Das Pflegeheim St. Hildegard in Seelbach schließt – doch die Gemeinde will weiterhin ein Angebot sichern. Foto: Baublies

Für die Gemeinderatssitzung hat die Verwaltung Vorlagen erarbeitet, die unter anderem baurechtlich den Erhalt des Noch-Caritas-Hauses regeln sollen.

Nachdem die Caritas im Mai die Schließung des Pflegeheims St. Hildegard bekannt gab, wurden in Seelbach und Schuttertal neben vielen kritischen Stimmen ein großer Wunsch laut. Der Tenor: Es soll die Gelegenheit geben, wieder eine Pflegeeinrichtung zu ermöglichen.

 

Um diese Option zu sichern, hat die Seelbacher Verwaltung nun – in Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Schuttertal – drei Beschlüsse vorbereitet, über die am kommenden Montag der Gemeinderat entscheiden soll. „In einem offenen, vertrauensvollen und durchweg konstruktiven Dialog wurden politische und rechtliche Optionen gemeinsam bewertet und erste Maßnahmen abgestimmt“, informierte die Gemeinde am Freitag.

Die erste Vorlage befasst sich dabei mit der Aufstellung eines Bebauungsplans „Pflegezentrum“. Im beschleunigten Verfahren soll laut Gemeinde die „planungsrechtliche Voraussetzung geschaffen werden, um den künftigen Charakter der Nutzung gezielt zu steuern. Im Zentrum stehen dabei die Sicherung pflegenaher, sozialer oder medizinischer Nutzungen.“ Im Bereich des Pflegeheims ist aktuell ein „Allgemeines Wohngebiet“ festgesetzt, wie den Sitzungsunterlagen zu entnehmen ist. Mit dem neuen Plan sollen nun das Pflegeheim als Art der baulichen Nutzung explizit festgesetzt und andere Nutzungen ausgeschlossen werden.

Um dieses Vorhaben abzusichern soll laut zweiter Vorlage eine Veränderungssperre in dem betroffenen Gebiet beschlossen werden. So können bis zur Umsetzung des neuen Bebauungsplans keine Vorhaben ohne vorherige Genehmigung umgesetzt werden. „Ohne die Veränderungssperre wäre eine Umnutzung des Pflegeheims nicht ausgeschlossen“, schreibt die Gemeinde.

Caritas will sich aktuell nicht öffentlich äußern

In der dritten Vorlage der Verwaltung für den Gemeinderat soll schließlich für das Pflegeheim ein Vorkaufsrecht zugunsten der Gemeinde beschlossen werden. „Damit wird der Gemeinde ein starkes Instrument an die Hand gegeben, um im Bedarfsfall Einfluss auf künftige Eigentümerstrukturen zu nehmen“, heißt es in der Mitteilung.

„Die Gemeinde Seelbach ist sich bei diesem wichtigen Thema der immensen Verantwortung bewusst. Die Vorbereitung dieser Beschlüsse war daher mit viel juristischer Sorgfalt verbunden. Wir möchten sicherstellen, dass dieses Grundstück auch in Zukunft dem dient, was es in unserer Gemeinde über Jahrzehnte war und wofür es in den 90er-Jahren gebaut und eröffnet wurde: ein Ort der Pflege und Menschlichkeit. Wir sind fest entschlossen, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen“, betont Seelbachs Bürgermeister Michael Moser.

Es gebe auch andere Interessenten, die eine Pflege bieten

Es sei nicht auszuschließen, heißt es aus dem Rathaus, dass der Lahrer Caritasverband als Heim-Eigentümer dem Vorgehen kritisch begegnet. Diese verweist auf Nachfrage unserer Redaktion auf Gespräche mit beiden Bürgermeistern, die im Juli geplant seien. „Selbstverständlich stehen wir den Gesprächen offen zur Seite. Mit beiden werden wir die Handlungsmöglichkeiten offen besprechen“, erklärte Vorstand Mirko Poetzsch am Freitag auf Anfrage.

„Wir handeln im Interesse der Region, bleiben weiterhin jederzeit gesprächsbereit und offen für konstruktive Lösungen“, betonen Moser und Litterst. Dabei bleibe die Caritas der Hauptansprechpartner für die beiden Gemeinden. Doch auch weitere Interessenten hätten sich nach Verkündung der Schließung in Seelbach gemeldet. „Da sind wir bislang nur im Status der Kontaktaufnahme. Aber es gibt durchaus Optionen von anderen, die sich vorstellen könnten, eine Pflege im Ort anzubieten“, erklärt Möser gegenüber der LZ und betont: „Wir sind natürlich auch weiterhin mit der Caritas im Gespräch und hoffen eine Lösung zu finden.“

Moser rechnet am Montag mit einem einstimmigen Beschluss: „Alles andere wäre eine Überraschung.“

Grund der Schließung

Die Lahrer Caritas begründet die Schließung von St. Hildegard Ende 2025 mit notwendigen Sanierungen, die sich nicht mehr rentieren würden, und dem Fachkräftemangel. Bewohner und Mitarbeiter könnten an anderen Standorten untergebracht werden.