Das Wirte-Team vom Rauschbart, wie wir es kannten: Christoph Steiglechner (links) und Michael Singer. Nun trauern viele Menschen in Horb und der Region, dass Steiglechner gestorben ist. Foto: Menzel

Es war eine Symbiose, wie es sie selten gibt: Die Rauschbart-Wirte Michael Singer und Christoph Steiglechner. Jetzt ist Christoph gestorben – im Rauschbart, an seinem Arbeitsplatz.

Horb - Michael Singer sagt: "Mir wurde der Boden unter den Füßen weggezogen. Wir kennen uns seit 22 Jahren – und mit Christoph habe ich die meiste Zeit verbracht. An diese Zeit kommen nicht mal unsere Ehefrauen ran."

Jetzt der Tod. Am Freitag, im Rauschbart. Herzinfarkt.

Gäste drücken ihre Trauer auf Facebook aus

Und die Gäste trauern und bringen das auf der Facebook-Seite des Biergartens zum Ausdruck. Beispielsweise Uwe Klomfass (Ex-Gastronom), schreibt auf Facebook: "Ganz am Anfang hat er mich bei einem Konzert im Am-Erika besucht. Freundschaft von Anfang an. Beim nächsten Mal brachte er mir ein T-Shirt vom Rauschbart und ein Hendel mit – er bleibt unvergessen!"

Viktoria M.: "Ich kann mich von klein auf an Christoph erinnern. Nichts assoziiere ich mehr mit dem Rauschbart als ihn. Wir werden das nächste Mal auf ihn anstoßen – das ist der beste Weg, ihm zu gedenken!"

Lukas W.: "Wir sind geschockt. Wir durften unseren Freund und Mentor letzte Woche noch einmal sehen und mit ihm die typischen Rauschbartspäßle machen. Kurz und knackig, weil er ja immer gleich weiter musste. Meine Frau und ich lernten uns in der Rauschbart-Küche kennen und wir haben viel von ihm lernen dürfen!"

"Einer der besten Chefs, die ich je hatte"

Kurt Haigis: "Mit meinen Mühringer Dienstagswanderern sind wir mindestens einmal im Jahr zum steilen Rauschbart hoch. Ich wünsche dem Team viel Kraft, diese Horber Kultstätte zu erhalten!"

Anna B.: "Er war ein guter Mensch, immer da und einer der besten Chefs, die ich hatte."

Rainer R.: "Er wacht jetzt von oben über den Rauschbart!"

Moni R.: "Man muss den Rauschbart kennen und lieben, um nachzuvollziehen, was das für ein Verlust ist."

Es herrscht Einigkeit: Lebenswerk muss fortgeführt werden

Daniel B.: "So traurig solche Moment sind – ich gebe Euch recht damit, dass es am besten ist, sein Lebenswerk fortzuführen!"

Silke S.: "Immer weiter – das hätte Christoph bestimmt so wollen! Er wird bestimmt als Engel euch zur Seite stehen!"

Singer und Steiglechner: Die perfekte Symbiose. Er: Der Bayer, der Biergartenkultur nach Horb bringen will. Seit 2001 Rauschbart-Wirt. Fand in Michael Singer 2011 einen jungen Kompagnon, den er als Mitgeschäftsführer holte.

Steiglechner war meist in seiner Küche

Singer – eher die Rampensau. Vorne am Getränkeausschank. Steiglechner in seiner Küche. Fiel den Gästen auf mit seiner sonoren Stimme, die die Abholnummer für das Essen über den ganzen Rauschbart-Platz per Lautsprecher verbreitete. Seine Hähnchen - legendär.

Hinter den Kulissen: Beide absolut gleichberechtigt. Naturbewusst, qualitätsbewusst, innovativ. Schafften es im Jahr 2012, in München zu Deutschlands beliebtesten Biergarten gewählt zu werden. Steiglechner und Singer konnten über 2700 Gäste zur Stimmabgabe bewegen.

Auch Corona und Lockdowns ließen die Wirte nicht ruhen

Auch Corona und die Lockdowns ließen Singer und Steiglechner nicht ruhen. Im Gegenteil: Die beiden digitalisierten die Gastronomie als eine der ersten in Horb komplett durch – von der Reservierung, Anmeldung bis hin zur Essensbestellung.

Nicht nur, um den Drive-In auf dem Parkplatz Anfang April 2020 zu starten. Christoph stellte die Produktion in der Küche um, und Michael startete mit der Programmierung des Webshops. Unter tatkräftiger Mithilfe von Steiglechners Sohn Julius. Später wurde noch die Seilbahn installiert, damit nicht immer ein Mitarbeiter das Essen zu Fuß von oben auf den Parkplatz liefern musste.

Corona-Lage griff die Rücklagen an

Und so retteten sich die beiden Rauschbart-Wirte über die Lockdowns. Zuletzt sagte Michael Singer bei der Saisoneröffnung: "Wir hoffen auf eine gute Saison, da die Rücklagen schon ziemlich leer sind." Das ist wohl – neben der Trauerbewältigung – auch ein Grund, warum der Rauschbart seit Sonntag wieder geöffnet ist. Denn: Von dem, was nach sieben Tage Arbeit die Woche in der Saison übrig bleibt, müssen nicht nur die Wirtsfamilien überwintern...