Das Gastspiel des 70-jährigen Fußball-Kulttrainers Peter Neururer löste in Riedböhringen rundum Begeisterung aus.
Ob auf dem Spielfeld oder beim anschließenden Auftritt im prall gefüllten Vereinsheim des VfL Riedböhringen – überall überzeugte die deutsche Trainerikone. Seine Visite, welche auf Vermittlung des Riedböhringer Autohauses Weisser über dessen Geschäftspartner Reifen1+ und Giuseppe Vasi zustande kam, wird für alle unvergessen bleiben.
Schon zum Einstieg war mit einer längeren Trainingseinheit auf dem Platz unter der Regie von Peter Neururer pure Euphorie zu verspüren. Mit dem Trainerteam der SG Riedböhringen/Fützen Nuri Articlik, Rocco Dziubale, Björn Herrmann und Andreas Fletscher abgesprochen, waren von der ersten Minute viel Zug und klare Vorgaben zu erkennen. Bei flexiblen Spielformen von eins gegen eins bis zu vier gegen vier sowie variablem Umschaltspiel mit abschließenden Tempoläufen gab es kaum Verschnaufpausen und die über 20 SG-Kicker waren voller Motivation und Ehrgeiz bei der Sache.
Peter Neururer läuft zur Hochform auf
Immer mittendrin befand sich Coach Peter Neururer, der fast ununterbrochen mit deutlichen Ansagen das Geschehen dirigierte. „Alle Fußballer von der Kreisliga bis in die Bundesligen sind im Prinzip gleich und wollen immer gewinnen“, sah er hier keinen Unterschied. „Ihr seid eine gute Truppe und das Training mit euch machte viel Spaß“, zog er nach der Übungsstunde einen positiven Schlussstrich. Für den Partnerschaftsvertreter Jürgen Weisser und Giuseppe Vasi von Reifen 1+ war es schon bis zu diesem Zeitpunkt ein mehr als tolles Event.
In der anschließenden Fragestunde im VfL-Vereinsheim lief Peter Neururer zur Hochform auf. Fast drei Stunden zog er dank seiner zum Teil kuriosen Erlebnisse aus seinem langen Fußballleben die Zuhörer in seinen Bann. Sein anfangs noch holpriger Werdegang entwickelte sich zu einer wahren Erfolgsgeschichte. Zunächst war er noch im Lehramt, Bereich Germanistik und Geschichte, tätig und hatte Trainerstationen bei Amateurvereinen.
Mit dem Anruf der Fußballlegende Horst Hrubesch änderte sich 1985 alles. Als Co-Trainer des Zweitligisten und Traditionsvereins Rot Weiß Essen, wo er auch noch die Amateure und Jugend betreute, war es der Startschuss zu einer langen Erfolgsgeschichte. In insgesamt 619 Profispielen stand er bei 15 Vereinen drei Jahrzehnte als verantwortlicher Trainer an der Seitenlinie.
Unvergessen blieb für ihn die Ära beim FC Schalke 04, den er in seinem dritten Jahr aus der Abstiegszone der zweiten Liga bis auf einen Aufstiegsplatz führte. Warum sich der Verein in dieser aussichtsreichen Position von ihm trennte, ist für ihn bis heute ein Rätsel. „Es hat sich aber finanziell für mich bezahlt gemacht“, bemerkte er.
Einen Kultstatus über Jahre erwarb er sich beim VfL Bochum, den er bis in den UEFA-Cup führte und gleich zweimal trainierte. 2013/14 war dies auch seine letzte Station. „Ich wolle immer bei der Besetzung einer Mannschaft mitbestimmen. Dies hat sich mit der wachsenden Macht von Sportdirektoren aber immer mehr in eine andere Richtung entwickelt. Das war dann nicht mehr meine Welt“, erklärte er.
Mit viel Spontanität und trockenem Humor gab er an diesem mehr als unterhaltsamen Abend viele Geschichten aus seiner Trainerlaufbahn preis.
Wie Neururer sich mit einem der größten Talente des deutschen Fußballs, dem Außen- und Nationalspieler Wolfram Wuttke, beim 1. FC Saarbrücken kurz vor dem Anpfiff zum Rauchen einer Zigarette aus der Kabine schlich, war nur eines seiner zahlreichen Beispiele aus der verrückten Fußballwelt. „Es ist wichtig, zu wissen, wo man herkommt“, war einer seiner Leitfäden. Das verdeutlicht er auch in seiner aktuellen Bühnenshow „Schweigen ist feige“.
Berufs-Stationen
Der heute 70-jährige Kulttrainer
Peter Neururer schrieb mit seiner direkten Art, wobei er auch oft den Finger in die Wunde legte, in über drei Jahrzehnten in der 1. und 2. Bundesliga als immer authentischer Mensch Geschichte. Traditionsvereine wie der 1. FC Köln, Schalke 04. 1. FC Saarbrücken, Alemannia Aachen, Hertha BSC Berlin, Hannover 96 oder der VfL Bochum gehörten zu seinen Stationen. Als gefragter Entertainer machte er sich im vergangenen Jahrzehnt in einigen Fußballshows, wie zum Beispiel dem Fantalk für die Champions League bei Sport 1, einen Namen. Dort wechselt er sich bis heute oft mit seinem Freund Mario Basler ab. Aktuell ist er auch jeden Sommer für ein Trainingslager mit vertragslosen Profifußballern verantwortlich.