Löten, Bohren und Schrauben ist bei EBM-Papst angesagt. Foto: Hübner

Groß war das Interesse an der Berufs- und Ausbildungsmesse in der Stadthalle. Viele Betriebe beklagten dennoch den Mangel an Azubis.

St. Georgen - Ziel der Messe sei es, Jugendliche mit Unternehmen zusammenzubringen, so Bürgermeister-Stellvertreter Hansjörg Staiger. Eine gute Ausbildung sei eine Zukunftsinvestition. Wirtschaft und Kommune sei es ein großes Anliegen, junge Bürger hier zu halten, so den Wirtschaftsstandort zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Die Resonanz auf frühere Ausstellungen zeige den Bedarf am Hochtechnologiestandort St. Georgen. Ansässige Firmen seien heimatverbunden, aber auch auf dem Weltmarkt zu Hause.

Von Azubis konstruierter Sterlingmotor

Tatsächlich präsentierten sich viele örtlich ansässige Firmen. So zum Beispiel das Unternehmen J. G. Weisser, das unter anderem einen von Azubis konstruierten Sterlingmotor präsentierte, oder die Firma Schmidt Technology, an deren Stand eine Dampfmaschine mittels hauseigener Sensoren und Tablet kontrolliert wurde.

Fast alle Aussteller haben zu wenige Auszubildende. Das sei ein Riesenproblem, so Lothar Jäckle von der Firma ATS, die Zuführungen für die pharmazeutische Industrie produziert. Mancherorts konnten sich Schüler sportlich betätigen oder an Gewinnspielen teilnehmen. Löten und Bohren war bei EBM-Papst gefragt, wo es galt, einen USB-Lüfter herzustellen.

Einen allgemeinen Blick aufs Handwerk gab Rainer Wagner von der Kreishandwerkerschaft Schwarzwald-Baar. Er lobte Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk samt begleitendem Studium. Bei Berufen wie Gebäude-Systemmanager sei Abitur als Einstiegsniveau gefragt. Elektro-, Sanitär- und Mechatroniker seien begehrt, Bäcker oder Metzger täten sich sehr schwer, Azubis zu finden. Dabei gebe es nirgendwo schnellere Aufstiegschancen, da viele Betriebe zu übernehmen seien.

Blick aufs Handwerk

Den Mangel an Bewerbern spürt auch die Robert-Gerwig-Schule in Furtwangen, die zum Beispiel Elektroniker ausbildet. Allerdings führt das laut den Lehrern Fabian Mauz und Rüdiger Hemer in Klassen mit zwölf Schülern fast zu Individualbetreuung. Technisch ganz vorn mit dabei ist die Feintechnikschule in Schwenningen mit Cyber-Classrooms, wo Inhalte mit VR-Brille vermittelt werden.

Berufspraxis per VR-Brille

Johannes Hilser vom Hotel Federwerk warb für Ausbildungen zum Koch und zur Hotel- oder Restaurantfachkraft. Immer größer wird die Diskrepanz zwischen Bewerbern und Stellen auch bei der evangelischen Altenhilfe, Mitarbeiterin Elisabeth Weisser. Und das, obwohl dort derzeit 55 Azubis sind und auch dort Berufspraxis per VR-Brille vermittelt wird.

In diesem Jahr gar keine Azubis fanden die Firma MB Bäuerle, die unter anderem Kuvertiermaschinen herstellt, und der Stuckateurbetrieb Kaiser, obwohl der Beruf laut Stuckateurmeister Sascha Hummel "wunderschön" sei.

1340 Stellen im Land zu besetzen hat die Polizei, so die Einstellungsberaterinnen Lisa-Katharina Kopf und Miriam Fuß. Allerdings bedingt diese Ausbildung einen Test mit Fokus auf deutscher Sprache, Intelligenz, Persönlichkeit, Fitness und allgemeiner Gesundheit.

Firma Wahl zum ersten Mal dabei

Zum ersten Mal auf der Messe ist das Unternehmen Wahl, das sich neu in Peterzell angesiedelt hat und wo sich Azubis demzufolge auf neueste Gebäudeausstattung freuen dürfen. Trotzdem besteht Bedarf an Neuzugängen, weniger bei Studiengängen als vielmehr bei Berufsausbildungen, wie Ausbildungskoordinatorin Natascha Hoch erklärte.

Weitere auf der Messe vertretene Branchen waren zum Beispiel Krankenkassen, Kreditinstitute, die Stadtverwaltung oder die Bundeswehr. An all ihren Info-Ständen fanden sich viele junge Menschen ein, um Informationen einzuholen.