Im Rahmen der Job-Expedition 2019 führten bei der Firma Wagner System Ausbildungsleiter Maik Papke (links) und zwei Azubis Schülern einige Maschinen vor. Foto: Baublies

Zwölf Lahrer Unternehmen laden Jugendliche ein, um ihnen eine Ausbildung bei sich schmackhaft zu machen. Die Job-Expedition läuft in der Osterwoche vom 11. bis 13. April. Für die Betriebe geht es darum, 40 offene Lehrstellen zu besetzen.

Lahr - Die Job-Expedition war 2018 ein neues Vorhaben der Almi-Firmen – der Arbeitsgemeinschaft der Lahrer Mittelständischen Industrieunternehmen. Nachdem das Azubi-Projekt 2020 und 2021 von der Pandemie verhindert wurde, 2022 aber wieder möglich war, wird es in diesem Jahr nun zum vierten Mal aufgelegt. Die Firmenvertreter sagten am Mittwoch bei einem Pressegespräch bei Schwarzwald-Eisen, was sie vorhaben.

  Der Ablauf: Schüler ab 14 Jahren oder der neunten Klasse können die Osterferien nutzen, um an drei Tagen in drei Betrieben Berufsluft zu schnuppern. Ein Unternehmen können die jungen Leute sich aussuchen, zwei weitere werden je nach Verfügbarkeit von den Organisatoren hinzugewählt oder -gelost. Den Ablauf gestaltet jeder Betrieb selbst – man kümmert sich aber überall intensiv um die jungen Gäste, wie beim Pressegespräch deutlich wurde. Die Firmen stellen dabei insgesamt 25 Berufe vor, die für Frauen und Männer geeignet sind (siehe Info). Für die Schüler sind die Praktika, bei denen sie in den Betriebskantinen verköstigt werden, natürlich kostenlos.

Die Ausgangslage: Nach der Begrüßung durch Gastgeberin Tanja Bohner, Personalverantwortliche bei Schwarzwald-Eisen, sagten Almi-Sprecher Ralf Leser und Ellen Wagner von Wagner System, worum es geht. Demnach haben die zwölf beteiligten Betriebe insgesamt 1400 Mitarbeiter, darunter 100 Azubis, aber auch 40 offene Lehrstellen. Auf die Frage unserer Redaktion, ob es heute schwerer als noch vor ein paar Jahren ist, Ausbildungsplätze besetzt zu bekommen, war bei dem Gespräch reihum Kopfnicken zu sehen.

Es liege an geburtenschwachen Jahrgängen, war zu hören, aber auch daran, dass junge Leute heutzutage häufig unentschlossen und uninformiert seien. Bisweilen seien sie auch Getriebene ihrer Eltern, die ihre Kinder auf einer Universität sehen wollten, obwohl sie in einer Ausbildung vielleicht besser aufgehoben wären und sogar die besseren Perspektiven hätten.

Die Klischees: Ein großes Problem sei, dass manche Berufe schlicht nicht bekannt genug seien, hieß es. Mehrfach genannt wurde hier der Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik. Ein sauberer Beruf, bei dem man gutes Geld verdiene, betonte Michael Erb von Polar-Form Werkzeugbau. Leider hätten aber viele junge Menschen das Klischee "ölverschmiert im Blaumann" im Kopf.

Industrie-Unternehmen hätten richtig viele interessante Lehrstellen anzubieten, bestätigte Ellen Wagner. Auch sie hielt ein Plädoyer für Ausbildungen, in denen man früher Geld verdiene und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten als nach einem Hochschulstudium habe. Das Interessante an der Job-Expedition sei, dass die Schüler teils mit Berufen in Kontakt kommen, die sie zuvor gar nicht auf dem Schirm hatten, so Patrick Karl von der Rubin-Mühle, der noch einen anderen Aspekt hervorhob: Nämlich dass sich Azubis, die sich in der Lehre gut anstellen, eine Übernahmegarantie und somit eine sichere berufliche Zukunft haben.

Angesichts des Fachkräftemangels sei man praktisch gezwungen, sich seinen Nachwuchs selbst heranzuziehen, war von mehreren Seiten zu hören. Das Gespräch zeigte dabei den Ernst der Lage. So sagte ein Teilnehmer, dass sein Unternehmen im vergangenen Jahr keinen einzigen Azubi gefunden habe.

  Die Erfahrungen:  Die Job-Expeditionen 2018, 2019 und 2022 waren ein Erfolg, hieß es. Einige Schüler seien auf den Geschmack gekommen und hätten im besuchten Betrieb eine Ausbildung begonnen. Bereits die Teilnehmerzahlen hätten gestimmt, man habe bis zu 150 Bewerber gehabt. Neu dabei gegenüber dem vergangenen Jahr ist die Firma Hans Fleig Formenbau mit Sitz in Kuhbach.

Die Kampagne: Die Betriebe machen keine halben Sachen, denn die Job-Expedition wird von einer Werbekampagne mit Anzeigen, Werbespots im Lahrer Kino und Plakaten an Lahrer Bushaltestellen begleitet – so sollen auch die Eltern erreicht werden.

Die Bewerbung: Bei der Job-Expedition 2023 sind insgesamt 120 Plätze zu vergeben; Anmeldungen sind ab sofort über die Homepage www.jobxpedition.de möglich – dort finden sich auch weitere Informationen. Die Praktikumstage beginnen dann am Dienstag, 11. April, um 10 Uhr. Dabei sei es gar nicht schlecht, dass die drei Tage in den Osterferien liegen – so würden junge Leute kommen, die auch wirklich an der Berufsorientierung interessiert sind, hieß es bei dem Pressegespräch.

Jeder Teilnehmer, der sich hinterher bei einem der zwölf Unternehmen bewirbt, werde garantiert zum Vorstellungsgespräch eingeladen, versprechen die Firmenvertreter.

Die Betriebe: Eichner Baugesellschaft, Druckhaus Kaufmann, Betonbau Schwarz, FS-Etiketten, Formenbau und technische Spritzgussteile Hans Fleig, Nela Brüder Neumeister, Polar-Form Werkzeugbau, Schwarzwald-Eisen, Richard Stiehler GmbH, Wagner System, Welter Zahnrad, Rubin Mühle

Die Berufe: Behälter- und Apparatebauer, Beton- und Stahlbetonbauer, Elektroniker, Fachinformatiker, Fachkraft für Lebensmitteltechnik, Fachlagerist, Fachkraft Lagerlogistik, Groß- und Außenhandelskaufmann/frau, Holzmechaniker Schwerpunkt Innenausbaus, Industriekaufmann, Industriemechaniker, Kaufmann/frau für Büromanagement, Maurer, Maschinen- und Anlageführer, Mechatroniker, Mediengestalter, Medientechnologe Druck, Medientechnologe Druckverarbeitung, Oberflächenbeschichter, Packmitteltechnologe, Technischer Produktdesigner, Teilezurichter, Verfahrenstechnologe in Mühlen- und Getreidewirtschaft, Verfahrenmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, und Werkzeugmechaniker. Die Berufe sind jeweils für Frauen und Männer geeignet.