Der Heimatgeschichtsverein Nagold besuchte die Nachbarstadt Wildberg, wo eine Führung durch Herbert Bantle (im Hintergrund rechts) vor dem mächtigen Schlosstor begann. Foto: Albiez

Der Heimat- und Geschichtsverein Nagold unternahm eine Exkursion nach Wildberg.

Nagold - "Unterwegs bei Nachbarn" hieß es nach mehrjähriger Zwangspause wieder einmal beim Nagolder Verein für Heimatgeschichte als sich eine rund 30köpfige Besuchergruppe unter Leitung von Vorstandsmitglied Walter Maier auf den Weg in die Nachbarstadt Wildberg machte, um die Eigenheiten der Schäferlaufstadt mit ihrer reichen Geschichte kennen zu lernen.

Es wurde ein Nachmittag wie aus einem Füllhorn, als der frühere Gymnasiallehrer Herbert Bantle und der frühere Ingenieur Hans-Jörg Hummel, beide im Ruhestand zu profunden Kennern der Wildberger Stadtgeschichte geworden, zu den Kleinodien der Stadt führten.

Eng verbundene Geschichte

Wie eng verbunden Nagolds und Wildbergs vielhundertjährige Geschichte ist, erläuterte Herbert Bantle beim Rundgang in und um die Schlossruine, die man aufgrund ihrer Lage und Bauweise eher als ehemalige Burg ansprechen würde.

Sowohl die Burg auf dem Nagolder Schlossberg als auch das Wildberger Schloss waren einst Sitze der Grafen von Hohenberg, die im 13. Jahrhundert über den Nagoldgau herrschten. Das im Hochmittelalter häufig praktizierte Prinzip der Erbteilung führte zu Gründungen neuer kleiner Residenzsitze wie das Burgschloss in Wildberg auf dem markanten Bergrücken, auf dem sich in der Folge die kleine Stadt durch die Ansiedlung der für den Burgbau nötigen Handwerker und anderer Gewerbetreibender entwickelte. Auch das heute noch als solches genutzte, historische Rathaus stammt mit seiner wesentlichen Bausubstanz aus jener Zeit.

Eine besonders reichhaltige Anschauung über das Leben in damaliger Zeit bietet das unterhalb der Burg im Nagoldtal gelegene, ehemalige Frauen-Kloster Reuthin, eine Gründung der Hohenberger in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie nutzten das Kloster als Grablege ihrer Familie wie das in jener Zeit beim Adel geboten war.

Klostergebäude brennt nieder

Das Klostergebäude selbst ging in späterer Zeit durch Brand verloren, einige Wirtschaftsgebäude sind aber bis heute erhalten geblieben, insbesondere der so genannte Fruchtkasten, den man in heutige Zeit übertragen als Logistikzentrum betrachten könnte. Die Frauen beziehungsweise Nonnen in diesem zunächst freien Kloster ohne Bindung an einen Orden waren zumeist adeliger Herkunft und brachten als Mitgift eine Reihe von Besitzungen im weiteren Umland mit ins Klostervermögen. Die dort erwirtschafteten Waren machten das Kloster wirtschaftlich unabhängig.

In diesem Fruchtkasten unterhält die Stadt Wildberg ein reich ausgestattetes Museum, in dem das Leben in früherer Zeit bis in kleinste Details erklärt wird. In seltener Ausführlichkeit sind die Handwerksberufe wie Schmied, Wagner, Sattler usw. dargestellt. Mit den Erläuterungen durch Herbert Bantle wurde der Gang durch das Museum zum spannenden und kurzweiligen Vergnügen.