Als wichtigstes Violinkonzert der Geschichte gilt das von Ludwig van Beethoven unter Geigern. Für die Aufführung am 16. März hat das Ebinger Kammerorchester einen Solisten gewonnen, der zur Weltspitze gehört.
„Beethoven funktioniert als Hintergrundmusik im Aufzug genauso wie in einem Konzertsaal“, findet Simon Zhu, und meint auch, dass „London eigentlich keine guten Konzertsäle hat“. In der Royal Albert Hall vor König Charles III. hat der 23-Jährige, der aus Burladingen stammt und in München studiert, trotzdem gerne gespielt, und zwar auf dem Lieblingsinstrument des berühmten „Teufelsgeigers“ Niccolo Paganini, „Il Cannone“ von Giuseppe Guarneri del Gesù , gebaut 1743.
Es war sein Lohn für den ersten Preis beim internationalen Violinwettbewerb „Premio Paganini“ in Genua und den Sonderpreis für das beste Paganini-Konzert. Kein Zweifel: Simon Zhu ist in der Weltspitze angekommen.
Dass er zwischen Paris, Venedig, Mailand und dem „wunderschönen Opernhaus“ in der Hauptstadt des Oman am Sonntag, 16. März, ab 17 Uhr mit dem Ebinger Kammerorchester in der Festhalle spielt, ist seiner Freundschaft zu seiner ersten Lehrerin Renate Musat, Gründungsmitglied des Vereins „Spitzenklänge – Begabten-Musikförderung im Zollernalbkreis“ zu verdanken. Fördern muss sie ihren Schützling, der seit dem Grundschulalter Geige spielt, nicht mehr. „Und beibringen kann ich ihm nichts mehr“, sagt die Albstädterin. „Aber kritisieren kann ich ihn.“
Paganini als sei es ein Kinderspiel
Das schaffen nur noch Fachfrauen wie sie: Wer Simon Zhu 2023 in der Truchtelfinger Galluskirche erlebt hat, war nicht nur fasziniert vom perfekten Klang, sondern auch von den Begleitumständen seines Spiels. Auswendig zelebrierte er dort Paganinis „Capricen“ als sei es ein Kinderspiel. „Auswendig zu spielen, trainiere ich, seit ich klein bin“, sagt Zhu, „und irgendwann ist es im Gedächtnis der Finger gespeichert.“ Wobei die künstlerische Freiheit ja auch eigene Interpretationen zulasse.
Wie das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven in der Festhalle mit ihrer guten Akustik – „es hallt nicht zu sehr und ist auch nicht zu trocken“, so Musat – klingen wird: Die Zuhörer dürfen sich darauf freuen, es zu erleben. Zhus Geige ist nur 13 Jahre jünger als „Il Cannone“ – und durch viele Hände gegangen. „Solange sie gut behandelt wird, verändert sich der Klang zum Guten“, sagt er. Geiger stellten sich ihr Instrument „fast als lebendiges Wesen vor“ und behandelten sie achtsam: „Sofort, wenn Risse erscheinen, bringen wir sie zum Restaurator, fliegen sogar zu den guten“, betont er, und Renate Musat fügt hinzu: „Manchmal zeigt die Geige auch Ermüdungserscheinungen – dann muss man sie ruhen lassen.“
„Nach den Konzerten habe ich Hunger“
Simon Zhu ruht nicht, gewinnt Wettbewerbe, spielt in aller Herren Länder – und beschäftigt sich mit den „vielen Kulturen, Gewohnheiten und Traditionen“ seiner Auftrittsorte. Nach den Konzerten hat er „immer Hunger“ – und scheinbar null Komma null Lampenfieber.
Als er vor Charles III. spielte, „hatte ich während der zweieinhalbminütigen Einleitung des Paganini-Konzerts nur im Kopf: Ich darf jetzt nicht runter starren!“, erinnert er sich. Der König saß direkt vor ihm – und sei im anschließenden Gespräch sehr nett und interessiert gewesen: „Er hat selbst Cello gespielt und eine große Liebe zu deutschen Komponisten wie Wagner, Bruckner und Mahler.“
Die streng bewachte Geige habe er nur dank des Insistierens des Dirigenten Antonio Pappano auch bei der Probe schon spielen dürfen, „dann wurde sie wieder in die italienische Botschaft gebracht“.
Diszipliniert und schnell wieder motiviert
Die Lust am Üben und Proben geht dem disziplinierten Geiger übrigens nicht aus, wie er berichtet: „Wenn ich mal weniger motiviert bin, denke ich an Leute, die acht Stunden am Tag Zahlen in Excel-Tabellen eingeben – ich darf etwas Kreatives machen.“ Und dann habe er ja „auch ein Pflichtbewusstsein“: Schließlich zahlten die Menschen Geld dafür, ihn zu spielen zu hören. In den großen Konzertsälen dieser Welt – und bald in der Ebinger Festhalle.