Wo die Pflanzen heute noch hüfthoch wachsen, soll dereinst ein Wäldchen entstehen. Dort sollen dann auch Bestattungen unter Bäumen möglich werden. Foto: Klormann

Eine Bestattung unter Bäumen: Das soll in absehbarer Zeit auch in Heumaden möglich sein. Der Bau- und Umweltausschuss ebnete dem Vorhaben in seiner jüngsten Sitzung den Weg.

Calw-Heumaden - Immer mehr Menschen interessieren sich seit geraumer Zeit für alternative Bestattungsmöglichkeiten – auch in Calw. Diese Beobachtung nahm die Gemeinderats-Fraktion Gemeinsam für Calw (GfC) bereits Anfang des Jahres 2021 zum Anlass, diesen Wunsch an die Verwaltung weiterzugeben – mit der Bitte zu prüfen, wie und wo im Stadtgebiet ein Ruhewald entstehen könnte.

Oberbürgermeister Florian Kling stand dem Vorhaben schnell positiv gegenüber, sah jedoch mögliche Schwierigkeiten bei der Suche nach einem passenden Standort. Die GfC hatte damals gleich mehrere Vorschläge parat: in Heumaden, Holzbronn oder Altburg, jeweils in der Nähe des Friedhofs zum Beispiel, wo es bereits Aussegnungshalle, Toiletten und Parkplätze gebe.

Aufforstung ist zugleich Ausgleich für Lindenrain

Im März dieses Jahres waren die Ideen konkreter geworden. Im Zuge der Planungen für eine Erweiterung des Heumadener Friedhofs – die Kapazitäten dort sind nahezu erschöpft – kam der Gedanke auf, mit einem Baumgräber-Hain zu beginnen. 20 bis 25 verschiedene Laubbäume würden den Anfang machen, hatte Jürgen Vogel, zuständig für die Grünflächen der Stadt, in der damaligen Sitzung des Gemeinderats erläutert. Auch ob und wie durch eine weitere Aufforstung des umliegenden Geländes ein Friedwald entstehen könnte, wurde thematisiert.

Der erste Schritt ist nun getan: Der Bau- und Umweltausschuss beschloss in seiner jüngsten Sitzung einstimmig, den Friedhof Heumaden zu erweitern sowie dort einen Ruhehain neu anzulegen. Damit werden sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn dieser Ruhehain wird inmitten einer Aufforstung Platz finden, die die Stadt als Ausgleichsmaßnahme für den interkommunalen Gewerbepark Lindenrain plant. Die Aufforstungsmaßnahme soll bereits im kommenden Winter umgesetzt werden.

Überwiegend Eichen und Buchen

Die betroffene Fläche ist insgesamt knapp 1,8 Hektar groß, auf etwas mehr als einem Hektar sollen Bäume wachsen, überwiegend Eichen und Buchen. Für Ruhehain und Friedhofserweiterung mit herkömmlichen Grabarten werden rund 0,3 Hektar benötigt.

Zugänglich soll der Ruhehain vom bestehenden Friedhof aus über ein Baumtor und eine Allee zu einem zentralen Platz sein, der wie eine Lichtung wirken und "mit naturnahen Elementen als meditativer Ort gestaltet" werde, beschreibt es die Verwaltung. Ein Hain aus verschiedenen Baumarten umgebe dabei Platz und Weg und bilde einen waldartigen Rahmen für Urnenbestattungen unter Bäumen. "Dabei kann von circa zehn Bestattungen pro Baum ausgegangen werden. Die Gedenktafeln werden am oder unter dem Baum angebracht", schlägt die Verwaltung vor. Wege und Plätze sollen aus einem "gut begehbaren und rollatorfähigem Belag (Splitt oder wassergebundener Decke) hergestellt" werden.

Mehrkosten von rund 40 000 Euro

Durch die Bestattungsbäume sowie für die Anlage neuer Grabfelder und Möblierung (Bänke) entstehen voraussichtlich Mehrkosten in Höhe von rund 40 000 Euro.

Großes Ruhewald-Vorbild im Kreis Calw ist übrigens Bad Teinach-Zavelstein, wo auch Menschen aus der ganzen Region beigesetzt werden. Der dortige Ruhewald wurde 2012 als erster im Kreis eingerichtet.