Die Betreuung in den Schramberger Kitas kann mit dem vorhandenen Personal gerade so aufrecht erhalten werden. Foto: dpa/Gollnow

Genervte, gefrustete Eltern einerseits, zunehmender Druck auf das Personal andererseits machen derzeit das Gesamtbild der Kita-Landschaft aus.

Der Tagesordnungspunkt auf Sitzung des Verwaltungsauschusses (VA) klingt bürokratisch nüchtern und vergleichsweise harmlos: „Bedarfsplanung 2023 und Folgejahre für Kindertagesstätten“. Doch wie sich dann zeigte, hat es das Thema in sich: „Die Kitas arbeiten ständig am Limit“, fasste Kerstin Flaig in ihrem Bericht die Lage zusammen. Die überfüllten Besucherplätze unterstrichen die Bedeutung des Themas. Kita-Betreuerinnen und Vertreter vom Gesamtelternbeirat waren gekommen – auch etliche Kinder bevölkerten den Ratssaal.

Knapp 1000 Betreuungsplätze

15 Kitas gibt es im Stadtgebiet Schrambergs, fünf in kommunaler, sechs in katholischer und drei in evangelischer Trägerschaft und eine von der Stiftung St. Franziskus. Alle zusammen stellen 937 Betreuungsplätze bereit, davon 827 in Kindergarten- und 100 in Kinderkrippengruppen. In ihrem Bericht hatte Flaig für die Stadträte Rückmeldungen aus den Kitas zusammengestellt:

Hohe Ausfallzeiten und Krankentage der pädagogischen Fachkräfte, höhere Anfälligkeit;

Eingewöhnungen der Kinder dauern deutlich länger;

Es gibt kaum einen Tag, an dem alle Fachkräfte nach Dienstplan da sind;

Widerstände wachsen bei sinkender Bereitschaft, Aufgaben zu übernehmen;

Frustration der Fachkräfte bis hin zu Kündigungen und

Frustrierte Eltern, wenn Öffnungszeiten kurzfristig gekürzt werden müssen;

Zunahme an Kindern mit herausforderndem Verhalten mit und ohne Diagnose.

Fürsorgepflicht gegenüber Fachpersonal

Eine vom Land erlaubte Überlegung von Gruppen ist für Schramberg keine Lösung: „Das würde den Druck auf das Fachpersonal zusätzlich erhöhen.“ Die Träger seien sich einig, dass sie ihrer Fürsorgepflicht gegenüber dem Fachpersonal nachkommen müssten. Mit Offenheit für Direkt- oder Quereinstieg und mehr unbefristeten Arbeitsverträgen wirbt die Stadt um die raren Fachkräfte. Als schnelle Hilfe will die Verwaltung den Kitas Organisationsberatung anbieten, um „Strukturen anzuschauen und Verbesserungen zu identifizieren“.

Kürzere Öffnung der „letzte Schritt“

„Die Grenze für ein Verbesserung ist die Personalfindung“, stellte Thomas Brantner (CDU) in der Aussprache fest. Besonders schlecht komme der morgendliche Anruf an, die Kinder eine Stunde früher abzuholen. Die Eltern bräuchten Planungssicherheit. „Die Öffnungszeit ist immer der letzte Schritt, wenn alles andere ausgeschöpft ist“, versicherte Flaig. Auf dem Papier seien genug Stellen da, wegen Krankheit und Reha in der Praxis eben nicht.

Pool-Lösung mit Springeraufgaben nicht attraktiv

„Wir brauchen mehr Räume und Fachkräfte ,müssen also den Stellenschlüssel nach und nach steigern“, forderte Ralf Rückert (Freie Liste). „Wenn der Pool nicht ausreicht, ist er zu klein, wenn wir Qualität und Öffnungszeiten halten wollen, müssen wir ihn verstärken“, erklärte auch Fraktionssprecher Udo Neudeck. Und man solle dabei Quereinsteiger und Fachhelfer mehr einbeziehen.

Einige interessierte Eltern haben auch ihre Kinder mit in den Ratssaal gebracht. Foto: Fritsche

Thomas Koch (ÖDP) gab allerdings zu bedenken, dass eine Pool-Lösung mit Springeraufgaben nicht attraktiv für Bewerber sei. „Wir müssen Personal aufstocken, ist doch offensichtlich “, bekräftigte Gertrud Nöhre (SPD/Buntspecht) kurz und klar. Und Jürgen Winter (CDU) verlangte: „Die Stadt hat Verantwortung übernommen für Berufstätige, man sollte ohne Denkeinschränkungen an das Thema herangehen.“

Nach einem Lob von Hilmar Bühler (Aktive Bürger) an die anwesenden Kinder, die die Wartezeit geduldig ertragen hatten, wurde die Bedarfsplanung einstimmig verabschiedet.