Gespannt folgt Gerlinde Kretschmann (Zweite von rechts) den Erklärungen von Geschäftsführer Thomas Brobeil. Beim Rundgang sind auch dabei Oberärztin Gabriele Polzer (links) und Bundestagskandidatin Annette Reif. Foto: Erb

­ Die Freude war ihr während des Besuchs des Vinzenz von Paul Hospitals in Rottweil sichtlich anzusehen. Gerlinde Kretschmann, die Frau des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, hat am Dienstag zusammen mit der Grünen-Kandidatin Annette Reif die Klinik besucht.

Rottweil - Zum ersten Mal durfte Thomas Brobeil, Geschäftsführer der Klinik, die "First Lady" Baden-Württembergs in seiner Einrichtung begrüßen. Das Hospital blickt auf eine lange und teils spannende Geschichte zurück, in der beispielsweise der französische König Napoleon Bonaparte einen Platz einnimmt, wie Brobeil anmerkte.

Heutzutage ist die Klinik der größte Arbeitgeber in Rottweil und verfügt auf einer Fläche von zwölf Hektar über 38 Gebäude. "Nachts fahren die behandelnden Ärzte mit dem Fahrrad", erzählt die Oberärztin Gabriele Polzer. So erstreckt sich das Gelände auf einer Länge von einem Kilometer – der Fußmarsch wird dadurch schnell zum Langstreckenlauf.

Eigene Gewächshäuser zur Gartentherapie

Thomas Brobeil, der seit 25 Jahren im Haus tätig ist, hob zu Beginn des Gesprächs vor allem zwei zentrale Aspekte der Einrichtung heraus. Ihm sei es wichtig, dass sein Haus den Patienten ein niederschwelliges Angebot biete und die Behandlungen zentralisiert angeboten würden.

"Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich lieber hierher kommen als in den fünften Stock im Krankenhaus in Sigmaringen", sagte Kretschmann in Bezug auf den psychiatrischen Bereich und die eindrucksvolle Parkanlage der Einrichtung. So stehen den Patienten beispielsweise eine Kegelbahn, ein Fußballfeld, ein Tennisplatz und ein Minigolfplatz zur Verfügung. Auch eigene Gewächshäuser zur Gartentherapie sind auf der Anlage zu finden.

Durch die jahrhundertelange Geschichte der Einrichtung, die sich aus einem Klosterorden entwickelt hat und noch immer unter kirchlicher Hand steht, seien besondere Werte gewachsen, so Brobeil. Es sei aus gegebenen Anlass, wie der Geschäftsführer erklärte, wichtig, ein Gleichgewicht zwischen den Patienten, den Mitarbeitern, der Substanzerhaltung und den wirtschaftlichen Faktoren herzustellen. Nur so könne eine Gemeinwohlorientierung in der Pflege gelingen. Zu Ende des Rundgangs kritisierte der Geschäftsführer allerdings die teils hohen bürokratischen Hürden von Seiten der Politik. "Die Schreibtischtäter sind oftmals an der Realität vorbei", sagte Brobeil.

Kretschmann, die Anfang des Jahres ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte, nahm sich während des Besuchs immer wieder kurz Zeit für die Patienten, um ins Gespräch zu kommen. So fragte sie eine Dame , die in ihrem Rollstuhl strickte: "Was wird es denn?". Der Nachmittag endete mit einem Gespräch am runden Tisch und auf Nachfrage von Kretschmann mit einem Stück Kuchen.