Fleißig gebuddelt und gebaut wird bereits seit Mitte Dezember im Bereich Vohenlohe auf Langenschiltacher Gemarkung: Sieben Anwesen werden ans öffentliche Kanalnetz angeschlossen – und zwar nach einem besonderen Konzept, dem Brigacher Modell.
„Wenn nicht alle zusammenhalten, dann geht es nicht“ – so einfach fasst Georg Rabe vom städtischen Tiefbauamt die wichtigste Voraussetzung für den Anschluss ans öffentliche Abwassernetz nach dem sogenannten Brigacher Modell zusammen. Seinen Namen hat dieses besondere Vorgehen vom gleichnamigen St. Georgener Stadtteil. Denn vor nunmehr gut 30 Jahren kam das Vorgehen dort erstmals zum Einsatz.
Doch auch heute spielt das Brigacher Modell noch eine Rolle – aktuell etwa im Bereich Vohenlohe auf Langenschiltacher Gemarkung, wo derzeit sieben Anwesen an die städtische Kläranlage angeschlossen werden. Für Stadt und Anwohner bedeutet das einigen Aufwand. Dennoch sind sie froh, dass das Projekt aktuell über die Bühne gehen kann.
Denn die Sickergruben, die bislang zum Einsatz kamen, sind teils am Ende ihrer genehmigten Laufzeit angelangt. Daher müssten nun für viel Geld neue Sickergruben genehmigt und angelegt werden – und das in einer Zeit, in welcher der Anschluss ans öffentliche Kanalnetz durchaus die gesetzliche Forderung sei, wie Rabe von der Stadtverwaltung erläutert.
Voraussetzung für diesen Anchluss ist allerdings, dass es überhaupt einen Abwasserkanal in der Nähe der Anwesen gibt – und genau das war im Bereich Vohenlohe bislang nicht der Fall. Vielmehr müssen hier rund 1,5 Kilometer Kanal gebaut werden, um die sieben Anwesen ans öffentliche Netz anzuschließen. Für die Stadt wäre die Maßnahme mit Anfang 2024 berechneten Kosten von etwa einer halben Million Euro eine große Investition, erklärt Rabe vom Tiefbauamt.
Stadt stellt Material, Anwohner arbeiten mit
Zum Glück aber gibt es mit dem Brigacher Modell einen Weg, die Kosten nicht nur für die Stadt, sondern auch insgesamt deutlich zu reduzieren. Wie das funktioniert? Beim Brigacher Modell werden die Anlieger, die ans öffentliche Kanalnetz angeschlossen werden, an den Arbeiten beteiligt. Die Stadt stellt das Material, während Anwohner bei den Bauarbeiten mitanpacken oder sich finanziell beteiligen. Die Gesamtkosten von etwa 300 000 Euro teilen sich so rein rechnerisch etwa zu je 50 Prozent auf Stadt und Anwohner auf.
„Es geht nur, wenn alle zusammenarbeiten“
Das knifflige an dieser Lösung: Schon wenn ein Anwohner sich nicht beteiligt, bricht das gesamte Konstrukt auseinander. „Es geht nur, wenn alle zusammenarbeiten“, bekräftigt daher auch Thomas Dold, der das Projekt als erster Vorsitzender der Abwassergemeinschaft Vohenlohe begleitet. Er macht keinen Hehl daraus, dass der Weg zu dieser Einigung nicht immer einfach war – umso größer ist nun die Freude, dass der Kanalbau bereits seit Mitte Dezember läuft.
Mittlerweile sind die ersten Anwesen schon an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen – die weiteren sollen bis Ende März folgen. Insgesamt sind Anwohner und auch Stadt mit dem Verlauf der Arbeiten zufrieden. Einziger Wermutstropfen sind die teils miserablen Wetterbedingungen vor allem gegen Ende des vergangenen Jahres, welche die Baustelle ausbremsten. Vier Tage lang mussten die Arbeiten wetterbedingt sogar ganz ruhen.
Nicht das einzige Projekt dieser Art
Historie
In St. Georgen hat man mittlerweile etwas Erfahrung mit Anschlüssen an die Kläranlage nach dem Brigacher Modell: Nicht nur, dass die Idee von hier stammt und das erste Projekt dieser Art ab 1992 in St. Georgen – genauer gesagt eben in Brigach – stattfand. Vor mittlerweile gut zehn Jahren wurden beispielsweise auch Anwesen im Bereich Stockwald und in Stockburg auf diese Weise ans St. Georgener Abwassernetz angeschlossen. Allerdings in einer ganz anderen Größenordnung als aktuell im Bereich Vohenlohe: 95 Anwesen wurden damals angebunden– und das über etwa 20 Kilometer Kanal. Zusätzlich hatten sich noch Anwohner aus Unterkirnach an dem Projekt beteiligt.
Ausblick
Auch in Zukunft stehen noch ähnliche Baustellen an, gibt Georg Rabe vom städtischen Tiefbauamt einen Einblick: Der Bereich Gsod etwa sei bislang nicht ans öffentliche Abwassernetz angeschlossen.