Königin Silvia hat ihr Herz an die Stadt Heidelberg verloren, sagt sie. Foto: dpa/Uwe Anspach

Vor 80 Jahren ist Königin Silvia von Schweden als Bürgerliche in Heidelberg zur Welt gekommen. Jetzt erhält sie die Ehrenbürgerwürde. Was sie sonst noch in ihrer alten Heimat vorhat.

Freundlicher Applaus vor dem Rathaus, freundlicher Applaus auch, als Königin Silvia von Schweden den mit Eichenholz getäfelten Großen Ratssaal der Stadt Heidelberg betritt. Bei seiner Laudatio vor 120 geladenen Gästen muss der Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) dann aber erst einmal etwas klar stellen. Die Ehrenbürgerwürde werde nur selten vergeben. Und doch sei es an diesem Tag nicht in erster Linie Königin Silvia, die geehrt werde. Es sei vielmehr umgekehrt: Es sei eine Ehre für die Stadt, dass sie das angetragene Ehrenbürgerrecht überhaupt akzeptiere.

Als vielfach engagiert bezeichnet Würzner den hohen Gast aus dem hohen Norden. Sie nutze ihre Prominenz für das Wohl anderer – für Kinder, für Demenzkranke, für Jugendliche. „Es ist für die Stadt eine große Freude und Ehre, dass jemand, der so weltbekannt und engagiert ist, unsere Stadt im Herzen trägt“, sagt der OB. Und das gibt die Königin in ihrer Antwort später auch unumwunden zu, indem sie einen alten Gassenhauer nur wenig abwandelt. „Ich habe mein Herz an die Stadt Heidelberg verloren“, sagt sie.

Die Hochzeitspaare sind beglückt

Das Rathaus ist an diesem Freitag festlich und reichlich mit Blumen geschmückt, was vor allem die Hochzeitspaare freut. Zwei Wagenladungen voll habe er angeliefert, sagt Hans-Peter Mathes. Der Florist aus dem Stadtteil Handschuhsheim ist seit vielen Jahren so etwas wie ein königlich-schwedischer Hoflieferant. Auch die Hochzeit von Silvias jüngster Tochter, Prinzessin Madeleine, in Stockholm stattete er aus. Zu Lebzeiten ihrer Mutter bestellte Silvia bei ihm Geburtstags- und Muttertagssträuße, die er zur Wohnadresse ihrer Eltern auslieferte.

Für die Ehrenbürgerfeier hat er OB Würzner etwas ganz besonderes in die Hand gegeben: weiße Orchideen mit orangenen Strelitzien. Der Strauß beeindruckt Silvia sichtlich, vielleicht noch mehr als die Urkunde ihrer Heimatstadt. 1943 wurde sie dort als Silvia Renate Sommerlath geboren. Von 1947 bis 1957 lebte die Familie in Sao Paulo. Ihre Mutter war Brasilianerin, ihr Vater ein deutscher Geschäftsmann. Später besuchte Silvia die Elisabeth-von-Thadden-Schule im Heidelberger Stadtteil Wieblingen. Ihren Mann Karl-Gustav von Schweden lernte sie bei den Olympischen Spielen in München kennen, wo die sprachbegabte junge Frau – neben Schwedisch und Deutsch spricht sie Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und die schwedische Gebärdensprache – als Chefhostess arbeitete. Die Hochzeit fand 1976 statt.

Dreieinhalb Stunden auf dem Neckar

Ihre Eltern liegen heute auf dem Friedhof im Stadtteil Handschuhsheim begraben. Oft komme sie inkognito. Um auch diesmal in Ruhe das Grab besuchen zu können, wurden geplante Bestattungen verschoben. Insgesamt wird Königin Silvia, die ohne weitere Mitglieder der Königsfamilie angereist ist, vier Tage in ihrer alten Heimat verbringen und dabei dem Vernehmen nach auch private Termine wahrnehmen. Öffentlichkeitswirksam wird noch ihre Teilnahme an einer Schiffstour am Samstag auf dem Neckar bis Neckarsteinach sein.

Auf dem Prunkstück der Heidelberger Weißen Flotte, dem Motorschiff Königin Silvia, feiert die Deutsch-Schwedische Gesellschaft ihr 50-jähriges Bestehen. Silvia ist Schirmherrin des Vereins, der sich unter anderem um den Schwedischunterricht schwedischer Kinder in der Region kümmert.

Es gibt Silvias Lieblingsspeise

Serviert werde ein Spargelmenü, Silvias Lieblingsspeise, sagt Margret Ditter, die Vorsitzende der Deutsch-Schwedischen Gesellschaft. „Die persönliche Teilnahme der Königin ist eine tolle Auszeichnung für unsere Arbeit.“ Der Erlös der Benefizveranstaltung von 35 000 Euro fließt an die World Childhood Foundation, eine Stiftung der Königin, die sich um Kinder kümmert, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden. Bei ihrem letzten Besuch in Heidelberg im Jahr 2019 hatte sie auch dort ein Childhood-Haus eröffnet. Die Häuser sind Anlaufstellen für missbrauchte Kinder, in denen sie medizinisch untersucht, psychologisch betreut oder in geschützter Atmosphäre per Video vernommen werden. Darauf sei sie stolz, sagt Silvia.

Wie wird man Ehrenbürger?

Verdienste
 Der Gemeinderat kann Personen, die sich besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen, heißt es in Paragraf 22 der Gemeindeordnung. Freies Parken oder kostenlose Zoobesuche sind damit aber nicht verbunden. Auch erhält man nicht automatisch das Wahlrecht.

Ehrenbürger
  Heidelberg hat zwei weitere lebende Ehrenbürger: die Ex-Oberbürgermeisterin Beate Weber und den Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen.