haben diese die wenigsten Opfer, stattdessen beschaffen sie das Geld auf die Schnelle – indem sie etwa zur Bank gehen. Doch wie reagieren die Mitarbeiter der Finanzinstitute, wenn Kunden auf einen Schlag sehr viel Geld abheben oder Überweisungen auf dubiose Konten tätigen wollen? Wann werden sie stutzig?
Das könne von Fall zu Fall unterschiedlich sein. „Leider ist nicht immer erkennbar, dass es sich um Betrug handelt“, sagt Kerstin Gatzlaff, Vorstandsmitglied der Sparkasse Pforzheim Calw. Die Sparkassen-Mitarbeiter seien aber „selbstverständlich geschult, auffälliges Verhalten zu erkennen“ und zum Schutz ihrer Kunden entsprechend zu handeln. Durch umsichtiges Handeln hätten Mitarbeiter Kunden immer wieder vor Betrug schützen können – „auch wenn uns dies nicht in jedem Fall gelingt“.
Laut Gatzlaff kommt es mittlerweile fast täglich zu Betrugsversuchen. „Dabei geht es nicht nur um Kontoabhebungen (zum Beispiel im Rahmen von Schockanrufen oder Enkeltricks), sondern auch um kriminelle Handlungen wie Fake-Shops oder Anrufe von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern.“ Ein weiteres häufiges Problem seien dubiose Geldanlageangebote, die unrealistische Gewinne versprächen – „auch in Verbindung mit Kryptowährungen“. Die Sparkasse Pforzheim Calw schult in Sachen Betrugsarten nicht nur ihre Mitarbeiter, sondern informierte – in Zusammenarbeit mit der Polizei – auch bereits bei Kundenveranstaltungen über aktuelle Betrugsmaschen. Auch entsprechende Flyer, einen Podcast oder Videos gebe es.
Falls Opfer doch einmal Geld an Betrüger überwiesen haben, sei es wichtig, schnell zu handeln. „Sowohl die Polizei als auch die Bank müssen sofort informiert werden“, erklärt Kerstin Gatzlaff. „Das bedeutet nicht, dass bereits geleistete Zahlungen zurückgeholt werden können, aber weitere Zahlungen werden verhindert.“ Und in Einzelfällen habe die Sparkasse das Geld durch den Rückruf der Überweisung das Geld zurückholen können.
Wenn die Summen über Finanzdienstleister wie Paypal den Besitzer wechseln, wird es ebenfalls kompliziert. „Häufig reagieren ausländische Finanzdienstleister wie Paypal nicht auf unsere Anfragen oder sind gar nicht erreichbar. Diese Zahlungen entziehen sich somit unserem Einflussbereich“, teilt die Expertin abschließend mit.