Das Ende der Drogerie Oberes Tor steht fest. Der Ausverkauf beginnt am 30. Mai. Foto: Unger

Nach mehr als zehn Jahren Nahversorgung verabschieden sich Karin und Thilo Unger von der Drogerie Oberes Tor aus dem Einzelhandel in Dornhan.

Die Nachricht trifft viele in Dornhan unerwartet und mit Wehmut: Die Drogerie Oberes Tor, seit über einem Jahrzehnt ein Ort des Einkaufens und der Begegnung, wird im Juli 2025 ihre Türen endgültig schließen, schreiben die Inhaber in einer Pressemitteilung.

 

Was 2012 als mutige Reaktion auf die Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker begann, entwickelte sich zu einer echten Erfolgsgeschichte – getragen von persönlichem Einsatz, Durchhaltevermögen und der tiefen Überzeugung, dass Nahversorgung im ländlichen Raum mehr braucht als nur Regale und Kassen.

Positive Resonanz der Bevölkerung

Acht Jahre lang war das Ladengeschäft in der Oberen Torstraße an Schlecker vermietet – eine scheinbar sichere Konstante für Thilo Unger, den Inhaber der Immobilie. Doch als Schlecker 2012 überraschend Insolvenz anmeldete, stand auch das Ehepaar Unger vor einer ungewissen Zukunft.

Resignation sei für sie jedoch nicht infrage gekommen: Gemeinsam mit zwei übernommenen Mitarbeiterinnen entwickelten sie ein eigenes Konzept für einen neuen Drogeriemarkt. Unterstützt von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und mit einem Businessplan eröffneten sie noch im selben Jahr die Drogerie Oberes Tor – „ein mutiger Schritt, der schnell auf positive Resonanz in der Bevölkerung stieß“, heißt es in der Mitteilung dazu.

Ein persönlicher Service

„Die Eröffnung war ein großer Erfolg“, erinnert sich Thilo Unger. Doch der Start habe auch seine Tücken gehabt. Denn die Kundenzahlen lagen deutlich unter den früheren Schlecker-Werten. Bereits nach drei Monaten musste die erste Mitarbeiterin entlassen werden. Karin Unger blickt zurück: „Wir wussten oft nicht, wie es weitergehen soll. Aber aufgeben war keine Option.“

Also packten sie selbst mit an, passten das Sortiment an, investierten in eine moderne Warenwirtschaft – und nahmen sich Zeit für jeden einzelnen Kunden. Das Angebot wurde erweitert, der Service persönlicher gestaltet. Über viele Jahre hinweg entstanden etwa unzählige Passbilder. Egal ob Mutter mit Kinderwagen oder Senior mit Rollator – die Drogerie wollte für alle da sein. Sogar Hauslieferungen wurden möglich gemacht.

„Zeit, Lebewohl zu sagen“

Die enge Bindung zur Kundschaft wurde zur eigentlichen Stärke. Aus dem Laden wurde ein sozialer Ort, an dem Gespräche entstanden und Menschen sich gut aufgehoben fühlten. Für dieses besondere Konzept erhielt die Drogerie Oberes Tor das Zertifikat „Familienfreundliches Einkaufen“ von der IHK – eine Auszeichnung, die sowohl das Einkaufserlebnis als auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im eigenen Team würdigte.

„Nun ist es an der Zeit, Lebewohl zu sagen“, schreiben die Inhaber. Die Entscheidung zur Geschäftsaufgabe sei ihnen nicht leicht, doch wirtschaftliche und personelle Herausforderungen hätten eine Weiterführung unmöglich gemacht. Gestiegene Logistik- und Einkaufskosten, anhaltende Lieferschwierigkeiten und akuter Personalmangel führten schließlich zum Entschluss, den Betrieb zu beenden. Zwei langjährige Mitarbeiterinnen hielten das Geschäft zuletzt mit großem Engagement am Laufen – Verstärkung ließ sich trotz aller Bemühungen nicht finden.

Impulse im Dienstleistungsbereich

„Es ist ein Abschied mit gemischten Gefühlen“, meint Karin Unger. Einerseits sei da der Stolz auf das Erreichte, andererseits das Wissen, dass mit der Schließung ein Stück gelebter Alltag aus Dornhan verschwinde.

Mit Blick auf die Zukunft wünschen sich die Ungers mehr Engagement für ein lebendiges Stadtzentrum. Dornhan brauche nicht nur klassischen Einzelhandel, sondern auch neue Impulse aus dem Dienstleistungsbereich. Thilo Unger verweist in diesem Zusammenhang auf die von der IHG unterstützte Initiative „Käpsele kaufet im Städtle“, die ein Zeichen für die Stärkung lokaler Kaufkraft setzen will.

Ausverkauf bis Juli

Ab dem 30. Mai beginnt der Ausverkauf, der bis Juli andauert. In dieser Zeit haben Kunden Gelegenheit, sich persönlich zu verabschieden – und das besondere Einkaufserlebnis ein letztes Mal zu genießen.

Mit dem Ende der Drogerie Oberes Tor verliert Dornhan einen Ort, der für viele weit mehr war als nur eine Einkaufsstätte. Was bleibt, ist die Erinnerung an unternehmerischen Mut, persönlichen Einsatz – und an eine Gemeinschaft, die diesen Ort über mehr als ein Jahrzehnt mit Leben füllte.