Der Protest war erfolgreich: Eine Einäscherungsanlage wird es in Nonnenweier in naher Zukunft nicht gegeben. Foto: Thomas Frey/dpa

Der Eigentümer des Grundstücks, auf dem Bestatter ein Krematorium bauen wollten, hat sein Verkaufsangebot zurückgezogen. Wackelt nun das ganze Projekt?

Um 16.23 Uhr am Freitagnachmittag klingelt das Telefon. Am Apparat: Schwanaus Hauptamtsleiter Michael Fertig, der darum bittet, eine brandaktuelle Pressemitteilung noch in der Samstagsausgabe einzuplanen. Schnell ist klar: Es geht um ein ernstes Thema. Und tatsächlich: Der Infoabend am Montag, an dem die Bestatter um die Familie Rottenecker ihre Pläne für ein Krematorium vorstellen wollten, ist abgesagt.

 

Wie die Gemeinde Schwanau mitteilt, hat der Eigentümer des in Frage kommenden Grundstücks östlich des Friedhofs sein Verkaufsangebot zurückgezogen. Es ergebe sich eine „völlig neue Situation“, die Verwaltung werde über die weitere Vorgehensweise entsprechend informieren. Was in der Mitteilung noch vage klingt, hört sich bei Ralph Rottenecker, Initiator des Vorhabens, deutlich konkreter an: „Nonnenweier ist damit vom Tisch.“

Rottenecker verhehlt im Gespräch mit unserer Redaktion nicht, dass die Nachricht, die Bürgermeister Marco Gutmann ihm am Mittag überbracht habe, „ein Schock“ war. „Das müssen wir selbst erst einmal sacken lassen.“ Wie er und seine Familie damit umgehen, vermag er am Freitagnachmittag noch nicht zu sagen. Er betont jedoch: „Ich bin tief enttäuscht.“

Rottenecker kritisiert, dass er keine Gelegenheit hatte, das Vorhaben vorzustellen

Vor allem kritisiert der Bestatter, dass er nicht einmal die Chance gehabt habe, das Vorhaben am Montag beim Infoabend öffentlich vorzustellen. Rottenecker mutmaßt, dass die Initiatoren der Gegenbewegung – eine Online-Petition wurde bis Freitag mehr als 600 Mal unterzeichnet – den Grundstückseigentümer bedrängt haben, nicht zu verkaufen. „Das ist unverschämt.“

Was bedeutet die Absage aus Nonnenweier nun für das Projekt? „Das kann ich Ihnen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen“, so Rottenecker. Bekanntermaßen laufen auch Gespräche mit der Gemeinde Friesenheim. Doch: „Wir trudeln von einem Dorf zum nächsten und erleben überall das gleiche.“ Die „politische Entwicklung“, dass der Widerstand Früchte trägt, bevor die Träger des Vorhabens öffentlich gehört wurden, sei „beängstigend“, so Rottenecker.

„Sehr glücklich“ und „richtig bewegt“ hingegen zeigt sich Elke Stork im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie war eine der Antreiberinnen der Gegenbewegung im Schwanauer Ortsteil und fasst zusammen: „Wir haben gut gekämpft.“ Ein Krematorium gehöre nun einmal nicht in die Nähe einer Wohnsiedlung. „Einem anderen Standort in der Gemeinde wären wir nicht abgeneigt“, stellt sie klar.

„Dorffrieden kann wieder einkehren“

Vorwürfe, dass die Gegner der Einäscherungsanlage den Grundstückseigentümer, einen Senior, bedrängt hätten, weist sie von sich. „Es ist alles sachlich abgelaufen“. Zwischen Gegnern und Befürwortern, bestätigt Stork jedoch, habe es in den vergangenen Wochen im Ort immer wieder Diskussionen gegeben. Sie wünscht sich, dass mit dem Aus für das Krematorium „der Dorffrieden wieder einkehren kann“.